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Demnächst: Israelhass in deutschen Kinos


Am 27. Januar 2011 startet der Film „Tal der Wölfe – Palästina“ weltweit in den Kinos. Der türkische Agent Polat Almedar reist nach Israel, um den israelischen Kommandanten zur Rechenschaft zu ziehen, der den Angriff auf das Schiff Mavi Marmara leitete.


Von Jennifer Teufel

Der Drehbuchautor des Spielfilms „Tal der Wölfe“ (türkisch: Kurtlar Vadisi) Bahadir Özdener beansprucht für sich, die schwierige Situation der Palästinenserinnen und Palästinenser darzustellen und die Verantwortlichen zu identifizieren. In einem Interview mit dem ZDF erklärte er: „Die Zuschauer werden nach dem Kinobesuch sagen: Ja, ich verstehe das tragische Elend der Palästinenser. Ich kenne die Schuldigen. Das ist ein Regime, das seine Hände im Blut wäscht; ein System, das blind ist und die zionistische Ideologie verkörpert.“ Die Vorberichterstattung zum Film und bereits veröffentlichtes Filmmaterial lassen befürchten, dass es sich hier um ein mediales Kampf-mittel gegen Israel handelt. Es ist zu erwarten, dass eine polarisierende Parteinahme im Nahostkonflikt seitens der Zuschauerinnen und Zuschauer ausgelöst wird. Nilüfer Narli, Professorin für Soziologie an der Bahcesehir-Universität Istanbul warnt, „‚Tal der Wölfe' nutzt den äußerst sensiblen Nationalstolz für seine Zwecke aus. Der Film hat eine populistische, extrem zugespitzte Sichtweise der Realität und schürt nationalistische Gefühle."

„Tal der Wölfe“ – eine mediale Erfolgsgeschichte


Der türkische Filmkritiker Deniz Tansi befürchtet: „Schon die Serie „Tal der Wölfe“ trägt dazu bei, jeden Tag den Antisemitismus in der Türkei etwas mehr unters Volk zu mischen. Der einfache Bürger, der keine Zeitungen liest und die meiste Zeit vor der Glotze verbringt, versteht die Innen- und Außenpolitik bald nur noch mittels ‚Tal der Wölfe'.“ Zwar kann gefragt werden, inwiefern eine Action-Serie politische Einstellungen vermittelt, die über die unmittelbaren Aussagen und Handlungen ihres Helden Polat Alemdar transportiert werden. Als Faktor für die inhaltliche Ausrichtung werden zudem aber die familiären Verbindungen der Brüder Sasmaz genannt, die als Hauptdarsteller, Drehbuchautoren und Regisseure der Kinofilme „Tal der Wölfe“ agieren. Diese verfügen über enge verwandt-schaftliche Beziehungen zu der nationalistischen Partei MHP, die als ‚extremistisch‘ eingeschätzt wird, wie Bert Rebhandl von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt.

Polat Alemdar ein gefährliches Vorbild


Bereits der erste Kinofilm „Tal der Wölfe – Irak“ enthielt antisemitische Darstellungen und löste heftige Diskussionen aus. Mehr als 400.000 Besucherinnen und Besucher haben diesen Film 2008 in Deutschland gesehen, er fand besonders in den türkischen und arabischen Einwanderungs-Communities großen Anklang. In Kinos verschiedener Berliner Stadtbezirke kam es bereits während oder nach den Filmvorführungen zu antisemitischer Hetze. Diese wurden besonders durch eine Filmszene angestoßen, in der ein Arzt muslimischen Menschen Organe entnimmt und als deren Bestimmungsorte Tel Aviv, London und New York angezeigt werden. Wie Bert Rebhandl weiter schreibt, läßt sich hierbei unschwer ein Verweis auf das „Weltjudentum“ erkennen, welches rücksichtslos von den Konflikten im Nahen und Mittleren Osten profitieren würde. Auch der kommende Film bedient unverblümten Chauvinismus und nationale Feindbilder, präsentiert paramilitärische Gruppenbildung und bewaffnete Selbst-justiz als Mittel zur Lösung sozialer und internationaler Konflikte. Auf eine ausgeprägte Problematik verweist bereits eine türkische Studie, wonach türkische Jugendliche den Protagonisten Polat Aldemar als größtes persönliches Vorbild nennen. Eine Diskussion, inwiefern der Film den Kriterien des Jugendschutzes aber auch den verfassungsrechtlichen Grundsätzen widerspricht sowie die Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund behindert und möglicherweise das gesellschaftliche Miteinander im Land gefährdet, scheint daher unumgänglich.

Foto: Protest nach dem Mavi Marmara-Vorfall in den USA, Gino via Flickr, cc
 

Lexikon: Antizionismus