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Berlin 08 - ein Erfolg?

Vom 13. bis 15. Juni fand auf dem riesigen Areal um das FEZ in der Berliner Wuhlheide das ‚Du machst Berlin 08’- Festival statt. Gefördert vom Bundesfamilienministerium, der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Bundesjugendring konnten sich hier  junge Menschen aus ganz Deutschland in praktischer Politik üben. Unter dem Motto "Nur wer was macht, kann auch verändern!" stellten sich zahlreiche Jugendorganisationen und Initiativen in eigenen Zelten vor und zeigten, wie Kinder und Jugendliche in Entscheidungsprozesse eingebunden und ihr gesellschaftspolitisches Engagement gestärkt werden kann. Einen Schwerpunkt bildete dieses Jahr das Thema ‚Rechtsextremismus’, das in einem separaten Themenzelt behandelt wurde. Mit organisatorischen Hindernissen.

Von Leon Groh und Christopher Egenberger

Um möglichst viele Jugendliche für das Festival zu begeistern, stand nicht nur politisches und gesellschaftliches Engagement, sondern auch Spaß auf dem Programm. Dazu hatten die Veranstalter ein Rahmenprogramm organisiert, das sich sehen lassen konnte. Auf der Hauptbühne spielten unter anderem Culcha Candela und ‚Wir sind Helden’. Dennoch wurde der Platz vor der Bühne nicht annähernd gefüllt und war ein deutliches Indiz für die doch insgesamt enttäuschenden Besucherzahlen. In den drei Tagen verirrten sich gerade mal 11.000 Jugendliche auf das Festivalgelände. Zum Vergleich: die Berliner Band Seed füllt die Wuhlheide an einem Abend mit 17.000 Zuschauern. Dass dies nicht nur am schlechten Wetter gelegen haben kann, zeigte sich, als auch in sonnigen Stunden das riesige Gelände fast schon verlassen wirkte. Selbst an Halfpipe oder Kletterwand fanden sich nur wenige Interessierte. Auch schien es, als ob in erster Linie solche Jugendlichen das Festival besucht haben, die sich bereits politisch engagieren. Andere Gruppen für gesellschaftspolitische Themen zu sensibilisieren und zu motivieren, sich für die eigenen Belange einzusetzen, konnte unter diesen Voraussetzungen nur bedingt erfolgreich sein.

Es ist wirklich ärgerlich, wenn die guten Absichten der Veranstalter durch organisatorische Schwächen derart hintertrieben werden. So hätten die Schulen im Vorfeld wesentlich besser in die Planungen eingebunden werden sollen, um die Zielgruppen direkt ansprechen zu können. Zudem ist auch fraglich, wer an einem normalen Schultag schon um zehn Uhr morgens zu einem Workshop gehen kann. Ein weiteres Ärgernis war die geringe Distanz des Rechtsextremismus-Themenzelten zur Hauptbühne. Auch wenn die großen Konzerte erst abends stattfanden, machten Soundchecks, Bandwettbewerbe und ähnliches ein ungestörtes Vortragen oder Diskutieren unmöglich. Beschwerden, dass lediglich ein Drittel der Zeit ausreichend Ruhe herrschte, stießen bei den Veranstaltern auf taube Ohren. Hier hätte sicherlich im Vorfeld die Möglichkeit bestanden, das riesige Areal derart zu nutzen, dass sich Spaß und inhaltliche Arbeit nicht dauernd in die Quere gekommen wären.

Gegen den Begleitlärm kämpfte auch ein Workshop der Amadeu-Antonio-Stiftung an. Ziel war es, mit den Teilnehmern Konzepte gegen rechtsextreme Umtriebe in den Kommunen zu erarbeiten. Dazu simulierten die etwas ein Dutzend Jugendlichen ein Bürgertreffen in der sächsischen Gemeinde Reinhardtsdorf-Schöna. Dort hatte die NPD kürzlich bei den Kommunalwahlen ein Viertel der Stimmen für sich verbuchen können. Timo Reinfrank zog danach trotz der 'Verständigungsschwierigkeiten' ein positives Fazit. Viele der Jugendliche könnten die gesammelten Erfahrungen zuhause gut nutzen, um dort erfolgreich Projekte in Angriff zu nehmen. Einige schienen wirklich dringend auf eine derartige Hilfe angewiesen gewesen zu sein.

TAZ-Artikel zum Thema

www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / che & lgr / Foto Egenberger. Auf dem Festival Berlin 08.

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