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Berlin: Nazis drohen mit Angriffen

In Berlin demonstrierten am Samstag rund 750 gewaltbereite Neonazis. Sie riefen zu „Rache“ und zum „Nationalen Angriff“ auf, verlasen Namenslisten politischer Gegner und drohen offen mit Gewalt.
 

Berlin Alexanderplatz, Samstag, 12.00 Uhr: Mit den einfahrenden S-Bahnen und Regionalzügen sammeln sich mehr und mehr aggressiv grölende Neonazis vor dem Fernsehturm. Unter dem Motto "Vom nationalen Widerstand zum nationalen Angriff" liefen rund 750 Neonazis, überwiegend aus der Szene der Autonomen Nationalisten, vom Alexanderplatz zum S-Bahnhof Landsberger Allee. Begleitet wurden sie von etwa genauso vielen Gegendemonstrantinnen und -demonstranten, die sich Beschimpfungen, Drohungen und Angriffen ausgesetzt sahen. Das rechtsextreme Spektrum zeigte sich in seiner bundesweiten Breite. Sieben Busse mit Neonazis aus dem Raum Bayern kamen mit Polizeibegleitung in Berlin an. Kameradschaften aus Teltow-Fläming, Potsdam, Wolfsburg und Märkisch Oderland, um nur wenige zu nennen, zogen offen rechtsextrem, rassistisch und antisemitisch durch die Stadt.
 

Neonazis sind auf „Rache“ aus
Bianca Klose von der Mobilen Beratung in Berlin war bereits vor der Demonstration den Drohungen der Neonazis ausgesetzt, nachdem es am vergangenen Samstag einen Brandanschlag auf das in der rechtsextremen Szene beliebte Lokal „Henker“ in Schöneweide gab. Auch wenn die vermeintlichen Täter inzwischen gefasst wurden und die Polizei nicht von einem Angriff aus der Linken Szene, sondern einem persönlichen Racheakt ausgeht, werden engagierte Demokraten für den Vorfall verantwortlich gemacht. „Hier wird eine Geschichte konstruiert, um gegen politische Gegner vorzugehen“, so Klose gegenüber MUT. Mit Aufrufen zu Straftaten wurde auf dem Demonstrationszug beispielsweise eine Liste der Namen der so genannten Gegner vorgelesen, ohne dass die Polizei eingegriffen ist. In anderen Redebeitrag wurde vehement zur „Rache“ gegen jene Gegner aufgerufen und zur Parole „Linke haben Namen und Adressen - kein Vergeben, kein Vergessen“ angestimmt. Auch Flaschenwürfe und eine faustgroße Eisenplatte, die auf einen Schwarzen Gegendemonstranten geworfen wurde, blieben von der Polizei ungeahndet. Von der Volksverhetzung bis zur antisemitischen Hetze war von den Neonazis alles zu hören. So wurde einem Gegendemonstrant geraten, er solle doch „zurück in den Urwald gehen“ und beim Anblick einer Israelfahne skandierten Autonome Nationalisten „Kindermörder Israel“.
 

NPD ruft zum „Zecken jagen“ auf
Bis Samstag Abend wurde nichts über verletzte Gegendemonstrantinnen oder -demonstranten bekannt. Doch die rechtsextreme NPD hätte offensichtlich nichts dagegen, dass zu ändern. Über Twitter rief die NPD Marburg dazu auf, in Berlin noch „munter Zeckenjagen“ zu gehen. Der Beitrag wurde inzwischen gelöscht, doch er zeigt deutlich den Hass in der Szene auf jene, die nicht in ihr Weltbild passen.
 

- Racherufe und Drohgebärden (redok)

- Fotos von der Demonstration (Creative Commons)
 

Foto: Amadeu Antonio Stiftung (Creative Commons), Text: Sebastian Brux