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Es lebe "Lola" in Mecklenburg-Vorpommern!

Mitarbeiterin des Projekts vor dem Logo von "Lola für Lulu"

Frauen für Demokratie im Landkreis Ludwigslust: „Lola für Lulu“ steht jetzt auf den Beinen. Als Vorbild für andere Regionen, um präventiv gegen Rassismus und Rechtsextremismus vorzugehen.

Von Julian Perdrigeat

Das Datum 29. Februar 2008 darf man sich in Mecklenburg-Vorpommern merken. Nicht, weil es erst in vier Jahren wiederkehrt, sondern weil es der Geburtstag des Projekts „Lola für Lulu“ ist.

Was ist „Lola für Lulu“?

„Lola“ wurde offiziell in Ludwigslust geboren, in „Lulu“ sozusagen. „Lola für Lulu“ ist ein neues Projekt gegen Rechtsextremismus. Ein weiblicher Name, der sich an alle Mädchen und Frauen im Landkreis Ludwiglust wendet. Das Projekt will Unterstützung bieten, Aktionen und eigene Ideen fördern, die ein besseres, mitmenschlicheres Zusammenleben ermöglichen.

Eine gefeierte Geburt

Patinnen und Paten haben „Lola für Lulu“ in der ehemaligen Töchterschule von Ludwigslust begrüßt, am Alexandrinenplatz 7. Anwesend waren auch die Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, Anetta Kahane, und der Geschäftsführer der RAA Mecklenburg-Vorpommern, Christian Utpatel. Die zwei Organisationen arbeiten schon seit vier Jahren zusammen und entwickeln jetzt dieses neue Projekt, das von der Dreilinden Stiftung gefördert wird. Deren Vertreterin betonte: „Diejenigen, die sich an uns wenden, sind keine Opfer, sondern starke Frauen.“

Es herrschte Feierstimmung. Zwischen den Begrüßungsreden spielten zwei Mädchen und ihr Lehrer Geige. Das Publikum war begeistert, der Beifall war groß. Selbst die drei Neonazis, deutlich erkennbar an ihrer Kleidung, ließen sich von der Aufbruchstimmung mitreißen und applaudierten den Referenten kräftig. Auch wenn bei den Besuchern sicher kein Abschied vom rechtsextremen Gedankengut zu erwarten ist sondern es sich vielmehr um eine Strategie der Neuen Rechten handelt, auf Veranstaltungen Präsenz zu zeigen und gegebenfalls durch Wortergreifung seine undemokratische Meinung zu präsentieren, zeigte sich, wie sehr die rechte Szene autoritären Strukturen folgt: Wenn alle klatschen, klatscht man halt mit.

Dwei Mädchen spielen Geige für den Starttag des Projekts "Lola für Lulu".
Dwei Mädchen spielen Geige für den Starttag des Projekts "Lola für Lulu".

Zwei Mädchen spielen Geige für den Starttag des Projekts

Ein Projekt unter politischer Schirmherrschaft

Die politische Bühne vertraten unter anderen Hans Zimmermann, der Bürgermeister von Ludwigslust, und Rolf Christiansen, der Landrat des Landkreises Ludwigslust (der viertgrößte in Deutschland). Mit ihrer Anwesenheit wollten die beiden zeigen, dass auch Frauen für sie eine wichtige politische Zielgruppe sind. In dieser Region werden Frauen tatsächlich immer mehr von rechtsextremen Gruppen und Parteien angeworben, damit sie ihnen helfen, ein moderneres Image zu bekommen und an Akzeptanz in der Bevölkerung zu gewinnen.

Dazu kommt: Viele gut ausgebildete Frauen verlassen die Region. Sie ziehen in größere Städte, um ihre Chancen auf eine bessere Karriere wahrzunehmen. Die Wanderungsverluste sind besonders hoch bei Frauen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren. Das bringt einen Mangel an guten Arbeitskräften und generell an Frauen und Kindern mit sich, was in Mecklenburg-Vorpommern zu einer „demographischen Entwicklung wie die nach Kriegen“ führt, so Hans Zimmermann. Der Bürgermeister erhofft sich, dass Projekte wie „Lola für Lulu“ diese Tendenz nach und nach umkehren.

Fotoprojekt „Lola im Blick“
Projektsbild lola für lulu
Projektsbild lola für lulu

Als erstes Projekt wurden Mädchen befragt wie sie die Zukunft sehen

Gerade auf den Beinen und schon ein erstes Projekt: In der Regionalschule Neustadt-Glewe wurden Schülerinnen zwischen 10 und 17 Jahren befragt, was ihnen in der Schule fehlt, welche Ziele sie für ihre Stadt haben und was sie sich für ihre Zukunft wünschen. „Lola“ erteilt den Mädchen das Wort und will ihnen helfen, ihre Projekte in die Tat umzusetzen. Andere Projekte sollen folgen. Zum Beispiel Unterstützung für Frauen, die innerhalb der Gesellschaft strukturell nicht nur aufgrund ihres Frauseins sondern auch aufgrund ihres Aufenthaltsstatus diskriminiert werden und es als Flüchtlinge doppelt schwer haben. Laut Projektmitarbeiterin Franziska Franz gibt es bis heute in der Region kaum spezielle Angebote für Frauen und „es ist jetzt ein Schatz, so viele Dinge organisieren zu können.“


Mehr über Lola für Lulu im Interview mit Heike Radvan