Ein köstlicher Triumph über Deutschlands Neonaziszene gab es in Schwerin. Selten haben NPD und Rechtsextreme Kameradschaften eine herbere Niederlage erlebt als an diesem 2. Juni in Schwerin. Mindestens 2000 Anhänger, so hatten sie vollmundig angekündigt, sollten dort für ihre völkisch-rassistische Variante von nationalistischer Globalisierungskritik Propaganda treiben. Doch Schwerin wurde erfolgreich verteidigt: durch die Front Deutscher Äpfel & Co.!
Noch lange hallten die Rufe durch Schwerins Fußgängerzone und den benachbarten Pfaffenteichgrund: "Was gibt der Deutschen Jugend Kraft? Apfelsaft! Apfelsaft! Was tut der Deutschen Jugend weh? Die dumme, dumme NPeDeee...!"
Alle Akteure auf der Schweriner Straßenbühne und das Publikum sangen fröhlich mit.
Tonangebender "Gauleiter" war Alex aus Greifswald, der seine brav in schwarz mit roter Binde gekleideten Anhänger genussvoll dirigierte, denn der Anlass war ganz nach seinem Geschmack. Sein Leitmotiv des Tages: keine braunen faulen Äpfel in Schwerin. Stattdessen saftige bunte.
Die ursprünglich in Leipzig gegründete 'Front Deutscher Äpfel' hat längst auch in Mecklenburg-Vorpommern Wurzeln geschlagen und lässt sich ungern Chancen entgehen, Neonazis so kunstvoll zu entzaubern, wie sie sich jetzt am 2. Juni bot.
Die völkisch-rassistische Ideologie, die Neonazis vertreten, wird ins Absurde überführt: Parolen wie: "Südfrüchte raus! Keine Überfremdung des Deutschen Obstbestandes mehr! Weg mit faulem Fallobst!" irritieren zunächst, aber machen dann in der überspitzten Form ihrer Darbietung den Blödsinn, den Neonazis als Heilmittel verkaufen wollen, um so plastischer.
Und das ganze ist indirekt zumindest als Namensgeber einem Mann zu verdanken, der die NPD in Sachsen führt: Holger Apfel. Obwohl das die Gruppe weit von sich weist: "Wir haben es gar nicht nötig und nach so einem Würmchen zu benennen", meinten die Schweriner Satiriker auf Nachfrage, die auf der Bühne sogar eine Apfelverkostung durchführten.
Apfels eigene Mannen trauten sich trotz ihrer vollmundigen Ankündigungen gar nicht erst hierher, nicht nur aus Furcht, von der "F.D.Ä." bloßgestellt zu werden, nein, sie wurden hilfsbereit schon am Bahnhof von freundlich richtungsweisendem grünen Gemüse darauf hingeweisen, dass die Innenstadt Schwerins an diesem 2. Juni 2007 allenfalls der Front Deutscher Äpfel, aber nicht ihnen gehöre.
Verlegen trieb es sie kleingruppenweise auseinander, sei es nach Lüneburg, Lauenburg, ein paar brandenburgische Nester, ja eine kleine braune Apfelgruppe verschlug es verzweifelt sogar bis zum Brandenburger Tor nach Berlin, in der Hoffnung, dort nicht wie in Schwerin solche Kernsätze an den Kopf gespuckt zu bekommen, wie: "Faules Obst wird sehr schnell weich in der Birne".
Glückwunsch an die Deutsche Apfelfront!
Von grünen Helfern ausgelesen
(im Hintergrund): braune Äpfel
in Schwerin...
Mehr über die F.D.Ä: www.apfelfront.de