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Am Mittwochabend wurde ein Mitarbeiter des Mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus in Dessau von Neonazis attackiert. Dort häufen sich derzeit neonazistisch motivierte Übergriffe. Am Dienstagabend sprühten Unbekannte ein etwa 80 mal 80 Zentimeter großes Hakenkreuz an die Eingangstür der jüdischen Gemeinde in Dessau-Roßlau. Schon mehrfach hatten Neonazis die Gemeinde im Visier.
Im Dessauer Stadtteil Süd kam es am Mittwochabend zu folgendem Vorfall: Gegen 19.55 Uhr nahm ein Mitarbeiter des Mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus in der Tornauer Straße aus seinem PKW heraus wahr, wie zwei Personen, darunter der stadtbekannte Rechtsextremist Marcel S., in seine Richtung den Hitlergruß zeigten. Während der Projektmitarbeiter darauf hin telefonisch die Polizei verständigte, folgten ihm die Täter mit dem Wagen.
Zudem versuchte Janin Z., die Schwester des inhaftierten rechtsextremen Intensivtäters Robert Z., wild gestikulierend und lautstark den Projektmitarbeiter an der Weiterfahrt zu hindern, indem sie auf die Straße sprang und dabei mit der Hand gegen den PKW schlug.
Später stellten die eingetroffenen Polizisten die Personalien der Täter fest. Hierbei kam es im Beisein der Beamten zu weiteren Bedrohungen und Nötigungen zum Nachteil des gegenPart-Mitarbeiters. So beleidigte Janin Z. den Geschädigten u. a. mit den Worten „Du Assi“ und versuchte zudem in einer aggressiven Grundstimmung, auf den Betroffenen loszugehen, was die Polizei jedoch verhinderte. Sigmar Z., der Vater der mutmaßlichen Täterin und regelmäßiger Teilnehmer an Neonazidemonstrationen in der Region, bedrohte den Betroffenen ebenfalls offen und unverhohlen: „Verpiss Dich hier. Dich kriegen wir auch noch!“
Der Betroffenen hat Strafanzeige wegen Bedrohung und Beleidigung erstattet und wird von der Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt betreut. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt u. a. wegen Nötigung und des Verwendens von Symbolen verfassungswidriger Organisationen.
Hakenkreuz an Haus der jüdischen Gemeinde geschmiert
Für das Jahr 2009 hat die Beratungsstelle allein für Dessau-Roßlau bereits 10 rechtsextreme Gewalttaten registriert. Erst tags zuvor wurde die jüdische Gemeinde der Stadt am helllichten Tag mit einem Hakenkreuz geschändet. Noch vor 19.00 Uhr näherten sich die mutmaßlichen Rechtsextremen dem Objekt und hinterließen mittels roter Sprühfarbe das Symbol des nationalsozialistischen Terrorregimes direkt unter dem wachsamen Auge einer dort angebrachten Überwachungskamera.
In den vergangenen Monaten ist die Jüdische Gemeinde Dessau und der israelitische Friedhof mehrfach von derartigen antisemitischen Schändungen betroffen gewesen, 2008 dreimal, dazu kommen zahlreiche Schmähbriefe. „Diese Taten sind niederträchtig und widerwärtig“, so Marco Steckel, Leiter der Opferberatungsstelle. „Gegen den neonazistischen Ungeist in Dessau müssen wir unsere bisherigen Aktivitäten zur Stärkung einer demokratischen Kultur in unserer Stadt verstärken“, so Steckel weiter.
Hochburg von Neonazis
Die Region Dessau gilt als eine Hochburg neonazistischer Umtriebe und neonazistisch motivierter Gewalt. So wurden im Jahr 2008 nach Angaben der Opferberatungsstelle 42 rechte Gewalttaten in der Region Anhalt registriert, 60 Prozent davon ereigneten sich allein in Dessau-Roßlau, 80 Prozent davon waren Körperverletzungen. „Insbesondere die Doppelstadt entwickelte sich 2008 zu einem Zentrum rechter Gewalt in der Region Anhalt“, so der Dessauer Opferberater. Wie auch bei dieser Tat scheuen die solche Straftäter häufig nicht mehr davor zurück, ihre menschenverachtende Ideologie auch am helllichten Tag auszuleben.
„Von solchen menschenfeindlichen Straftaten dürfen sich die engagierte Bürger Dessau-Roßlaus nicht einschüchtern lassen. Wichtig ist der gemeinsame und entschlossene Auftritt für Toleranz und gegen Neonazismus“, so Mario Bialek vom Mobilen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Anhalt. „Wir hoffen, dass die Aufzeichnungen der Überwachungskamera umgehend Ergebnisse der polizeilichen Ermittlungsarbeit bringen“, so Bialek abschließend.
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de - Quelle: www.mobile-opferberatung.de & www.projektgegenpart.de