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Neonazis in Niedersachsen lassen derzeit nichts unversucht, um Aufsehen zu erregen. Laut Informationen der Redaktion blick nach rechts wollen sie jetzt sogar in Wolfsburg ein Kraft durch Freude Museum ins Leben rufen...
Von Andrea Röpke und Maik Baumgärtner
In der Neonazi-Szene kursieren dubiose Einladungen zur Gründung eines Vereins „KdF-Museum e.V.“ am 4. Juli in Wolfsburg. Ganz in der Nähe des Volkswagenwerkes soll demnach die Initiative des „Kraft durch Freude“-Vereins in „zur Verfügung gestellten Räumen“ eingeweiht werden. Redner wie Jürgen Rieger und Thomas „Steiner“ Wulff werden angekündigt. Involviert sein soll auch die extrem rechte „Bürgerinitiative für Zivilcourage Wolfsburg“. Laut internen Schreiben würde das Museum die Möglichkeit bieten, „ungestört von staatlichen Repressionen“, Besuchern die „revolutionäre Aufbauarbeit der deutschen Arbeitsfront des dritten Reiches“ aufzuzeigen, heißt es. In einem separat eingerichteten „Kinosaal“ sollen eigene Filme gezeigt werden. Der thüringische Liedermacher „Thorstein“ alias Torsten Hering werde für passende musikalische Unterhaltung sorgen.
Die 1933 gegründete NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ (KdF) galt laut Deutsches Historisches Museum in Berlin „als populärste Organisation“ im Dritten Reich. Das Volkswagen-Projekt sowie Nah- und Fernreisen gehörten demnach zu den wichtigsten Aktivitäten der Freizeitorganisation, einer Unterorganisation der Deutschen Arbeitsfront (DAF). In der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ wird die NS-Initiative „Kraft durch Freude“ der heutigen „Spaßgesellschaft“ positiv entgegengestellt. So sei sie nicht „Spaßdiktatur“ sondern „Selbstzweck“ gewesen. Die Nationalsozialisten seien laut DS-Autorin Angelika Willig der „Einsicht“ gefolgt, dass der Einzelne „möglichst leistungsfähig“ wird und bleibt, wenn er sich wohlfühle.
Defacto war es Ziel, die Arbeiterschaft in die nationalsozialistische „Volksgemeinschaft“ zu integrieren. Als größte Immobilie des KdF galt der „Koloss“ im Seebad Prora auf Rügen (Foto). In dem rund fünf Kilometer langen Bau sollten bis zu 20 000 Ferienbetten für Deutsche untergebracht werden, heute dient es als Museum. Vor Jahren hatte es immer wieder Gerüchte gegeben, Rechte hätten Interesse daran, einen Teil des ehemaligen KdF-Bauwerks kaufen zu wollen.
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