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Leipzig zeigte wieder Courage

Am 30. April 2008 fand zum elften Mal das Festival „Leipzig.Courage zeigen“ vor dem Leipziger Völkerschlachtdenkmal statt. Zahlreiche Künstler und Bürger der Stadt Leipzig versammeln sich jährlich seit 1998 an diesem Tag, um sich zu demokratischer Kultur und gegen Rechtsextremismus zu bekennen. Am Vortag marschierten bereits Neonazis auf.

Von Susanne Beyer

„Es begann damit, dass Nazis dort aufmarschieren wollten“, erinnert sich Sebastian Krumbiegel, Sänger der Leipziger Band „Die Prinzen“, an den für den am Vorabend des 1. Mai 1998 geplanten Aufmarsch der NDP vor dem Leipziger Völkerschlachtdenkmal. „Am besten, wir besetzen den Platz“, war die Idee des Künstlers, besorgter Bürger, Politiker, usw..
Und so kam es dann auch: Stadtverwaltung, Gewerkschaften und viele Initiativen riefen dazu auf, den Platz vor dem Völkerschlachtdenkmal zu besetzen. Eine Reihe von prominenten Künstlern veranstaltete an diesem Tag mit einem großen Konzert einen bunten und engagierten Protest gegen den geplanten Aufmarsch der Rechtsextremen.

Seitdem die NPD in den sächsischen Landtag eingezogen ist, wird das Thema Rechtsextremismus wieder zunehmend gesellschaftlich problematisiert. In Leipzig heißt es deshalb auch in diesem Jahr wieder am 30. April: Leipzig zeigt Courage.

Ein Festival für Demokratie und Toleranz

Das Festival wendet sich nicht nur gegen Neonazis, sagt Krumbiegel. Darüber hinaus stehe es für Demokratie und Toleranz. Daneben ist Krumbiegel die Assoziation dieser Art des Protests mit der zivilgesellschaftlichen Auflehnung in Leipzig von 1989 ein wichtiges Anliegen: Es sei eine Art öffentliches Statement dafür, dass Leipzig ein „streitbares Städtchen“ ist. Es gehe auch darum, musikalisch Haltung zu beziehen. Daher werden Künstler, die sich sonst nicht zu Themen wie Zivilcourage und Rechtsextremismus positionieren, auch nicht zu diesem Event eingeladen.

Um das Engagement und den Protest auf eine breitere Basis zu stellen, gründete sich der
Trägerverein Leipzig.Courage zeigen e.V.. Unter dem Motto „Leipzig.Courage zeigen“ versammeln sich seit 1998 jedes Jahr am 30. April Tausende Leipziger, um bei dem stimmungsvollen Ereignis mitzufeiern und gleichzeitig ihre Ablehnung politisch motivierter Gewalt zum Ausdruck zu bringen. Alle Künstler spielen ohne Gage, sodass das Konzert für die Besucher kostenlos ist. Natürlich geht es darum finanzielle Mittel für diese kostenlosen Veranstaltungen zu akquirieren. Dank seiner Prominenz hat Krumbiegel es da wohl leichter als andere, Sponsoren für das Leipziger Event zu finden. Seines Erachtens aber gehe es vielmehr darum, dass man möglichen Sponsoren aus Wirtschaft und Politik deutlich macht, was wäre, wenn man nicht Gesicht zeigen würde: Dass sich z.B. Investoren aus der Region zurückziehen werden, wenn man keine Farbe
gegen Rechtsextremismus bekennt.

Eine Chance für jungen musikalischen Nachwuchs

Das Konzert bietet immer auch Gelegenheit für interessante Neuentdeckungen: Jährlich findet im Vorfeld des Protesttages das Festival „Junge Musiker gegen Gewalt und Rassismus“ statt. Aus zahlreichen Bewerbungen werden junge Bands ausgewählt, die in verschiedenen Jugendzentren um den Auftritt an der Seite der Profi s spielen. Wer sich hier durchsetzt, steht am Vorabend des 1. Mai mit auf der großen Bühne.
Leipzig zeigt courage
Leipzig zeigt courage

In diesem Jahr beschallten unter anderem Sebastian Krumbiegel & Les Hommes Sauvages, Die Skeptiker und City-Sänger und –Gitarrist Tony Krahl den Platz vor dem Völkerschlachtdenkmal. Krumbiegel und alle weiteren Initiatoren sind froh, dass die Aktion bis heute durchgehalten wird und hoffen, dass sich die Sponsoren und auch die Stadt mit der Schirmherrschaft des Leipziger Oberbürgermeisters sowie mit ihrer finanziellen Unterstützung weiterhin dazu bekennen. Inzwischen hat es das Festival gegen Rechtsextremismus und für Toleranz vor dem Völkerschlachtdenkmal mehr als zehn Mal gegeben. Diejenigen, die Auslöser der Festival-Idee waren, treten durchaus nicht mehr so massiv auf. Aber besiegt sind sie noch lange nicht…

Am Vorabend marschierten Neonazis auf

So marschierten am Vorabend rund 150 Rechtsextreme unter dem Motto „Eine sichere Zukunft für unsere Kinder“ durch Leipzig-Grünau. Die Stadt erteilte den sogenannten „Freien Kräften“ jedoch strenge Auflagen für ihren Aufmarsch. Ein großes Polizeiaufgebot trennte die Neonazis von Gegendemonstranten. Am späten Nachmittag fand außerem ein Straßenfest in Grünau „für bunte Vielfalt“ statt, an dem verschiedene Initiativen ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen wollten.  Auch hier zeigte Leipzig abermals Courage!

Mehr Informationen zum Festival finden Sie hier.

www.mut-gegen-rechte-gewalt.de

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Signet Leipzig Courage zeigen