Die Mobile Opferberatung in Sachsen-Anhalt initiiert folgenden Spendenaufruf für zwei vietnamesische Familien, deren Geschäfte durch rassistisch motivierte Brandstifter in Flammen aufgingen:
"Vor gut einem Jahr, am frühen Morgen des ersten Mai 2007 traten in der sachsen-anhaltinischen Kleinstadt Bismark mehrere junge Männer aus einer rechten Clique eine Schaufensterscheibe des Geschäfts von Ngoc C.(alle Namen geändert) ein und legten Feuer. Die Flammen breiteten sich schnell aus und erfassten nicht nur das benachbarte Geschäft von Viet P., sondern das gesamte Einkaufszentrum. Die Feuerwehr, die erst nach etwa einer halben Stunde eintraf, konnte nichts mehr retten. Das gesamte Einkaufszentrum musste inzwischen abgerissen werden.
Viet P. und Ngoc C. waren für einen derart hohen Schaden nicht ausreichend versichert. „Mein Imbiss befand sich im Inneren des Einkaufszentrums, es gab Kameraüberwachung, ich hielt das für ausreichend,“ so Viet.P. Nun bleibt der zweifache Familienvater auf einem Schuldenberg von 25 000 € sitzen, bei Ngoc. C., ebenfalls Vater eines Kindes, summieren sich die Schulden sogar auf 40 000€. Der Gesammtschaden beläuft sich auf mehr als eine Million und betrifft sieben Geschäfte. „Aufgrund der hohen Summe und der Vielzahl von geschädigten Versicherungen ist es sinnlos auf einen finanziellen Ausgleich durch die Täter zu hoffen,“ so ein Sprecher der Mobilen Beratung. Die finanzielle Lage beider Familien ist äußerst angespannt. „Wir können wirklich jeden Euro gebrauchen“ sagt auch Hang P., Ehefrau von Viet P. und Mutter zweier Kinder.
Sowohl Viet P. als auch Ngoc C. waren schon im Vorfeld der Brandstiftung rassistischen Beleidigungen und Anfeindungen ausgesetzt. Einmal war eine Scheibe mit einem Hakenkreuz verschmiert, eine weitere wurde gleich zweimal eingeschlagen. Eine Zeit lang wurde täglich gegen das Schaufenster des Imbisses gespuckt und Viet P. bei Verlassen des Geschäfts angepöbelt. Aus Angst, den Rechten allein gegenüber zu stehen, schloss der 47-jährige sein Bistro schon um 19 statt um 22 Uhr und nahm damit Verdienstausfall in Kauf.
Ngoc C. ist nicht zum ersten Mal mit Rassismus und Gewalt in Deutschland konfrontiert. Er wohnte 1992 in Rostock-Lichtenhagen, als dort mehrere hundert, teilweise extra angereiste Neonazis unter dem Beifall von etwa 3000 Schaulustigen ein von vietnamesische VertragsarbeiterInnen bewohntes Haus mit Molotow-Cocktails in Brand setzten. Ngoc C., damals erst 20 Jahre alt, musste aus dem Nachbarwohnblock mit ansehen wie die Gewalt nach Tagen ihren schrecklichen Höhepunkt erreichte und die im brennenden Haus eingeschlossenen Frauen, Männer und Kinder erst im letzten Moment über das Dach entkommen konnten.
Beide Familien bemühen sich seit dem Brandanschlag mit verschiedenen Tätigkeiten eine neue Existenz aufzubauen. In dem mittlerweile wieder aufgebauten Einkaufszentrum besteht aufgrund eines geänderten Grundrisses allerdings keine Möglichkeit ihre Läden dort neu zu eröffnen."
Für Nachfragen bitte wenden an: Opferberatung.nord@miteinander-ev.de
Weitere Fälle, in denen dringend Hilfe gebraucht wird: www.opferfonds-cura.de
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de /
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