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Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
Thematisiert die Gefahren rechtsextremer Parteien und Kameradschaften: Das Ausstellungsprojekt "Rechts rockt Sachsen" des Pirnaer Vereins AKuBiZ
... ist eine neu überarbeitete Ausstellung: "Rechts rockt Sachsen". Die stern-Aktion „Mut gegen rechte Gewalt“ fördert Projekte, die sich kreativ gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus engagieren und die Demokratie im Alltag stärken. Zum Beispiel den Verein AKuBiZ aus Pirna, dessen Ausstellungsprojekt Jugendliche und Erwachsene fit macht für effektive Arbeit gegen die neuen Nazis in Sachsen.
Von Jan Schwab
Musik spielt in der rechtsextremen Szene als Identifikationsfaktor eine entscheidende Rolle. Viele Jugendliche kommen erstmals durch die Musik rechtsextremer Bands in Kontakt mit dieser Szene. Vor allem in Sachsen sind rechte Gruppierungen und Organisationen fest verankert und gut organisiert, entsprechende Aktivitäten sind inzwischen bis weit in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen. Mit ihrem Projekt „Rechts rockt Sachsen“ machen junge Leute vom Verein AKuBiZ (Alternatives Kultur- und Bildungszentrum Sächsische Schweiz) aus Pirna auf diese Besorgnis erregende Entwicklung aufmerksam. „Rechts rockt Sachsen“ ist eine Wanderausstellung, der Name ist kein Zufall. Denn sowohl im Raum Pirna als auch im gesamten Bundesland Sachsen finden regelmäßig Rockkonzerte statt, bei denen der rechten Szene zugehörige Bands auftreten, die in ihren Texten völkisches, rassistisches und menschenverachtendes Gedankengut zum Besten geben.
Rechtsrockkonzerte unter freiem Himmel. 16-jährige Jungs, die sich mit Klamotten des rechtsextremen Modelabels „Thor Steinar“ schmücken. Rassistische Übergriffe auf Andersdenkende und Migranten. Dies alles sind keine Einzelfälle, sondern in vielen Regionen Sachsens Indizien einer traurigen Normalität. Und die ist häufig – sofern man mit offenen Augen durch die Welt läuft – für jedermann sichtbar. Doch in der Bevölkerung herrscht vielerorts ein hohes Maß an Unwissenheit über die Zusammenhänge und Strukturen. Um die in vielen Regionen außerordentlich gut vernetzte rechte Szene wirksam bekämpfen zu können, müssen die Engagierten jedoch wissen, mit welchen Personen und mit welcher Ideologie sie es konkret zu tun haben. Wissen ist die wichtigste Voraussetzung, um eine effektive Alternativkultur zum rechten Mainstream aufzubauen, stellt Sven Gerstner vom Verein AkuBiZ fest: „Gerade Jugendliche, aber auch diejenigen Leute, die mit ihnen zusammenarbeiten, also zum Beispiel Lehrkräfte und Sozialarbeiter, benötigen derartige Informationen, um sich selbst stark gegen rechtsextremistische Beeinflussungen zu machen“.
In vielen Fällen bedeutet das sicherlich zunächst einmal, dass die Menschen wachgerüttelt werden über die Situation vor Ort. „Mit unserer Ausstellung versuchen wir zu zeigen, dass es eine rechte Erlebniswelt gibt, die von der Mitte der Gesellschaft genährt wird“, berichtet Projektleiter Sven Gerstner. „Rechts rockt Sachsen“ wurde im Jahr 2006 von Mitarbeitern des Vereins erstmals konzipiert. Über den Erfolg der Ausstellung waren sie überrascht, es kamen bereits über 1.000 Besucher, um sich an den mehr als zehn Orten zu informieren, wo die Ausstellung in Kooperation mit lokalen Initiativen gezeigt werden konnte. Unter anderem war sie beim Verein Treibhaus in Döbeln, bei Bon Corage in Borna und im Rahmen der von der Polizeidirektion Westsachsen organisierten Jugendpräventionstage an Mittelschulen zu sehen.
Mittlerweile ist eine Überarbeitung und Ergänzung der Ausstellung dringend notwendig geworden. So soll auch eine Informationstafel über die rassistische Hetzjagd in Mügeln hinzugefügt werden, bei der im Sommer 2007 mehrere Inder verletzt wurden. Um das Projekt auf den neusten Stand zu bingen, hat sich eine engagierte AG gegründet, in der Jugendliche und Erwachsene unter Anleitung eines Fachjournalisten und eines Sozialarbeiters zusammen arbeiten. Doch nicht nur auf das „Endprodukt“, die fertige Ausstellung, kommt es an – der Weg ist das Ziel: „Bei der Arbeit an der Ausstellung geht es auch darum, dass innerhalb des Teams eine lebhafte Diskussion entsteht, bei der alle Beteiligten voneinander lernen können“, betont Sven Gerstner. Die überarbeitete Ausstellung wird ab Ende April wieder auf Reisen gehen – erste Station ist Görlitz.
Für den Druck und das Layout der neuen Ausstellung hat die Amadeu Antonio Stiftung 1.000 Euro bewilligt – damit in Zukunft noch mehr Menschen in Sachsen über die Gefahren des Rechtsextremismus aufgeklärt werden können. Und anschließend vielleicht etwas dagegen tun.
Den genauen Ort und Termin der ersten Ausstellungsstation finden Sie demnächst auf: http://www.akubiz.de