In Magdeburg haben am Wochenende zwei Jugendliche einen Asylbewerber aus Sierra Leone angegriffen und verletzt, ehe sie von einem couragierten Autofahrer vertrieben wurden. Wegen ähnlicher rassistischer Gewalt gegen einen Iraker begann tags darauf in Magdeburg ein Prozess gegen einen Rechtsextremen.
Die Täter sollen zum Tatzeitpunkt rund zwei Promille Atem-Alkohol gehabt haben und konnten erst nach ihrer Ausnüchterung am Sonntag vernommen werden. Dabei gaben sie keine Gründe für die Tat an. Die beiden Jugendlichen seien der Polizei bereits wegen anderer Delikte, dem Staatsschutz aber nicht als Teil der rechtsextremen Szene in Magdeburg bekannt. Ihnen werden gefährliche Körperverletzung und Beleidigung vorgeworfen.
Innenminister Holger Hövelmann (SPD) verurteilte die Tat. "Die Jugendlichen haben ein völlig verschobenes Wertebild, wenn sie überhaupt eins haben; Respekt und Ansehen anderer Menschen scheint zumindest bei einem Teil der Jugendlichen nicht gegeben", sagte Hövelmann der Deutschen Presse-Agentur dpa. Er bedauere, "die Politik hat keinen Schalter, den man umlegt und die Menschen sind ab morgen vernünftig." Mit Blick auf die Wertesituation in Sachsen-Anhalt stehe der Politik ein «jahrelanger Weg mit langem Atem» bevor. "Wir sind leider keiner Ausnahme in Deutschland, was das Stattfinden solche Verbrechen und Ereignisse angeht", sagte der Innenminister.
Prozess begann am Montag
In der Nacht vom 25. auf den 26. August 2007 gegen 1 Uhr 30 wurde unter ähnlichen Umständen ein 36jähriger Iraker in Magdeburg an der Haltestelle Klosterwuhne, wo er auf dem Weg nach Hause auf die Straßenbahn wartete, von einem
Rechtsextremen angegriffen. Martin S. ging plötzlich auf den Flüchtling los und beleidigte ihn zunächst mit rassistischen Sprüchen. Dann folgte tätliche Gewalt.
Der Betroffene konnte die ersten Schläge abwehren, woraufhin der Täter verschwand. Er kehrte jedoch kurze Zeit später mit einem großen Hund zurück, den er auf den Betroffenen hetzte. Dieser versuchte zu fliehen, wurde jedoch von dem Hund zu Fall gebracht und stürzte zu Boden. Während er versuchte, sich gegen die Bisse des Hundes zu wehren, schlug der Angreifer mit einer Holzfackel auf ihn ein.
Erst als nach ca. 15 Minuten eine Frau aus einem nahegelegenen Imbiss herauskam, die Situation erkannte und anfing laut zu schreien, ließ Martin S. von seinem Opfer ab und flüchtete. Der Betroffene musste aufgrund seiner Verletzungen an Kopf, Nacken, Rücken und Beinen im Olvenstedter Krankenhaus ambulant behandelt werden.
"Dieser Angriff zeugt von einer erschreckenden Brutalität. Die ausländerfeindliche und menschenverachtende Einstellung des Täters kommt hier ganz deutlich zum Ausdruck. Der Betroffene ist traumatisiert und vermeidet es, in die Gegend des Tatortes zu fahren.", so eine Sprecherin der Mobilen Beratung für Opfer rechter Gewalt. Die Polizei konnte Martin S. wenige Tage später, nach einem Raubüberfall gemeinsam mit einem Freund aus der rechten Szene, verhaften. Der Magdeburger ist der Polizei seit mehreren Jahren u.a. wegen Volksverhetzung, dem Tragen verfassungswidriger Symbole und Körperverletzungen bekannt und ist bereits einschlägig vorbestraft.
Am Montag, den 29.10.2007 begann vor dem Amtsgericht Magdeburg der Prozess gegen den einschlägig vorbestraften Rechtsextremen Martin S. wegen Volksverhetzung und gefährlicher Körperverletzung. Mehr darüber demnächst.
Mehr unter: www.mobile-opferberatung.de Mutiger Bürger rettet Mann aus Sierra Leone in Magdeburg vor Neonazis: >klick