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Letzter Aufruf im MUT-Schülerzeitungswettbewerb

Dass Schülerzeitungen mehr können, als nur Schulhofplausch auszulösen, beweist seit drei Jahren ein besonderer Preis, den die MUT-Redaktion der Amadeu Antonio Stiftung verleiht – für junge Medien mit Mut. Die Auszeichnung wird jährlich im Bundesrat vergeben, im Rahmen des Schülerzeitungswettbewerbs der Bundesländer. Verlängerter Einsendeschluss ist der 30. März 2009.

Von Holger Kulick

Die Redaktion des Stiftungsprojekts www.mut-gegen-rechte-gewalt.de hat den Sonderpreis 2006 initiiert, um Jugendliche zu ermutigen, sich in ihren Blättern vorbildlich mit Aspekten von Rechtsextremismus und Antisemitismus aus Schülerperspektive zu befassen. Kooperationspartner sind der stern und der Verband der Jugendpresse Deutschland. Als Preise winken Geldprämien um die Redaktionskasse aufzufüllen und Schüler-Praktika in der MUT-Redaktion.

Gewachsenen Sensibilität

Der Wettbewerb hat viel in Gang gesetzt. Von Jahr zu Jahr steigt die Zahl der Bewerber an – ein deutliches Zeichen, wie sehr das Thema Rechtsextremismus auch Schülern unter den Nägeln brennt. Auch der Einfallsreichtum der Redaktionen ist groß. Mal wird hinterfragt, warum eine Schule immer noch den Namen eines Fliegergenerals aus dem Dritten Reichtragen muss, mal werden Mobbing-Erfahrungen von Einwandererkindern geschildert, die die jeweilige Schule besuchen. Auch lehrreiche Schülerrecherchen über die Juden-Verfolgung vor Ort gehören dazu, eigene Umfragen über Vorurteile, Interviews mit Neonaziaussteigern unter Mitschülern, aber auch Recherchen, warum das Angebot von Nazidevotionalien bei ebay nicht zu stoppen ist.

Die Preisträger kamen bislang aus Kassel, Passau, Ladenburg, Lübben und bereits zweimal aus Halberstadt in Sachsen-Anhalt. Das dortige Gymnasium Martineum sticht alljährlich mit seiner Schülerzeitung „Martinshorn“  hervor, sich besonders einfallsreich mit Rechtsextremismus auseinanderzusetzen. Ein lokale Internetflirtline wurde unter die Lupe genommen, weil sich dort besonders viel Neonazis outeten, ein privater Briefpostdienst wurde hartnäckig befragt, warum er sich weigerte eine bestellte Sondermarke gegen Rechtsextremismus zu drucken, aber auch das NPD-Verbot wurde sehr offen mit pro und Contra aus Schülersicht abgewogen.

Schlagzeilen über den Schulhof hinaus

In diesem Jahr sorgte eine Martinshorn-Titelstory sogar in der Regionalpresse für Schlagzeilen. Auf einer gusseisernen Ehrentafel für Kriegstote in ihrer Aula hatte die Redaktion auch die Namen von sechs SS-Mitgliedern entdeckt und nachgehakt, warum auch die hier geehrt werden sollten. Die Tafel wurde daraufhin von der Schulleitung entfernt. Sofort protestierten alte Kämpfer in der Lokalpresse die Leserbriefseiten füllten sich rappelvoll. Und beim Martinshorn gingen zahlreiche Vorschläge ein, wie man seine solche Gedenktafel als Mahntafel umfunktionieren kann. Zum Beispiel mit der Überschrift: „Was suchten sie in Polen, Frankreich und Russland?“.

Zur Belohnung wurde die Martinshorredaktion in diesem Jahr an einem ganz besonderen Projekt der MUT-Redaktion beteiligt. Sie wurde zum Mitherausgeber unseres Schülerhandbuchs gegen Rechtsextremismus, dem „MUT-ABC für Zivilcourage“, das symbolisch am 8. Mai 2008 erschien, dem Jahrestag des Kriegsendes und der Kapitulation des Dritten Reichs.

Zeitungen und Zeitungsbeiträge können noch bis zum 30.3.2009 an die MUT-Redaktion geschickt werden! Entweder per mail an mut@amadeu-antonio-stiftung.de oder postalisch an: MUT-Redaktion, z.Hd. Holger Kulick, c/o Amadeu Antonio Stiftung Linienstraße 139  10115 Berlin. Erscheinungsjahr muss 2008 oder 2009 sein.

www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / Foto: Bei der Jurysitzung im Axel-Springer Verlag 2008 (Kulick)

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Juror mit zeitung vor Nase