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Teltow: Drohungen gegen Demonstration

Bereits die Ankündigung sorgte im Vorfeld für zunehmende Aktivitäten der rechten Szene in Teltow: Drohungen gegen Demonstration und vermeintliche Linke. Der Anlass: Am Nachmittag des 17. Mai führte ein Bündnis aus antifaschistischen Gruppen und Einzelpersonen eine Demonstration durch. Rund 350 Menschen demonstrierten gegen eine zunehmend aktive und gewalttätig agierende Naziszene sowie gegen rechte Treffpunkte in der Stadt.

Linke und alternative Menschen sehen sich zunehmend mit den Auswirkungen der menschenverachtenden Naziideologie konfrontiert: So machen Neonazis Jagd auf Andersdenkende und -aussehende, tragen rassistische und antisemitische Propaganda in die Öffentlichkeit und versuchen eine rechte Hegemonie zu etablieren.

Bereits die Ankündigung der Demo hatte zu gesteigerten Aktivitäten der rechten Szene Teltows geführt, mit dem Ziel, schon im Vorfeld ein Klima der Angst in der Stadt zu schaffen. So tauchten Ende April Flugblätter in Teltow auf, in denen vermeintliche Antifaschisten mit Name, Foto und Adresse denunziert und bedroht werden. In der Nacht vom 11. Mai wurden ebenfalls Flugblätter, diesmal auch in Kleinmachnow, verteilt, in denen gegen die Demonstration, "Linkskriminelle" und "Undeutsches" gehetzt wurden. Unterzeichnet war das ganze mit „Junge Nationaldemokraten" und „Freie Kräfte".

Hinzu kam, dass bereits mehrfach ganze Straßenzüge in Teltow mit rechtsextremen Stickern zugeklebt wurden. Zuletzt zum 9. Mai, dem Tag der Befreiung von Nationalsozialismus. Höhepunkt des Ganzen waren Drohungen direkt gegen die Demonstration. So behaupten Neonazis per Mail „die Organisatoren rausziehen" und angreifen zu wollen und gegen die Veranstaltung „aktiv zu werden".

Nur 30 Neonazis kamen

Diese angedrohten Störversuche aus dem rechten Lager hatten dann aber doch nicht nicht die angekündigte Qualität, zeigten aber, wie richtig und notwendig die antifaschistische Demonstration in der Stadt war: So versuchten knapp 30 Rechtsextremisten gegen Mittag in der Innenstadt spontan aufzumarschieren, wurden jedoch von der Polizei daran gehindert und konnten so lediglich rechte Propaganda verteilen. Anreisende Teilnehmer/innen wurden neben dem Netto-Supermarkt am Bahnhof von acht Neonazis u.A. mit Flaschenwürfen attackiert. Die Polizei verhinderte ein Zusammentreffen beider Gruppierungen und nahm die rechten Angreifer fest. Während der rechte Szeneladen „Nordic Thunder“ als Folge des Anschlages komplett mit Brettern zugenagelt und somit geschlossen war, sammelte sich rechtes Klientel, ausgestattet mit mehreren Kameras im bekannten Nazitreffpunkt „Red Berry“. Dort filmten sie die Teilnehmer/innen der antifaschistischen Demonstration ab, wohl mit dem Ziel, diese mit weiteren privaten Daten im Sinne der sogenannten „Anti-Antifa-Arbeit“ zu sammeln.

Thomas Stein, ein Sprecher des Vorbereitungsbündnisses, erklärte: „Wir lassen uns davon nicht einschüchtern und werden uns zu verteidigen wissen." Das örtliche „Netzwerk tolerantes Teltow“ kommentierte indessen in der Märkischen Allgemeinen Zeitung:  „Wir haben sehr wohl registriert, dass sich die rechte Szene hier immer besser organisiert“, so ein Sprecher des Netzwerks: „Wir gehen davon aus, dass die NPD plant, in Teltow bei der Kommunalwahl anzutreten.“ Dagegen werde sich das Netzwerk wehren.

 

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