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Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
Ein 21-Jähriger, der aus Syrien geflohen ist und seit einem Jahr in Meerane lebt, wurde in der Silvesternacht auf einem öffentlichen Platz angegriffen. Der 21-Jährige, der mit einem Freund unterwegs war, wurde zunächst von einer Gruppe aggressiv angesprochen. "Was wollt ihr hier?", sollen Männer aus der Gruppe gefragt haben. Schließlich habe einer aus der Gruppe - die etwa 15 bis 20 Personen sollen im Alter von 19 bis 25 Jahren gewesen sein - dem 21-Jährigen einen mit vollen Bierflaschen gefüllten Rucksack auf den Kopf geschlagen. Daraufhin sei der 21-Jährige bewusstlos zu Boden gegangen. Sein 15-jähriger Freund brachte sich offenbar aus Angst in Sicherheit, soll aber gesehen haben, dass der 21-Jährige von den Deutschen getreten worden sei, als er bewusstlos am Boden lag. Die Hämatome am Körper des jungen Mannes weisen auf solche Tritte hin. Als der 21-Jährige wieder zu sich kam, seien die Deutschen, die er zum Teil vom Sehen aus Meerane kannte, zunächst weggelaufen. Später hätten Teile der Gruppe Glasflaschen nach den Syrern geworfen. Der 15-Jährige hat den Notarzt alarmiert, später sei auch die Polizei informiert worden. "Die derzeitigen Erkenntnisse zum Motiv deuten auf einen ausländerfeindlichen Hintergrund hin", sagte eine Polizeisprecherin gegenüber Freie Presse. Für das Opfer sei laut Artikel besonders schlimme, dass auf dem Teichplatz in der Silvesternacht viele Menschen gefeiert hätten, die den Übergriff gesehen haben müssten. Geholfen habe aber niemand. Die Jacke des 21-Jährigen, die er während des Übergriffs verloren hat, ist im Nachhinein verbrannt worden. Am Neujahrstag wurden nur noch die verkohlten Reißverschlüsse auf dem Teichplatz gefunden.
Die zuständige Staatsanwaltschaft Zwickau teilte auf Nachfrage der Amadeu Antonio Stiftung mit, dass das Verfahren gegen drei Beschuldigte wegen gefährlicher Körperverletzung am 03.05.2017 eingestellt wurde, "da den Beschuldigten eine Strafbarkeit wegen gefährlicher Körperverletzung nicht nachgewiesen werden konnte. Die Ermittlungen haben ergeben, dass die Beschuldigten am späteren Tatort gemeinsam mit weiteren Personen alkoholische Getränke konsumierten, wobei sie dem späteren Geschädigten und einem weiteren syrischen Flüchtling, welche mitfeiern wollten, auch etwas zu trinken gaben. Im weiteren Verlauf haben die beiden Flüchtlinge Unmut dadurch erregt, dass sie angetrunken anderen Personen Feuerwerkskörper aus der Hand schlugen und auch aus deren Flaschen trinken wollten. Als der später Geschädigte einem der Beschuldigten und einer Zeugin die in deren Händen befindlichen Flaschen wegnahm, schubste einer der Beschuldigten ihn gegen die Brust und forderte ihn auf zu verschwinden. Daraufhin soll der Geschädigte einem weiteren Zeugen die Flasche aus der Hand geschlagen und diese bzw. eine am Boden liegende Bierflasche an einem Laternenmast zerschlagen haben. Dann soll der Geschädigte seine Jacke ausgezogen und mit der abgebrochenen Flasche eine Zeugin bedroht haben, indem er den Flaschenhals in ihre Richtung hielt und sich auf diese zu bewegte. Deshalb entschloss sich einer der Beschuldigten, seinen über der Schulter befindlichen Rucksack, in dem sich noch weitere Flaschen befanden, in Richtung des Geschädigten zu werfen. Dieser traf den Geschädigten am Kopf und er ging zu Boden, um jedoch gleich wieder aufzustehen und auf den Beschuldigten loszugehen. Diesem eilten dann die beiden weiteren Beschuldigten zu Hilfe, wobei es zu einer gegenseitigen Rangelei kam. Dass die Beschuldigten anschließend auf den am Boden liegenden Geschädigten eingeschlagen bzw. eingetreten hätten, wurde von den vernommen Zeugen nicht bestätigt. Auch die behaupteten ausländerfeindlichen Bemerkungen konnten den Beschuldigten nicht nachgewiesen werden."