Das Portal
für Engagement
Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
Breites Antifa-Bündnis und jahrelange, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren aus Politik und Zivilgesellschaft sind die Grundlage für eine aktive Anti-Nazi-Politik in Mannheim.
Die NPD wollte vor knapp 10 Jahren in Mannheim am 1. Mai marschieren. Diese Provokation führte zu einer intensiven Auseinandersetzung über Gegenstrategien. Der DGB lud zu mehreren Besprechungen ein. Dabei reifte die Aktion: mit einem Demonstrationszug soweit wie möglich dem Aufmarschpunkt der Neonazis – dem Mannheimer Bahnhof – entgegen gehen. Wichtig war, die DGB-Maikundgebung regulär durchzuführen und dabei gleichzeitig durch antifaschistische Gruppen an verschiedenen Punkten in der Stadt präsent zu sein.
Erfolgreiche Gegendemonstration als Beginn
Diese gelungene Anfangsvernetzung verbunden damit, dass die Polizei die unterschiedlichsten antifaschistischen Aktionen an verschiedenen Stellen in der Mannheimer Innenstadt nicht mehr im Griff hatte, führte dazu, dass der NPD-Zug nach dessen Start auf einer breiten Mannheimer Ringstraße von Engagierten durch eine Sitzblockade gestoppt wurde. Dort saßen nicht nur die „üblichen Verdächtigen“, sondern nach und nach zeigte sich der breite Rückhalt in der Aktion: In antifaschistischen Gruppen Aktive, kommunale Mandatsträger und bekannten Betriebs- und Personalratsvertretungen beteiligten sich an den Protesten. In der Folge wurde erfolgreich auf den Oberbürgermeister und die Polizeiführung eingewirkt, die mittlerweile durch die Polizei eingekesselte Sitzblockade nicht zu räumen und den Spuk des Neonazi-Aufmarsches zu beenden. So musste die NPD nach einigen Stunden unverrichteter Dinge umdrehen. Ihr Aufmarsch fand nicht statt!
Kein Platz für Holocaustleugner
Verständlicherweise beflügelte das in der Folge das antifaschistische Engagement in Mannheim. Man hatte ganz praktisch gezeigt, wie erfolgreich und willensstark eine breite gesellschaftliche Basis, trotz sicherlich inhaltlicher Widersprüche, sein kann. Man verabredete sich, in diesem Sinne auch weiterhin wieder bei Bedarf tätig zu werden. Dieses Vorgehen bewährte sich auch in den darauf folgenden Jahren: so gelang es eine kleine Neonazi-Kundgebung an einer Kaserne der amerikanischen Armee im Mannheimer Norden mit vielen Menschen zu umzingeln. Wir konnten unseren Teil dazu beitragen, dass letztlich auf einer guten juristischen Begründung eine Solidaritätsdemo von Neonazis für den Holocaustlügner Ernst Zündel in Mannheim verboten wurde und nicht durchgeführt werden konnte.
Eigene Inhalte jenseits der Neonazis
Da sich diese Widerstandsaktionen jedoch lediglich als Reaktionen gegen Neonazi-Aktivitäten entwickelte, reifte auch zunehmend der Gedanke und das Bedürfnis, auf der erarbeiteten Vertrauensgrundlage eine breit angelegt, antifaschistische Arbeit zu entwickeln. Schließlich sollte es auch eigene Inhalte geben und nicht nur Gegenreaktion. Diese Bündnis-Arbeit sollte keinen Ersatz für die Antifa-Arbeit bestehender Gruppen sein, sondern die Grundlage bilden, die Gemeinsamkeiten weiter zu fördern und die Vernetzung unter den Gruppen zu verbessern. Mit vielen gemeinsamen Diskussionen lassen sich eben auch inhaltliche Widersprüche der Bündnismitglieder klären. Daraus hat sich nun „Mannheim gegen Rechts“ ( www.mannheim-gegen-rechts.de ) entwickelt. Bisher hat sich herausgebildet, dass neben dem Treffen einer aktiven Gruppe, einmal im Jahr ein Kongress mit aktuellen, interessanten Themen in Mannheim stattfindet und wir darüber hinaus ein Schwerpunktthema für ein Jahr verabreden. So war dieser Schwerpunkt im vergangenen Jahr, den Einzug von Neonazi-Parteien bei den Kommunalwahlen zu verhindern, was auch gelang. Der vergangene Kongress im März 2010 befasste sich ausführlicher mit den regionalen Neonazi-Aktivitäten und deren Auftreten in sozialen Netzwerken des Internets.
Mehr Vernetzung der Initiativen
Aktuell arbeiten wir an der weiteren Verbesserung der Antifa-Vernetzung – vor allem auf regionaler Ebene. Hierfür wird es im Sommer einen Termin verschiedener Antifa-Initiativen aus der Rhein-Neckar-Region geben. Zum anderen soll versucht werden, die Arbeit antifaschistischer Aktivitäten in den Stadtteilen zu stärken, indem hierfür Materialien erarbeitet und Initiativen in den Stadtteilen zur Verfügung gestellt werden.
Getragen wird das Bündnis von derzeit ca. 40 Organisationen – unter anderem vom DGB, dem Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus Mannheim, Arbeitskreis Justiz, AK-Antifa, VVN-BdA, Stadtjugendring, Vertreterinnen und Vertreter von Grünen, SPD, LINKE bis FDP. Die Stadt Mannheim hat im Gemeinderat beschlossen, unsere Aktivitäten jährlich mit einem Beitrag von 2.500 Euro zu unterstützen. So können wir uns weiterhin gegen Neonazis engagieren und unsere inhaltliche Arbeit ausbauen.
Von Mannheim gegen Rechts
Foto: Romtomtom via Flickr, cc