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Was tun wenn´s (bei der Feuerwehr) brennt?

Acht junge Männer der Freiwilligen Feuerwehr des Lausitz-Ortes Groß Gaglow erschienen am 18. Mai zum "Löschangriff nass" in blauen Poloshirts. Sie waren mit weißen Frakturlettern bedruckt: "Flink wie die Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl". Ein Hitler-Zitat. Keiner der Organisatoren und Zuschauer griff ein. Erst nach dem Wettkampf wurden die jungen Männer von der Verbandsleitung angesprochen und das Ordnungsamt kritisierte, dass der Wettkampf nicht abgebrochen worden ist. Angeblich, so gaben sie vor, hätten sie die Herkunft des Zitats nicht gekannt. Und besäßen die T-Shirts schon seit zwei Jahren. Ein Fall für die Jugendfeuerwehr.

Von Susanne Beyer


Die Deutsche Jugendfeuerwehr setzt sich seit kurzem zunehmend mit solchen Fragen auseinander und hat aus diesem Grund eine Integrationskampagne unter dem Motto „Unsere Welt ist bunt“ gestartet. Und intern wird intensiv debattiert: Was tun, wenn Rechtsextreme oder rechtsextrem stark beeinflusste junge Leute zunehmend in Jugendorganisationen, -verbände und -initiativen drängen? Sollte man sie konsequent ausschließen oder die Chance nutzen, mit ihnen über ihr verqueres Denken ins Gespräch zu kommen und sie in die Gemeinschaft zurückgewinnen? Mit welchen Mitteln ist die Rechtsextremismusprävention in Jugendvereinigungen möglich?

Die Deutsche Jugendfeuerwehr (DJF) ist ein Zusammenschluss von mehr als 17.500 deutschen Jugendfeuerwehrgruppen, in denen mehr als 250.000 junge Menschen im Alter zwischen 10 bis 18 Jahren Mitglied sind. Organisiert ist die DJF im Deutschen Feuerwehrverband e.V.. Am 28. und 29. Oktober 2007 startete die Deutsche Jugendfeuerwehr eine dreijährige Integrationskampagne unter dem Motto „Unsere Welt ist bunt“. Schirmherr der Kampagne ist Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble. Das Bündnis für Toleranz und Demokratie ist ein Kooperationspartner der Integrationskampagne. Auf diese Weise will die Jugendfeuerwehr ein Zeichen setzen und die bunte Mischung seiner Mitglieder aufzeigen.

Ein Programm zur Förderung des Verantwortungsbewusstseins

Doch funktioniert eine solche Kampagne auch? Solche Fragen stehen seit Frühjahr 2008 auf der Webseite „www.unsere-welt-ist-bunt.de“ der deutschen Jugendfeuerwehr: „Gab es bei Euch schon mal Diskussionen oder Projekte mit dem Thema Rechtsextremismus? Wie gelingt es Eurer Einsatzabteilung die Jugendlichen nach dem Übertritt zu integrieren? Habt Ihr einen pfiffigen Ausländer in der Gruppe?...“. Offensichtlich wächst da ein Problem, wie das Beispiel aus der Lausitz beweist. Noch gibt sich der Verband aber gelassen, aber stellt sich vorsorglich der Diskussion.

Schon im Oktober 2007 wurde eine „Kick-Off -Veranstaltung“ zu der neuen Kampagne gestartet, zudem fand eine Fachkonferenz statt. Der DFJ geht es sowohl um die Integration Jugendlicher mit Migrationshintergrund und körperlich oder geistig eingeschränkter Jugendlicher als auch um den Umgang mit rechter Ideologie in Jugendgruppen. Ein Bestandteil in der Arbeit der Jugendfeuerwehren ist daher auch die Organisation internationaler Begegnungen. Die DJF organisiert außerdem Gedenkstättenfahrten und Seminare in ehemaligen Konzentrationslagern. Hierbei geht es nicht nur um historische Aufklärung über die Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus. Vielmehr soll der Blick vor allem in die Zukunft gerichtet sein und ein reflektiertes, verantwortungsvolles Handeln der Jugendlichen gefördert werden.

Ziel ist die Prävention von rechtsextremem Gedankengut


Es stellt sich die Frage, warum ausgerechnet die Jugendfeuerwehr ein solches Engagement fördert. Gibt es möglicherweise tatsächlich Probleme mit rechtsextremem Gedankengut in Jugendfeuerwehrgruppen und das nicht nur in der Lausitz? Christian Patzelt, Mitarbeiter der Kampagne, begründet dies so: Es gebe zwar im Großen und Ganzen "kein Problem mit Nazis in der Deutschen Jugendfeuerwehr, wir wollen das aber auch nicht bekommen“. Das Bewusstsein, dass rechtsextreme Organisationen oder Parteien ihren Nachwuchs häufig in jüngeren Altersgruppen werben, habe zu den Überlegungen geführt, dass die Deutsche Jugendfeuerwehr präventive Anstrengungen unternehmen möchte, um einen solchen Zulauf von in den Jugendfeuerwehrgruppen organisierten Jugendlichen zu verhindern. "Jeder kann dort Farbe gegen Rechtsextremismus bekennen", so Christian Patzelt. Das Engagement einzelner Jugendlicher habe sich zwar durch die Kampagne bisher nicht merklich erhöht. Dennoch gelte es positiv zu bemerken, dass sich viele Jugendfeuerwehrgruppen zur Integrationskampagne bekennen und sich damit auch rechtextremem Gedankengut entgegenstellen.

Nähere Informationen zur Integrationskampagne der Deutschen Jugendfeuerwehr sind aufzurufen unter: www.unsere-welt-ist-bunt.de

Über die Deutsche Jugendfeuerwehr kann man sich eingehend informieren unter www.jugendfeuerwehr.de

www.mut-gegen-rechte-gewalt.de