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Türkiyemspor: Mit Einstein gegen rechte Fußball-Fans

„Ausländer raus“, „Wir besuchen euch in Buchenwald“, „Juden Berlin“ – beim Hinspiel der Fußball-Regionalliga zwischen dem Chemnitzer FC und dem Berlin Klub Türkiyemspor machten ostdeutsche Fans mit rassistischen Sprechchören auf sich aufmerksam. Beim  Rückspiel letzten Mittwoch wehrte sich Türkiyemspor - mit Albert Einstein.

Von Arne Semsrott

Der Vorstand des Chemnitzer FC ließ sich im Herbst letzten Jahres eine halbe Woche Zeit, auf die Vorfälle beim Regionalliga-Spiel zu reagieren und teilte der Berliner Mannschaft bis heute nicht sein Bedauern über das Verhalten der Fans mit.

„Das war eine organisierte Form von Rassismus, die uns in den 20 Jahren seit Bestehen des Vereins nicht begegnet ist“, sagt Cetin Özaydin, Fanbeauftragter des türkisch-deutschen Klubs Türkiyemspor. Neben den rassistischen und antisemitischen Sprechchören hätten die Chemnitzer Fans auch Affengeräusche nachgeahmt. Für Özaydin ist klar:„Diese Menschenfeindlichkeit hat im Stadion nichts zu suchen.“

Deswegen plante Türkiyemspor beim Rückspiel am Mittwoch im Jahn-Sportpark am Prenzlauer Berg eine Plakataktion. Rund 40 Plakate wollten die Fans in die Höhe halten. Motiv: Albert Einstein, der den Chemnitzer Fans die Zunge herausstreckt. Unterstützer der Aktion waren dazu herzlich eingeladen.

Einstein-Bild mit herausgestreckter Zunge
Einstein-Bild mit herausgestreckter Zunge

Straffe Sicherheitsvorkehrungen

„Für uns ist ,Jude’ kein Schimpfwort – im Gegenteil“, meint Özaydin. Wegen der Brisanz des Spiels erwartete er auch, dass womöglich Angehörige der rechten Szene Berlins zum Spiel erscheinen. Die Sicherheitsvorkehrungen für den Abend waren straff. Die Fanbeauftragte des Chemnitzer FC, Peggy Schellenberger, riet unterdessen den Chemnitzer Fans zwar nicht von der Fahrt in die Hauptstadt ab, wollte dies aber auch nicht empfehlen. Sportlich endete das Spiel übrigens 0:3 für die Gäste aus Chemnitz.

Die kreative Aktion Türkiyemspors erinnert ein wenig an den holländischen Klub Ajax Amsterdam oder das englische Team der Tottenham Hotspurs – beide Mannschaften wurden in vergangenen Jahrzehnten von gegnerischen Fans „Judenklub“ genannt. Heute wehen auf den Fan-Rängen der beiden Mannschaften bei Heimspielen demonstrativ Israel-Flaggen.

Schärfere UEFA-Regeln gegen Rassismus


Unterdessen hat der Europäische Fussballverband UEFA neue drakonische Regeln in Aussicht gestellt, die greifen sollen, wenn sich Fußballfans in Stadien rassistisch äußern.  UEFA-Präsident Michel Platini kündigte am 22.4. an, dass in Zukunft Spiele aufgrund andauernder rassistischer Sprechchöre zunächst für 10 Minuten unterbrochen und im Wiederholungsfall abgebrochen werden sollen.

Anlass war, dass Juventus-Anhänger am Samstag zuvor rassistische Sprechchöre gegen Inter-Stürmer Mario Balotelli angestimmt hatten. Die "Alte Dame" muss nun das kommende Meisterschaftsheimspiel gegen Lecce am 3. Mai 2009 unter Ausschluss der Öffentlichkeit bestreiten.

www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / as / Foto: http://www.turkiyemspor.net/de.asp

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