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Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
Vor neun Jahren wurde Alberto Adriano in Dessau von drei Neonazis zu Tode geprügelt. Am 11. Juni, dem „Tag der Erinnerung“, fand auch dieses Jahr ein stilles Gedenken statt.
"...Denk' ich an Deutschland in der Nacht bin ich um meinen
Schlaf gebracht - mein Bruder Adriano wurde umgebracht
Hautfarbe schwarz. Blutrot. Schweigen ist Gold ..."
(Aus: Brothers Keepers "Letzte Warnung" )
Der Mosambikaner Alberto Adriano kam 1980 als Vertragsarbeiter in die DDR und lebte seitdem in Ostdeutschland. Die letzten vier Jahre vor seinem Tod hatte er genug Geld gespart, um seine Verwandten in Mosambik zu besuchen. Dazu kam es jedoch nicht mehr. In der Nacht vom 10. auf den 11. Juni 2000 wurde Adriano von drei Neonazis brutal zusammengeschlagen und starb an den Folgen seiner Verletzungen. Er hinterließ eine Ehefrau und drei Kinder. Die Familie musste nicht nur lernen, ohne Vater und Ehemann zu leben, sondern zugleich verstehen, dass er nur deshalb starb, weil er eine schwarze Hautfarbe hatte.
Nach Alberto Adriano’s Ermordung von Alberto Adriano versammelte der Musiker und Aktivist Adé Bantu zahlreiche Künstler und Gleichgesinnte, um in Gedenken gemeinsam einen Song aufzunehmen: „Adriano (Letzte Warnung!)”. Gleichzeitig wurde ein Verein gegründet, der sich gegen Rassismus und Rechtsextremismus wendet. Die „Brothers Keepers waren geboren.
Seit dem tödlichen Übergriff auf Alberto Adriano organisiert das Multikulturelle Zentrum Dessau jährlich einen „Tag der Erinnerung” im Stadtpark Dessau, dem Ort des Geschehens. In diesem Jahr fand der Gedenktag am 11. Juni 2009 statt. Es geht aber nicht ausschließlich um das Gedenken an Alberto Adriano, sondern auch darum, ein deutliches Zeichen gegen Gleichgültigkeit und Rassismus heute zu setzen. Denn neun Jahre nach dem Mord wird der name Alberto Adriano nicht gern gehört in Dessau-Roßlau. Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger macht einen großen Bogen um das Thema und zieht es vor, zu schweigen. Die Initiatoren des Gedenktags rufen alljährlich gegen diese Gleichgültigkeit auf.
Organisiert wurde der „Tag der Erinnerung“ in diesem Jahr vom Anhaltinischen Theater Dessau, der Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalttaten, dem Dessauer Bündnis gegen Rechtsextremismus, dem Evangelischen Kirchenkreis Dessau, dem Multikulturellen Zentrum Dessau, dem Dessauer Polizeirevier und Mitgliedern der Brothers Keepers. Unterstützt wird der Gedenktag u.a. durch die Amadeu Antonio Stiftung.
Erinnerung an den Anschlag auf Noel Martin
MUT-Meldung aus 2008: Gedenkstein geschändet
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / Foto: kulick