Entwurf des Sri Ganesha Hindu Tempels an der Hasenheide
Die NPD rief für Samstag, den 23. August zum Protest gegen den Bau von zwei Hindu-Tempeln in Berlin-Neukölln auf. Ein breites Bündnis stellte sich mit Gegendemonstrationen gegen den rechten Aufmarsch. Nach Polizeiangaben standen 150 NPD-Anhängern etwa 550 Gegendemonstranten gegenüber.
Von
Sarah Köneke
Zu der Demonstration unter dem Motto "Nein zum Nazi-Aufmarsch! Gemeinsam gegen Rassismus und Ausgrenzung" hatten unter anderen die Neuköllner Ortsverbände von SPD, Grünen und Linke aufgerufen.
Die NPD wollte mit ihrem Aufmarsch gegen den Bau von zwei Hindu-Tempeln in Neukölln protestieren. Im November 2007 wurde im Volkspark Hasenheide bereits mit dem Bau des größeren Tempels mit einem Turm von 17 Metern begonnen. Bauherr ist der Trägerverein Sri Ganesha Hindu. Der zweite Tempel ist in der Nähe des U-Bahnhofs Blaschkoallee in Britz geplant. Der tamilische Verein Berlin Hindu Mahasabhai hofft mit dem Bau, der aus Spenden finanziert wird, im Mai 2009 beginnen zu können.
Der Berliner Landesverband der NPD hatte für Samstag, den 23. August eine Demonstration gegen den Bau der Hindutempel angekündigt. Der Aufmarsch stand unter dem Motto „Unsere Stadt – Unsere Heimat“. Die Forderung der Rechtsextremen war deutlich: „Keine weiteren Hindutempel nach Neukölln“. Laut der Partei seien die geplanten Tempel „riesig“ und deshalb befürchte man einen „optischen Wandel der Städte“, so dass „der ehemalige Arbeiterbezirk nicht mehr wiederzuerkennen“ wäre. Außerdem behauptet die Partei, es käme zu einem „Austausch der heimischen Bevölkerung“. Clara Herrmann, die Sprecherin gegen Rechtsextremismus der grünen Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, erklärte zu der NPD-Propaganda: „Solcherlei hirnrissige Plattitüden zeigen, dass die NPD sich noch nicht einmal mehr bemüht, ihren plumpen Universalrassismus argumentativ zu kaschieren.“ Der Tempel wird in Wahrheit lediglich die Größe eines Einfamilienhauses haben.
Gegen den NPD-Aufmarsch formiert sich bereits Widerstand in Neukölln. Politiker, Parteien und ein Antifa-Bündnis riefen zum Protest auf. Die Fraktionen der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung gaben eine gemeinsame Pressemitteilung heraus, in der sie den geplanten NPD Aufmarsch verurteilen. SPD, CDU, B90/Grüne, FDP, Graue und LINKE erklären, dass „der Aufmarsch (…) ein Angriff gegen die Religionsfreiheit und gegen friedliebende Menschen in unserem Bezirk“ sei: „Jeder hat das Recht auf freie Ausübung von Religion sofern dies friedlich und im Sinne der freiheitlich demokratischen Grundordnung geschieht.“ Die Fraktionen „rufen alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich engagiert gegen die NPD Provokation zu wenden.“
Udo Wolf, integrationspolitischer Sprecher der Linksfraktion, erklärte, dass die NPD „ihre Hetze gegen den Islam nun mit der Hetze gegen eine andere große Weltreligion“ ergänze. Clara Herrmann sagte darüber hinaus: „Die geplante Aktion der NPD ist ein Schlag ins Gesicht von allen demokratischen Berlinerinnen und Berlinern.“ Daher rufe sie die Zivilgesellschaft auf, „für Religionsfreiheit, Toleranz und Menschlichkeit - gegen hirnverbrannte extremistische Ideologien“ zu demonstrieren. „Jeder Mensch hat ein Recht darauf, hier zu leben und seine Religion frei auszuüben“ sagte Peter Gamben vom Antifaschisten Bündnis Süd-Ost (ABSO). Die Befürchtungen der NPD seien ein „absolutes Hirngespinst“. Die Antifa-Gruppen hoffen, dass trotz der kurzen Mobilisierungsphase ein paar hundert Menschen zusammenkommen. „Wir wollen auf jeden Fall mehr sein als die Nazis“, sagte Gamben.
Ein gutes Zeichen war, dass sich am Protest gegen die NPD auch Hindus beteiligten. Sri Hanumaiah Vaidyanathan, Geschäftsführer des Vereins Sri Ganesha Hindu-Tempel in der Hasenheide, fasst es in einem Satz zusammen: "Wir lassen uns nicht einschüchtern, wir sind auch Berliner!"
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