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29 Stolpersteine in Berlin geschändet

Am 23. Mai wurde der Kölner Bildhauer Gunter Demnig durch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble mit dem Preis als "Botschafter für Demokratie und Toleranz" geehrt. Seit 1994 hat er mehr als 15.000 Stolpersteine in ganz Europa verlegt, die an die Deportation von Juden erinnern. Neonazis sind diese Denkmäler ein Dorn im Auge. So haben bislang unbekannte Täter in der zurückliegenden Woche in Berlin-Wilmersdorf insgesamt 29 "Stolpersteine" zur Erinnerung an NS-Opfer beschädigt. Nicht zum ersten Mal.

Laut einem Bericht der Berliner Morgenpost vom 13.6.2008 wurden nach Angaben der Polizei  die aus Messing gefertigten "Steine" auf den Gehwegen entlang der Wilhelmsaue, der Wetzlarer Straße und der Homburger Straße in Berlin-Wilmersdorf mit weißer Flüssigkeit übergossen. Dadurch waren die dort eingravierten Namenszüge der während der NS-Zeit Ermordeten nicht mehr lesbar. Mit den Stolpersteinen auf den Gehwegen soll auf den letzten bekannten Wohnort der Person oder der Familien aufmerksam gemacht werden. Immerhin reagierte der Bezirk sofort: Eine sofortige Reinigung der Steine wurde veranlasst. Anwohner hatten die Polizei informiert. Jetzt ermittelt der polizeiliche Staatsschutz.

Zu solchen Beschädigungen kommt es immer wieder. Waren es anfangs oft Stadtverwaltungen, die solche Aktionen behinderten, sind es jetzt zunehmend Neonazis, die mit Gewalt gegen die Denkzeichen vorgehen. Gunter Demnig kommentiert dies in der Regel lakonisch mit den Worten: "Wer gegen Stolpersteine  vorgeht, macht sie nur noch bekannter."

Die ins Gehwegpflaster eingelassenen Steine tragen jeweils eingraviert die Namen von durch die Nazis getöteten Juden. Oft sind nur der Ort, aber nicht der genaue Todestag wegen fehlender Dokumente nicht bekannt. „Ermordet“ heißt es auf den Steinen. 1993 hatte Gunter Demnig die Ursprungsidee der Stolpersteine, 1994 gab es die erste Ausstellung in Köln. Die ersten Steine verlegte Demnig ohne Genehmigung der Behörden in Köln, danach in Berlin. Um dieses Projekt am Leben zu halten, wurden weitere Steine 1996 im Rahmen des Projektes „Künstler forschen nach Auschwitz“ vor allem vor Berliner Hauseingängen verlegt - von Häusern, aus denen Juden 'verschwanden'. Inzwischen gibt es weit mehr als 15.200 Steine in mehr als 300 Ortschaften verlegt, inzwischen auch über die Grenzen von Deutschland hinaus.  „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, sagt Gunter Demnig. Im Allgemeinen wird die Verlegung der Steine von denen blockiert, die nicht jeden Tag beim Verlassen des Hauses zwanghaft daran erinnert werden möchten, welche menschenverachtenden Taten die Nazis begangen haben.  

Mehr unter: www.stolpersteine.com

www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / kulick

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Zwei Stolpersteine vor der Verlegung