Rechte Cliquen gibt's nicht nur im Osten: Deshalb wurde im hessischen Kassel das erste Mobile Beratungsteam gegen Rechtsextremismus im Westen der Bundesrepublik gegründet.
Der Arbeitskreis (AK) Politische Bildung – sechs Männer und Frauen aus Kassel - veranstaltet seit Jahren Seminare gegen Rassismus und für Zivilcourage und Respekt. „Nach einer Weile wird man dann ein bisschen frustriert“, sagt Malte, einer der AK-Mitglieder, „man ist immer nur ein mal in der Schulklasse, dann sieht man sie nie wieder – so ist keine nachhaltige Arbeit möglich.“
Nachhaltig arbeiten
Bei ihrer Arbeit kamen die Hessen mit dem Thüringer Initiative MOBIT e.V. in Kontakt – und waren von der Idee der mobilen Beratung schnell überzeugt. So kamen Malte und seine Kollegen überein, ein eigenes mobiles Beratungsteam für Hessen zu gründen - das erste im Westen Deutschlands! - und dafür eine Finanzierung zu suchen, um den Schulen, Clubs oder Gemeinden, die Beratung nötig haben, diese auch kostenfrei und längerfristig anbieten zu können.
Vor Ort helfen
Das Prinzip ist das gleiche wie bei MBTs in den neuen Bundesländern: Das Beratungsteam wird aktiv, sobald seine Hilfe angefragt wird. Dann analysierte es die Situation vor Ort und überlegt zusammen mit den Auftraggebern und Entscheidungsträgern des Ortes oder Stadtteils, welche Gegenstrategien sinnvoll sind, um bestehenden Rechtsextremismus in die Schranken zu weisen und eine weitere Ausbreitung zu unterbinden.
Mit Reichkriegsflagge durch die Straßen
“Arbeit haben wir schon genug“, erzählt Malte. Da ist etwa der kleine Ort bei Kassel, in dem eine rechte Clique mit Reichskriegsflaggen grölend durch die Straßen läuft, aber niemand dazu Position bezieht – „Da gibt es eine Lehrerin, der das Sorgen macht und die uns angefragt hat.“ Oder in Kassel-Oberzwehren, wo seit Jahren ein Streit um den Bau einer Moschee mit Minarett schwelt. Dort wünscht sich die lokale Koordinationsgruppe eine Analyse, inwieweit Rechtsextreme den Diskurs instrumentalisieren und wie die Initiative für den Bau der Moschee besser mit antirassistischen Initiativen im Bezirk kooperieren kann.
Das Dreiländereck ist ein Knotenpunkt
Kassel liegt im Dreiländereck Hessen, Thüringen und Niedersachsen, „und das macht Kassel und Nordhessen als Koordinierungspunkt für Rechtsextreme interessant.“ Etwa will der bekannte Neonazikader Torsten Heise im thüringischen Grenzgebiet zu Hessen ein rechtes Schulungszentrum aufbauen. „Es gibt aber auch in Nordhessen selbst bereits Strukturen“, sagt Malte und zählt auf: Es gibt die Ladenkette „Outfit“, wo sich Rechtsextreme nicht nur ausstatten, sondern auch treffen können, es gibt etliche rechtsextreme Bands (die bekannteste ist „Hauptkampflinie“), deren Proberäume auch Sammelpunkte sind, rechtsextreme Websites für die Region, „und es gibt eben viele Kneipen, in denen die Neonazis keinen Ärger kriegen, zum Teil sogar beklatscht werden.“
Es ist also in Nordhessen dringend nötig, aktiv zu werden und die Arbeit gegen das rechtsextreme Gedankengut intensiver und gezielter zu gestalten. Das MBT will sich nun um Förderung durch Lokal-, Landes- oder Bundesmittel bemühen, um ihre sinnvolle Tätigkeit längerfristig zu sichern.
Das Mobile Beratungsteam gegen Rassismus und Rechtsextremismus – für demokratische Kultur in Hessen erreichen:
MBT
Mobiles Beratungsteam gegen Rassismus und Rechtsextremismus - für demokratische Kultur e.V.
Westring 68
34127 Kassel
politischebildung@gmx.de
Tel.: 0561 / 861 67 66
Mehr im Internet:www.mbt-hessen.org
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