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„Die Generationen nach uns müssen es wissen“

Anlässlich des 63. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau im Mai dieses Jahres hat die Gedenkstätte Dachau einen etwa 45-minütigen Dokumentationsfilm herausgebracht. Der Film entstand bei dem Besuch ehemaliger sowjetischer KZ-Häftlinge und behandelt deren Geschichte während des Nationalsozialismus.

Von Sarah Köneke

Die KZ-Gedenkstätte Dachau ist ein Ort internationalen Interesses. Jedes Jahr kommen sieben bis 800.000 Besucher und davon sind nur ein Drittel Deutsche. Die anderen zwei Drittel kommen aus der ganzen Welt. Während des Nationalsozialismus waren in Dachau Häftlinge aus 27 verschiedenen Ländern inhaftiert. Die sowjetischen Häftlinge bildeten dabei die zweitgrößte Gruppe. Nach Kriegsende kehrten sie in ihre Heimatländer zurück. Doch durch die politische Entwicklung und den Kalten Krieg wusste man nichts über das weitere Leben dieser Gruppe der KZ-Überlebenden. Erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs rückten sie in das Blickfeld westlicher Öffentlichkeit.

Seit 1992 gibt es speziell für diese Überlebenden ein Projekt in Dachau, das von Mitarbeitern der Gedenkstätte, Mitgliedern des Fördervereins für Internationale Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit in Dachau e.V. und Einzelpersonen unterstützt und finanziert wird. Jedes Jahr kommt eine Gruppe Überlebender aus verschiedenen Ländern der ehemaligen Sowjetunion für etwa zwei Wochen nach Dachau. Das Programm, das sie erwartet ist vielseitig. Besonders wichtig ist für die Überlebenden des Naziterrors, das Gefühl zu bekommen, dass sie und ihre Geschichte ernst genommen werden. Deshalb gehören zu dem Programm neben Zeitzeugengesprächen mit Jugendlichen und Erwachsenen und Interviews zu der persönlichen Geschichte der Opfer auch offizielle Empfänge und Gespräche wie etwa beim Landtag oder mit dem Oberbürgermeister. Außerdem wird eine Art humanitäre Hilfe geleistet, da viele der Überlebenden am Existenzminimum leben. Sie bekommen in Dachau medizinische Versorgung und wenn nötig auch Kleidung oder medizinische Hilfsmittel wie etwa Brillen.

Der Dokumentarfilm wurde von Antonio Grunfeld, der damals als Freiwilliger im NDK Wurzen arbeitete, zusammen mit einem ehrenamtlichen Team aus Dachau gedreht. In dem Film wird zum Einen das Projekt vorgestellt. Zum Anderen kommen aber auch immer wieder die Überlebenden selbst zu Wort und können dadurch ihre ganz individuellen Geschichten von der Deportation nach Deutschland bis hin zu ihrer Flucht oder die Befreiung des Konzentrationslagers durch amerikanische Soldaten und vor allem auch über die schreckliche Zeit dazwischen erzählen.

Der Film zeigt sehr respektvoll die bewegenden Geschichten der Überlebenden. Er ist nicht reißerisch und wer eventuell filmisch nachgestellte Szenen erwartet, wie es in Dokumentarfilmen oft üblich ist, wird enttäuscht sein. Doch gerade diese Ruhe in den Bildern verleiht dem Film Authentizität und lässt den Zuschauer das Gefühl bekommen, er würde dem Erzählenden in diesem Moment tatsächlich gegenüber sitzen. Während die Menschen von der schlimmsten Zeit ihres Lebens berichten sind sehr viele Großaufnahmen ihrer Gesichter und ihrer Augen zu sehen. Wegschauen ist nicht möglich, zu eindringlich blicken einen die meisten an. Und genau diese Botschaft vermittelt der Film. Man darf nicht wegschauen und denken, das betrifft einen nicht mehr. Oder um es mit den Worten von Margita Horakova zu sagen, die bei einem Zeitzeugengespräch mit Jugendlichen gefilmt wurde: „Darum müssen wir es weitergeben, dass ihr (so etwas) nie zulassen sollt.“.

Die DVD kann beim Netzwerk für Demokratische Kultur e.V. bestellt werden.
www.ndk-wurzen.de

Telefonnummer: 0 34 25 / 85 27 10


www.mut-gegen-rechte-gewalt.de

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CD-Rom Dachau nach 63 jahren