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Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
Der Verein Straßengezwitscher e.V. vermittelt demokratische Werte mit regionalem Bezug zu Sachsen – online und als Videobotschaft. Das durch MUT gegen rechte Gewalt geförderte Format »verrückt« startete im Februar. In den 3- bis 10-minütigen Videos können wir den Moderator* innen Johannes und Nhi dabei zusehen, wie sie aktuelle gesellschaftspolitische Themen leicht verständlich diskutieren. Wir haben mit den beiden gesprochen.
Das Interview führte Ibo Muthweiler
Nach dem Erfolg Eurer laufenden Projekte bringt ihr nun einen Videopodcast heraus, der gesellschaftspolitische Themen behandelt. Was motiviert Euch zu diesem neuen Format?
Johannes: Wir haben uns dafür entschieden, weil wir jungen Menschen die Werkzeuge an die Hand geben wollen, sich aktiv an politischen Diskursen zu beteiligen. Außerdem möchten wir das beleuchten, was im öffentlichen Diskurs häufig untergeht. Das betrifft vor allem rassistische Vorfälle in Sachsen sowie rechte Online-Hetze. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt darauf, jungen Menschen Medienkompetenz zu vermitteln.
Es geht Euch neben der Vermittlung politischen Grundwissens auch darum, auf aktuelle Ereignisse einzugehen. Welche Themen sind für Euch relevant?
Nhi: Wir konzentrieren uns einerseits auf tagesaktuelle Ereignisse aus Sachsen und versuchen diese dann in den gesellschaftlichen Kontext einzubetten. Geschehnisse vor Ort fungieren dann ja wie ein Brennglas für die gesamte Situation in Deutschland. Unser anderer Schwerpunkt liegt bei allgemeinen Themen, die besonders Berührpunkte mit dem Alltag und Leben junger Menschen haben sollen. Dabei handelt es sich um Themen wie Cybermobbing oder lokale Partizipation.
Durch Videoausschnitte, Statistiken oder Zitate schafft ihr es, selbst komplizierte Problematiken schnell und trotzdem unverkürzt darzustellen. Das Ganze mit Fokus auf Sachsen. Warum eigentlich?
Johannes: Sachsen ist das einzige Bundesland, in dem die AfD bei der vergangenen Bundestagswahl stärkste Kraft wurde. Außerdem mussten wir mit Erschrecken feststellen, dass es viele You- Tube-Kanäle aus Sachsen gibt, die völkisches und nationalistisches Gedankengut ziemlich erfolgreich an eine junge Zielgruppe vermitteln. Es ist uns wichtig, dass junge Menschen hier in Sachsen ein Angebot finden, das sich mit tagesaktuellen Themen auseinandersetzt und ihnen Lust macht auf Demokratie, die immer langsam und kompromissbehaftet ist.
Youtube-Channels sind nicht das klassische Medium politischer Bildungsarbeit. Was ist der Vorteil dieses Formats?
Nhi: Wir möchten vor allem eine junge Zielgruppe erreichen und die ist eben vor allem auf Youtube unterwegs. Indem wir Videos produzieren, ist der Content aber auch langfristig abrufbar, das heißt, dass die Inhalte immer wiederholbar sind. In unseren Videos diskutieren Johannes und ich, es gibt Erklärteile und in unseren Formaten Mikroskop und Makroskop nehmen wir Begriffe auseinander und setzen sie in einen Kontext.
Johannes: Wir haben uns bewusst für Youtube entschieden und uns dabei auf mehrere Studien gestützt. Sie belegen, dass die Videos das beliebteste Format Jugendlicher sind.
Die erste Folge von »verrückt« ist im Februar erschienen. Wie wurde das Projekt bisher aufgenommen?
Nhi: Unsere Youtube-Statistiken, Nachrichten und Kommentare zeigen, dass wir größtenteils ein junges Publikum erreichen. Das ist natürlich toll, denn genau da wollen wir hin.
Johannes: Unsere Top-Folge hat aktuell knapp 5.000 Views. Ist da noch Luft nach oben? Na klar! Das ist aber keine Einbahnstraße. Wir werden Schüler*innen noch stärker einbinden und fleißig weiter machen!
Das Interview erschien zuerst in der "Ermutigen", No.20, der Amadeu Antonio Stiftung.