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Berliner Berufsschule wurde Schule ohne Rassismus

Werden eigentlich nur Gymnasien zu "Schulen ohne Rassismus"? Nein, am 9. Juli erhielt auch die Loschmidt-Berufsschule in Berlin-Charlottenburg die feierliche Auszeichnung. Schulen bekommen sie nur, wenn sich über siebzig Prozent der Schüler per Unterschrift zu einer rassismusfreien, couragierten Schule bekennen. In diesem Fall waren es sogar 80 Prozent.

Von Leon Freude

Doch nicht nur auf das Toleranz-Bekenntnis auf dem Papier komt es an. Außerdem muss jährlich wenigstens einmal Antirassismus-Engagement eingebracht werden. Sanem Kleff aus der Projektleitung von "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" (SOR-SMC) berichtet den Loschmidt-Schülern stolz, dass es in Deutschland mittlerweile über 450 vom Verein gekürte Schulen gibt. „Aber der Verein ist sogar international, auch in Spanien, den Niederlanden, Belgien und Österreich gibt es solche couragierte Schulen“, fügt sie hinzu.

Die Loschmidt-Oberschule ist etwas besonderes, denn sie wird von Schülern besucht, die „zum Start ins Berufsleben besonderer Unterstützung bedürfen“. Seit der Reformierung des Berliner Schulgesetzes 2004 versucht die Schule auch geistig benachteiligten Schülern zu helfen. Die Schüler haben häufig weder Schulabschluss noch Lehrstelle, die Oberschule ist die letzte Station, die ihnen beruflich wertvolle Fähigkeiten, aber auch Selbstvertrauen mitgeben kann.

Benachteiligte Schüler haben nicht selten ein Problem: Sie werden häufiger zu Opfern von Rassismus, indem sie gemobbt und gehänselt werden - und sie gelten als verführbarer durch ideologische Demagogen, besonders von rechtsaußen. Daher hat für die Bundeskoordination von Schule ohne Rassismus eine Schule wie die Berliner Oberschule eine besondere Bedeutung – die meisten der sonstigen Projektpartner sind in der Regel Gymnasien mit einem hohen Bildungshorizont. Haupt-, Real und Berufsschulen treten in den Listen nur vereinzelt auf.

"Benachteiligung überwinden" als Schulauftrag

Die Schulsozialarbeiter Olivier Rakotovao und Holger Schmidt sehen aber gerade hierin eine wertvolle Verbindung zum Konzept von Schule ohne Rassismus. „Viele der Schüler wurden bisher ihrer Chancen beraubt oder haben selbst ihre Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft. Benachteiligungen zu überwinden ist der genuine Auftrag der Loschmidt-Oberschule“, erklärt Rakotovao und Schmidt ergänzt, “Uns war es wichtig ihre Erfahrungen, Wünsche und Vorstellungen zu dem Komplex Rassismus und Diskriminierung zu ergründen.“

Das Herantasten an die Thematik erfolgt meist so: die Schülerschaft soll versuchen, sich Rassismus interdisziplinär anzunähern, also zum Beispiel künstlerisch, verbal oder schriftlich. Die Loschmidt-Oberschüler setzten sich außerdem intensiv mit dem NS-Regime auseinander, dazu gehörten Besuche der Gedenkstätte Plötzensee, einer Ausstellung im jüdischen Museum und des Anne-Frank-Hauses.

Anlässlich der Fußball-EM spielten die Schüler für ethnisch unterschiedlichst zusammengesetzte Teams – Europameister wurde die Schweiz!
Das Projekt zeigt, dass Antirassismusarbeit Spaß macht, dass es den Schülern neue Gedankenhorizonte eröffnet und keinesfalls elitäre Gymnasien die Hausmacht im Themenfeld Antirassismus haben. Antirassismus muss alle gesellschaftlichen Gruppen mit einbeziehen. Dass das geht, zeigt die Loschmidt-Oberschule in Berlin-Charlottenburg.

Amadeu Antonio Stiftung förderte Landesschülertreffen von Schule ohne Rassismus in NRW
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www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / Foto: Loschmidt-Oberschule


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Broschüre der Loschmidt-Oberschule