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Gegenüber einer Unterkunft für unbegleitete minderjährige Geflüchtete trafen sich mehrere Personen in einem Dart-Vereinsheim. Sie sprachen die Jugendlichen, die vor ihrem Haus standen, provozierend an. Diese fragten, was denn das Problem sei. Daraufhin sei ein Mann über die Straße gekommen und habe zwei der Jugendlichen angegriffen. Daraufhin schlossen sich vorbeigehende Passant*innen und weitere Gäste aus dem Dart-Club mit dem Täter zusammen und attackierten als gewalttätiger Mob die Gruppe der Jugendlichen. In ihrer Angst flüchteten die Betroffenen in das Wohnhaus, woraufhin sie von den Tätern weiterverfolgt wurden. Diese drangen sogar in den Wohnbereich der minderjährigen Jugendlichen ein, der als privater Schutzraum eine besondere Bedeutung hat und schlugen auf die Betroffenen ein. Einige Jugendliche konnten sich in Wohnräumen verstecken oder suchten den Schutz des zuständigen Betreuers. Trotzdem wurden alle vier Betroffenen gefährlich verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden, zwei von ihnen in der Notaufnahme. Erst der Betreuer konnte die Männer dazu bewegen die Unterkunft zu verlassen. Bevor die Täter die Wohnung wieder verließen, drohten sie dem Betreuer weitere Übergriffe an, sollte er die Polizei informieren.
Bei der anschließenden Feststellung der Personalien der versammelten Personeb in dem Vereinsheim herrschte nach Polizeiangaben eine aufgeheizte und aggressive Atmosphäre. Es waren einige Burschenschafter anwesend. Die Polizisten wurden als "Auschwitz-Vergaser" diffamiert und beleidigt. Erst nach der Ankündigung weiterer Maßnahmen waren die Besucher, von denen einige der rechten Szene Kahlas angehören, bereit, ihre Personalien anzugeben. Nun ermittelt der Staatsschutz in dem Fall wegen Körperverletzung und Beleidigung. Die Angreifer haben ebenso Anzeige gegen die Jugendlichen wegen Körperverletzungen gestellt. Sie sollen sich gegen den ersten Angriff gewehrt haben und dem Angreifer einen Faustschlag verpasst haben.
Die Betroffenen berichten, dass sie in den Tagen nach dem Angriff von Personen der örtlichen Neonazi-Szene beobachtet wurden. Sie hielten sich bedrohlich in der Nähe des Wohnhauses der Jugendlichen auf, fuhren mit Autos vorbei und fotografierten diese mit ihren Handys. „Die Betroffenen sind von dem Angriff stark traumatisiert und trauen sich nicht mehr aus ihrem Wohnbereich, der für sie auch seine Schutzfunktion verloren hat“, so Franz Zobel von der Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen (ezra).