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10 Videos über Vorurteile und andere Nachteile

Wie fühlt es sich an, wenn man als Afrikaner schon jahrelang in Deutschland lebt und auf der Straße verbal von Deutschen diskriminiert wird? Wie fühlt es sich an, wenn man das Leben lang als Außenseiter behandelt, nicht ernst genommen und nicht von den eigenen Eltern geliebt wird? Und wie kann man gewitzt gegen Vorurteile vorgehen? Zehn preisgekrönte Videos geben Auskunft.

Von Julia Schörken

Ein Videowettbewerb von www.respect.de in Zusammenarbeit mit der Jugendpresse Deutschland e.V. und der ZDF Sendereihe „Menschen – das Magazin“ gab jungen Menschen, im Alter von 12 bis 25 Jahren, die Möglichkeit ihre Ideen, Erfahrungen und Visionen zu gesellschaftlicher Viefalt filmisch umzusetzen. "In bester Gesellschaft? Vorurteile und andere Nachteile" war der Titel des Wettbewerbs.

„Wie siehst du das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen oder von Menschen verschiedener Herkunft, körperlichen, geistigen und seelischen Voraussetzungen in unserer Gesellschaft? Wie wünschst du dir ein friedliches Miteinander? An welche Grenzen stößt du dabei?“, lauteten die Ausgangsfragen zu dem Projekt, die junge Menschen ansprechen sollten. Nachfolgend einige Eindrücke des Gesehen:

Ein blauer Würfel wälzt sich auf schwarzem Grund vorwärts, einfach so. Fünf blaue Kreise umrunden den Würfel, blau eine kalte Farbe. Aus dem Impuls heraus beginnen die Kreise den Würfel zu attackieren, zu schubsen, der Würfel hat keine andere Wahl, ist umrundet, kein Fluchtweg bleibt offen, wahrscheinlich nur das Bereuen, den Weg überhaupt eingeschlagen zu haben. Vier, Fünf, Sechs Mal schneiden die Kugeln dem Würfel den Weg ab, bis sich schließlich der Würfel seiner Ecken besinnt und den Kreisen damit die Luft abschneidet.

Fünf Mal blaue Knetmasse ist nun auf dem schwarzen Grund verteilt.Triumph oder Niederlage? Der Würfel ist alleine stark, die Kreise sind es nur in der Masse. „Gesellschaftsspiel“ lautet der sarkastische Titel des Experimentalvideos. Spielfiguren als Teile unserer Gesellschaft. Meiner Meinung nach ist dieses Video das Interessanteste unter den Gewinnern, da es durch einfache Bilder und reduzierte Formen, Farben und geringe Laute, viele weitere Bilder im geistigen Auge des Betrachters erzeugt und Interpretationsmöglichkeiten offen hält. Das Video erhielt den dritten Platz.

Blauer Wuerfel
Blauer Wuerfel

Demütigung der leisen Art

In abgehackten Sätzen versuchen Deutsche den Protagonisten des Gewinnerfilmes mit dem Titel "Uche" nach dem Weg zu fragen. Dieser antwortet in sehr gutem Deutsch. Die Wegsuchenden bleiben verdutzt zurück. Mit einer fließenden Antwort von einem Schwarzen und einer so guten Ortskenntnis hätten sie scheinbar nicht gerechnet. Stigmatisierungen solcher Art sind im Alltag des Protagonisten mit Sicherheit nicht selten. Abschließend bemerkt er voller Stolz: “Ich kann sogar Deutsch und lerne gerade ein bissl Bayrisch.“.

Dieser Kurzfilm macht mal wieder deutlich, wie wenig man Menschen anhand ihres Äußeren beurteilen kann, dass hinter dem äußeren Anschein, hinter der Hautfarbe eine Lebensgeschichte steckt. Dass der Protagonist in Deutschland schon sehr integriert ist, sich nach einer Eingewöhnungszeit in dem Land wohl fühlt und die Sprach beherrscht, dass sollte man nicht für möglich halten, schließlich ist er ja schwarz. Den Eindruck vermitteln zumindest die zurückbleibenden Fragenden. Zwar geht das Paar, das nach dem Weg fragt, nicht gewalttätig mit dem Protagonisten um, signalisiert ihm aber, dass er ihrer Meinung nach eine andere Stellung in der Gesellschaft innehat. Es ist eine Demütigung der leisen Art.

Nur, wer an sich glaubt kann seinen Weg bestreiten

„Das ist Deutschland, unser Land“ singen sechs Jugendliche türkischer, deutscher, italienischer Herkunft. Sie alle wollen ihre Hoffnung nicht aufgeben für dieses Land. Sie alle appellieren an Akzeptanz ihrer Leben, an Toleranz, an Weltoffenheit. Sie sagen klar, dass sie sich in Deutschland wohl fühlen und die Hoffnung für das Land nicht aufgeben wollen, aber auch: „Glaub mir Deutschland, hier gibt’s noch viel zu klären.“. Alle rappen über ihre Leben, die unterschiedlichen Schwierigkeiten die sich darin auftun und singen bestärkend: „Nur, wer an sich glaubt, kann seinen Weg bestreiten.“ Sie betonen, dass man nur gemeinsam stark sein kann, gegen Vorurteile, Arbeitslosigkeit, Ausländerfeindlichkeit, Zukunftsangst vorgehen kann.


In vielen Videos wird nicht ausschließlich Information, sondern eine starke emotionale Dichte vermittelt. Gerade die Kürze der Videos (maximal 3 Minuten war das Kriterium) macht die Videos so dicht an Intensität und Aussagekraft. Jedes einzelne bezieht dazu Stellung, dass ein jedes Leben seine Berechtigung hat, dass damit sorgfältig, respektvoll und vorsichtig umgegangen werden muss und, dass wir alle Ausländer sind, wie die „Bösen Mädchen“ in einem Musikvideo singen.

Einer der Gewinner schafft es, ein sehr humorvolles Video zu kreieren. Ein rechts orientierter Mann in jeglicher Hinsicht möchte in einem Taxi sein Ziel erreichen. Immer wieder an derselben Abzweigung stehend schreit er „rechts“, weiter nichts. Immer wieder, der Taxifahrer ist nicht nur sichtlich genervt, sondern vielmehr tief erschüttert, kommen sie an derselben Abzweigung aus. Der Kommentar zum Schluss „Manchmal sollte man sich auf Kompromisse einlassen, sonst dreht man sich im Kreis“, lässt den Zuschauer lächelnd zurück. Ob Kompromisse reichen, das ist die Frage.


HIER alle zehn Videos

P.S.:  Ab 25. August führt auch das MUT-Portal mit mehrerern Partnern einen Videowettbewerb durch, insbesondere für Schulkassen. Mehr ab 25. August auf dieser Website und bei YOUTUBE!

www.mut-gegen-rechte-gewalt.de /  js  / Fotos: H.Kulick

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Ausschnitt Gewinnerfilm