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Ein weiterer Schattenbericht

Nach dem ersten „Ritt durch den Schattenwald“ (wir berichteten), folgte am 30. Mai ein weiterer 'Schattenbericht' zum Verfassungsschutzbericht, verfasst von Andreas Speit und der grünen Europa-Abgeordneten Angelika Beer, die ihre Broschüre in der Amadeu Antonio Stiftung präsentierten.

Neben den beiden Verfassern nahmen Volker Ratzmann, Fraktionsvorsitzender im Abgeordnetenhaus und Angehöriger der Rechtsextremismus-Kommission der Grünen und Timo Reinfrank, Projektdirektor der Amadeu Antonio Stiftung an der Präsentation teil. Schon der Titel „Braune Gefahr für Deutschland“ soll wachrütteln, dass sich hinter organisierten Rechtsextremen weit mehr als nur Freizeitspaß verbirgt.  Die Broschüre, die als Fortsetzung der vorangegangenen, sehr erfolgreichen Broschüre „Rechtsextremisten in Norddeutschland“ betrachtet werden kann, zeigt auf, wie die extreme Rechte ihre Strategien bundesweit verfeinert hat und gibt wichtige Informationen und Anregungen bei der Arbeit gegen rechte Verführer.

Es ist kein Zufall, dass die Broschüre „Rechtsextremisten in Norddeutschland“ so erfolgreich und die Nachfrage bedeutend höher als die Auflage war: Andreas Speit, freier Journalist und TAZ-Kolumnist, veröffentlicht regelmäßig fundierte Beiträge über Neonazismus und rechte Grenzgänge in Fachmedien. Er ist auch Herausgeber des Fachbuchs „Neonazis in Nadelstreifen“, das soeben erschienen ist.. Mit Angelika Beer hat er eine nicht weniger engagierte Unterstützerin an seiner Seite. Sie ist Gründerin des Vereins für Toleranz und Zivilcourage e.V. Neumünster, hat sich vorbildlich für die Schließung des überregional bekannten Club 88 in Neumünster eingesetzt und ist besonders engagiert bei der Aktion „Noteingang“.

Volker Ratzmann, Rechtsanwalt und seit 2003 Fraktionsvorsitzender der Grünen in Berlin befürwortet das Projekt und lobte den Inhalt der Broschüre. Auch ihm persönlich liegt der Kampf gegen Rechtsextremismus am Herzen, so vertritt er mehrere Opfer rechtsradikaler Gewalt.

Die Moderation der Pressekonferenz übernahm Timo Reinfrank. Seiner Einschätzung nach, ist die Studie von Andreas Speit ein "Schattenbericht", also Alternativbericht  zum Verfassungsschutzbericht und eine besonders aktuelle, dichte und lohnende Beschreibung des deutschen Rechtsextremismus, seiner Akteure und Strategien. Zentraler Unterschied der Studie von Andreas Speit zum Verfassungsschutzbericht ist seiner Einschätzung nach die Betonung der kommunalen Verankerung der rechtsextremen Szene, durch deren kommunalpolitische Arbeit, die im VS-Bericht vollkommen fehle. Dazu komme die ansteckende Nähe rechtsextremer Ideologien zu Einstellung in der Mitte der Gesellschaft, die der Bielefelder Soziologe Wilhelm Heitmeyer als Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit bezeichnet und vor allem damit die zunehmend extremistischen Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft beschreibt.

Themenschwerpunkte der neuen Broschüre sind unter anderem rechte Bürgernähe, die NPD in den Landtagen, rechte Kommunalstrategien, braune Musik, Neonazi-Netzwerke, rechtsmotivierte Gewalttaten in Deutschland, getarnte Immobiliengeschäfte, der Kampf der NPD "um die Köpfe" und vieles mehr.

Ein Buch, dass hilft, mehr Bewusstsein für eine bislang verkannte Gefahr zu schärfen.

Angelika Beer (Hg.)
Braune Gefahr für Deutschland
Ein Text von Andreas Speit

Berlin, 2008, 80 Seiten.

Zu beziehen über: angelika.beer@europarl.europa.eu

www.mut-gegen-rechte-gewalt.de
/ lgr

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buchcover des schattenberichtes