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Bundesweit wird es immer selbstverständlicher gegen Neonazis auf die Straße zu gehen. So protestierten am ersten März-Wochenende in mehreren deutschen Städten mehr als 6.000 Menschen gegen die NPD und Rechtsextremismus. Die größte Veranstaltung fand in Osnabrück statt, aber auch in Kassel und Dessau demonstrierten jeweils um die 400 Menschen gegen die NPD.
Die NPD hatte sich in Osnabrück mit dem Gedenken an die Varusschlacht vor 2000 Jahren einen Grund für ihre Demonstration an den Haaren herbeigezogen. Ziel war aber allein die öffentliche Provokation, doch zahlreiche Osnabrücker nahmen das Treiben der polizeigezählt 162 Neonazis nicht hin. Mehr als 5.500 Menschen gingen gegen den Aufmarsch der rechtsextremistischen NPD in der Stadt auf die Straße, die Veranstalter sprachen sogar von 10.000 Menschen, die dem Motto "Wir haben die Nazis satt" gefolgt waren
Foto: 162 Neonazis fanden den Weg nach Osnabrück, darunter Udo Pastörs (l.)
Proteste auch in Dessau, Kassel, Berlin
Unter dem Motto „Vielfalt ist bunt“ protestierten rund 400 Menschen in Dessau-Roßlau gegen eine Demonstration Rechtsextremer. Dabei lasen Schauspieler aus Zeitzeugenberichten der Bombennacht von 1945. Die NPD hatte anlässlich der alliierten Bombenangriffe vom 7. März 1945 auf Dessau zu einem Gedenkmarsch aufgerufen, gekommen waren etwa 250 rechtsextreme Demonstranten. Am Abend wurde der zivilen Opfer der Bombenangriffe von Einwohnern Dessaus in der Pauluskirche gedacht.
In Kassel waren ebenfalls rund 400 Menschen zusammengekommen, um unter dem Motto „Schöner Leben ohne Nazis“ gegen Rechtsextremismus und für ein NPD-Verbot zu demonstrieren. Nach den Übergriffen von Neonazis auf einen nordhessischen Gewerkschafter Mitte Februar bei Jena und dem rechtsextremen Überfall auf ein linkes Zeltlager in Nordhessen im vergangenen Jahr wollten die Demonstranten laut Aufruf "ein sichtbares und deutliches Zeichen gegen Rechts" setzen.
Etwa 750 Demonstranten wendeten sich in Berlin-Friedrichshain gegen einen Szeneladen, der vor allem Mode der Marke „Thor Steinar“ verkauft. Das Geschäft für die bei Neonazis beliebte Modemarke „Thor Steinar“ in Berlin Friedrichshain ist seit seiner Eröffnung am vergangenen Sonnabend in der Kritik eines Bündnisses aus Gewerbetreibenden, Anwohnern und Antifa-Gruppen. Nach Angaben der Polizei sei alles „ruhig und friedlich“ verlaufen.
Auch in anderen deutschen Städten gab es am Wochenende Proteste gegen die NPD, so im nordhessischen Eschwege mit 150 Teilnehmern. Im nordrhein-westfälischen Kreis Heinsberg erteilte die Polizei 63 Personen aus dem rechten Spektrum wegen einer ungenehmigten Demonstration nach einer NPD-Mahnwache gegen den Verbleib eines Sexualstraftäters Platzverweise und setzte sie vorübergehend fest.
Alles in allem zeigen solches Vorgehen der Polizei und die Bürgerproteste gegen die NPD ein gesteigertes Selbstbewusstsein, Inszenierungen der Neonaziszene nicht länger hinzunehmen. Flagge gegen Rechtsaußen zu zeigen wird offenkundig - wenn auch noch nicht überall - zunehmend selbstverständlicher.
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / hk / Quellen: dpa-focus-redok / Fotos: stern-Archiv/dpa (1), Reusinger (3)