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Täter gefasst - Gegen den Neonazi-Aufmarsch in Berlin wird trotzdem demonstriert

Neonazis aus der gesamten Republik möchten am 10.10. durch halb Berlin marschieren. Sie nehmen den Angriff auf ein rechtsextremes Szene-Lokal als Vorwand, gegen angebliche "linke Gewalt" zu demonstrieren. Lassen Sie das nicht zu!

 

Am Samstag, den 10. Oktober wollen Neonazis vom Alexanderplatz aus durch Berlin marschieren. Sie nehmen den Angriff auf die bei Rechtsextremen beliebte Kneipe „Zum Henker" in Treptow-Köpenick als Vorwand, sich als Vertreter von Recht und Ordnung darzustellen.

Die Berliner Polizei hat inzwischen die mutmaßlichen Täter gefasst, die den Brandanschlag auf die Kneipe verübt haben sollen. Rechtsextreme hatten den Täter umgehend der nichtrechten Szene zugeordnet und eine Demonstration angemeldet. Doch es hat wohl gar kein politisches Motiv gegeben. Die rechtsextreme Szene hatte sogar den für Samstag geplante Aufmarsch in Königs Wusterhausen für „ein nationales Jugendzentrum" abgesagt. Jetzt mobilisieren die Neonazis bundesweit für einen Aufmarsch in Berlin – von NPD und DVU bis hin zu sogenannten Freien Kräften und Neonazi-Gruppen – sie rufen seit Tagen bundesweit zur Teilnahme auf, sagte die Berliner Verfassungsschutz-Chefin Claudia Schmidt gegenüber der Berliner Morgenpost: „Die Mobilisierung erfolgt in einer äußerst aggressiven Art und Weise.“ Zwölf Hundertschaften der Berliner Polizei stehen am Wochenende bereit, um größere Auseinandersetzungen mit den Rechtsextremen zu verhindern. 

Ab 20.30 Uhr durchsuchten Beamte des Staatsschutzes des Landeskriminalamtes am Freitag Abend sechs Objekte. Sie ermitteln wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung. Die Ermittlungen richten sich nach Angaben der Polizei gegen sieben 20 bis 42 Jahre alte deutsche Männer. Nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei handelten die Tatverdächtigen aus Rache, da sie am 26. September mit Gästen des Lokals in Streit geraten waren: Ihnen war der Zutritt zum Lokal verweigert worden, sie wurden angegriffen und dabei verletzt. Nach Angaben der Polizei handelte keiner der Tatverdächtigen aus politischer Motivation. Die Männer seien weder der rechten noch der linken Szene zuzuordnen. In den durchsuchten Wohnungen fanden die Beamten diverse Beweismittel.

Nach Erkenntnissen der Mut-Redaktion finden die rechtsextreme Demonstration und der demokratische Gegenprotest am Sonnabend statt. Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) kündigte am Freitag an, die Routen des NPD-Aufmarsches und der demokratischen Gegendemonstranten würden so weit wie möglich auseinandergelegt. "Die Polizei werde alles tun, um ein Zusammentreffen zu vermeiden und dazu auch auf Unterstützungskräfte zurückgreifen", so Körting gegenüber der Berliner Morgenpost.

Die demokratischen Demonstranten bekräftigen in ihren Aufruf ihre Friedlichkeit: "Wir wollen die Menschen, die sich in Treptow-Köpenick, in Berlin und anderswo mit friedlichen und demokratischen Mitteln aber entschlossen gegen rechtsextreme Strukturen engagieren unterstützen und ihnen unsere Solidarität zeigen. Wir wollen dem geplanten Naziaufmarsch entgegentreten - bunt, laut und gewaltfrei."
 
Zentraler Treffpunkt der Gegenaktivitäten ist um 11.30 Uhr am Haus des Lehrers, Karl-Marx-Allee/Alexanderplatz

Aktuelle Informationen: www.mbr-berlin.de

 

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