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"Ferien im Führerbunker?''. Ein Veranstaltungstipp.

Über die demagogische Kinder- und Jugendarbeit der rechtsextremen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ in Mecklenburg-Vorpommern. Hintergrundwissen und ein Hinweis auf eine Informationsveranstaltung mit der Fachjournalistin Andrea Röpke - zu Gast beim neuen Mädchen-Projekt "Lola für Lulu - Frauen für Demokratie im Landkreis Ludwigslust".

Die „Heimattreue Deutsche Jugend“ (HDJ) ist eine Neonaziorganisation, die bundesweit aktiv ist. Sie steht in der Tradition der 1994 in Deutschland verbotenen Wikingjugend und ist insbesondere auch in Mecklenburg- Vorpommern aktiv. Die HDJ setzt auf ein vordergründig familien – und kinderfreundliches Image und baut so, weitestgehend ungestört und in der Öffentlichkeit wenig wahrgenommen, ihre Strukturen aus. Zuletzt sorgte das HDJ -Ostertreffen 2008 in Tückhude (LK Demmin) für Aufsehen.

Das Angebot der HDJ richtet sich vorwiegend an Kinder und Jugendliche und ist auf eine generationsübergreifende und dauerhafte Einbindung in die rechte Szene ausgerichtet. Einschlägig bekannte Neonazis schulen Kinder und Jugendliche. Fächer wie Menschenführung, Rhetorik und Lagersicherheit stehen ganz oben im HDJ-Lehrplan. Neben dem ideologischen Drill können Jugendliche offenbar auch - "ganz praxisnah"- den Umgang mit Waffen üben.

Die Referentin Andrea Röpke ist Politologin und freie Journalistin. Ihr Spezialgebiet ist die journalistische Arbeit zu den Themen Nationalsozialismus und Rechtsextremismus. Neben diversen Fernsehmagazinen wie Panorama, Fakt, Kennzeichen D und Spiegel-TV wurden ihre Recherchen im Neonazi-Milieu auch in Stern, Focus und Spiegel veröffentlicht. Sie ist Expertin für die rechtsextreme Organisation „Heimattreue Deutsche Jugend“. 2007 als "Reporterin des Jahres" und mit dem Medienpreis "Leuchtturm" des Netzwerks Recherche ausgezeichnet.

HINTERGRUNDWISSEN: Die HDJ


„Heil dir, Kamerad!“, so begrüßen sich Kinder und Jugendliche bei der „Heimattreuen Deutschen Jugend.“ Insgesamt 400 Mitglieder zählt die Neonaziorganisation. Sie agiert hauptsächlich in den neuen Bundesländern und hat ihren Hauptsitz in Berlin. Die HDJ führt mehrere „Einheiten“, die teilweise gleich mehrere Bundesländer organisatorisch abdecken: In der Einheit „Nordland“ sind zum Beilspiel Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen zusammengebunden. Aktivitäten gibt es auch in Baden Württemberg, Bayern, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Hessen, Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.


Kinder und Jugendliche werden mit abenteuerlichen Zeltlagern gelockt. Die meisten Erzieher der HDJ sind ehemalige „Wiking Jugend“ Mitglieder. 42 Jahre lang gab es die Wiking Jugend. Bis sie 1994 in Deutschland verboten wurde. Die Betreiber der HDJ haben allerdings aus dem Verbot der nazistischen Gemeinschaft gelernt. Sie wollen keine Massenveranstaltung, sondern möchten elitär bleiben. Das Angebot der HDJ ist auf eine generationsübergreifende und dauerhafte Einbindung in die rechte Szene ausgerichtet. Kinder, die daran teilnehmen sind zum Teil schon in der 3.Generation Nazis. Sie wachsen in einer Parallelwelt auf, in der die „Zeltlager“ der HDJ zum festen Bestandteil des Jahres gehören. Die Mütter dieser Kinder spielen dabei eine maßgebliche Rolle. Oftmals sind sie noch fanatischer als die Väter. So halten sie zum Beispiel die Temperatur in den Kinderzimmern besonders niedrig damit ihre Kinder für das winterliche Appellstehen bei den HDJ - Lagern abgehärtet sind. „Jeder der in der Szene was auf sich hält schickt seine Kinder dorthin“, so Tania P. Die Aussteigerin kennt sich aus, zwei ihrer fünf Kinder schickte sie zur HDJ.

Die von der HDJ organisierten Ferienlager funktionieren nach soldatischen Erziehungsmaßnahmen. So werden zum Beispiel 150 Kilometer Märsche durchgeführt. Das Programm: Strammstehen, Frühsport und Gewaltmärsche mit Gepäck. Mit einem Appell beginnt jeder Tag. Schließlich wollen die HDJ-Kader den Jugendlichen „ein Leben mit Tradition und Werten“ für ein „unabhängiges Deutschland“ anhand von „körperlicher und geistiger Lebensführung“ beibringen. Tanja P. sagt es deutlicher: „Die Kinder werden dort vorbereitet auf den zu erwarteten Straßenkampf, auf Demonstrationen.“ Unterricht in Menschenführung, Rhetorik und Lagersicherheit gehören zum ebenso zum Tagesprogramm. Eine Pizza wird zum „Gemüsekuchen“ und das Internet zum „Weltnetz“. Die Jugendlichen sprechen fast nur in Parolen, wie zum Beispiel „Mein Glaube ist der Kampf“. Neben dem ideologischen Drill können Jugendliche offenbar auch „ganz praxisnah“ den Umgang mit Waffen üben. Zum Teil sind 14 und 15-jährige verantwortlich für ganze Einheitslager von 50 Kleinkindern. Mitarbeiter der Einrichtung, welche die HDJ für ihr Winterlager gemietet haben, berichten: „Die Kinder mussten vor der Fahne frierend ausharren. Die wollten die Kinder abhärten.“ Die HDJ erklärt selbst, die „Ideale soldatischer Erziehung“ anzustreben, denn: „Wir verlangen Disziplin und Gehorsam.“

Die Publikation der HDJ heißt Funkenflug und wird viermal jährlich herausgegeben. Darin wird zum Beispiel der Begriff Toleranz „definiert“: „Begriff für feige, schwache Menschen ohne wirkliche Überzeugung.“ Auf der HDJ-Website wird gewarnt: „Eltern aufgepasst“, eine „Schar von internationalistisch/multikulturell gesinnten „LehrerInnen“ übernehme „einen Großteil der Erziehung“, die Kinder zu „multikulturell denkenden Weltbürgern“ forme.

Wie kann es sein, dass die HDJ sich problemlos weiter ausbreiten und Kinder und Jugendliche für ihren kriminellen Zweck rekrutieren kann? Es bestehen eindeutige Parallelen zwischen der Wiking Jugend und der HDJ, dennoch wird die Neonaziorganisation nicht verboten. Zwar wurde das Tragen der sogenannten „Kluft“ untersagt, was lediglich eine Welle von Spott und Höhn von Seiten der Neonazis auslöste, aber ein Verbot der HDJ blieb bisher aus.

Das Bundesinnenministerium hält die HDJ offenbar immer noch nicht für gefährlich. Jüngst wurde bei einer Hausdurchsuchung von HDJ-Anhängern der Film „der ewige Jude“ gefunden, welcher in den Lagern auch vorgeführt wird. Im April 2007 gab es eine Razzia in einem Zeltlager mit dem Namen „Leben ist Kampf“, wo unzählige Waffen in Beschlag genommen wurden. Es gibt eindeutige Beweise dafür, dass die HDJ eine verfassungsfeindliche und gefährliche Organisation ist. Dem muss nun endlich ein Ende gesetzt werden.

„Wichtig ist das die Leute aufgeklärt werden. Es müssen mehr Leute Bescheid wissen über die HDJ. Die Informationspolitik bei der Polizei muss verbessert werden. Noch dazu ist mehr Ehrlichkeit gefragt. Der Lokalpatriotismus muss aufhören. Wenn es ein regionales Problem mit Neonazis gibt dann muss dieses auch benannt werden“, so die Journalistin und Expertin für die HDJ Andrea Röpke.


Text: Antonia Oettingen

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