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„Zur Tatzeit befanden sich mehrere Personen im Gebäude, in dem von außen erkennbar Licht brannte“, sagt eine Sprecherin der Mobilen Opferberatung in Sachsen-Anhalt. Damit sei davon auszugehen, dass die Angreifenden Körperverletzungen und Gefährdung von Menschenleben billigend in Kauf genommen haben.
In der Nacht vom 11. auf den 12. Mai wurde das „Autonome Zentrum Kim-Hubert“ (AZ) in Salzwedel von Unbekannten mit drei Brandsätzen angegriffen. „Nur durch Glück und umsichtiges Handeln der Anwesenden kam niemand zu Schaden, allerdings richteten die Brandsätze Schaden an der Fassade an“, so die Sprecherin der Opferberatung. Einer der Flaschenbrandsätze traf zwischen zwei Fenster und richtete dort Sachschaden an, die anderen trafen unmittelbar vor dem Haus auf dem Bordstein auf – unweit eines leicht entflammbaren Haufens Plastikmüll, der an einer benachbarten Hauswand lehnte.
Am Samstag, den 14. Mai wollen Neonazis in Salzwedel dagegen demonstrieren, dass der 8. Mai als ein Tag der Befreiung betrachtet wird. Sie finden, dass „das großes Leid“ „über uns Deutsche hereingebrochen war“ und dies kein Tag zum Feiern sei. Damit offenbaren die Neonazis nur einmal mehr ihr Verhältnis zur deutschen Geschichte, zum Nationalsozialismus und Holocaust. Denn das Leid, dass die Deutschen über ganz Europa brachten, dass sie Millionen Jüdinnen und Juden sowie Sinti und Roma zufügten wird mit keinem Atemzug erwähnt.
Der letzte Neonaziaufmarsch fand im Dezember 2008 in Salzwedel statt. Damals konnten die Neonazis nach 200 Metern gestoppt werden. Auch dieses Jahr gibt es Gegenaktivitäten. So geht die Opferberatung davon aus, dass der jüngste Angriff auf das AZ in Zusammenhang mit den Protesten gegen die Neonazidemonstration steht und als Einschüchterungsversuch gewertet werden kann.
Das AZ wurde in den vergangenen 15 Monaten vier Mal Opfer von Angriffen. So versuchte ein Neonazi im April diesen Jahres die gerade reparierte Tür des AZ einzutreten und bedrohte eine anwesende Person, die er gegen die Wand drückte. Im Jahr 2010 wurden Fenster des AZ durch Steinwürfe zerstört. Im Vorfeld des Neonazisaufmarsches in Dresden 2010 stürmten 10 vermummte Personen eine Informationsveranstaltung des AZ und bedrohten und schlugen zwei Besucher der Veranstaltung. Das AZ hatte damals gerade erst eröffnet und die Angreifer zerstörten den neuen Infoladen.
Foto: Das AZ in Salzwedel von Mobile Opferberatung für Betroffene rechter Gewalt, c