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Am 14. Mai 2011 versuchten etwa 100 Neonazis in Berlin-Kreuzberg unter dem Motto "Wahrheit macht frei" zu demonstrieren. Um nicht blockiert zu werden, hielten sie den Aufmarsch geheim. Doch etwa 500 kurz entschlossene Gegendemonstrierende machten ihnen einen Strich durch die Rechnung. Eine Fotoreportage.
Von Nora Winter
Am Nachmittag des 13. Mai macht es die Runde: Neonazis wollen am 14. Mai durch Berlin-Kreuzberg marschieren. Anmelder der Demonstration ist Sebastian Schmidtke, stellvertretender Landesvorsitzender der Berliner NPD. Damit die Demonstration nicht blockiert wird, hielten die Neonazis sie geheim. Auch in den eigenen Reihen drang die Information wohl nicht zu allen durch. Nur etwa 100 Neonazis fanden sich unter dem Motto "Wahrheit macht frei - Die Täter bei der Herkunft nennen" zum Demonstrieren ein - größtenteils aus dem Berliner und Brandenburger Spektrum. Ebenso waren ehemalige Mitglieder der mittlerweile verbotenen Kameradschaft "Frontbann 24" und der Kölner Neonaziszene zu sehen. Das Motto steht wohl im Zusammenhang mit der momentanen "Ausländer raus!"-Kampagne der Neonazis in Berlin.
Ihren eigentlichen Treffpunkt mussten sich die Neonazis erst suchen: Von Kreuzberg flüchteten sie nach Berlin-Neukölln, um anschließend wieder nach Kreuzberg auszuweichen. Vielleicht hatten sie sich die Berliner U-Bahnschächte als Demoroute auserkoren. Denn andernorts bewegten sie sich kaum einen Meter. Die etwa 500 Gegendemonstrierenden konnten stets sagen: "Wir sind schon da!". Allerdings sollen laut Tagesspiegel Personen in einer U-Bahnstation angegriffen worden sein.
Die Polizei versuchte dennoch die Demonstration stattfinden zu lassen und ging rabiat gegen die Protestierenden vor. Pfefferspray wurde eingesetzt.
Doch auch davon ließen sich die Protestlerinnen und Protestler nicht abhalten. Die von der Polizei Eingekesselten kletterten über eine Mauer, um sich wieder den Neonazis entgegenzustellen.
So kam es, dass sich die Neonazis am Kreuzberger Mehringdamm umringt von Gegendemonstrierenden wiederfanden. Ein Letzter hält noch die Fahne hoch. Die Polizei bildet einen Ring um die Gruppe. Schließlich hagelt es faule Tomaten und Bananenschalen. Gegen 14 Uhr wird die Demonstration für beendet erklärt und die Neonazis werden zur U-Bahn geleitet. Noch einmal versuchen sie in den südlichen Stadtteil Rudow auszuweichen. Doch auch da haben sie keinen Erfolg. Gerüchteweise wird vermutet, dass sie den Abend in Schöneweide in der Kneipe "Zum Henker" verbringen wollen.