DIE SCHLECHTE NACHRICHT: Eklat in Sachsens Parlament. Dort wurde am Mittwoch Sachsens neuer Mininsterpräsident Tillich gewählt, aber drei Abgeordnete aus demokratischen Parteien stimmten für den NPD-Gegenkandidaten. DIE GUTE NACHRICHT: 2008 wird zum zweiten Mal der Sächsische Förderpreis für Demokratie von der Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank, der Stiftung Frauenkirche Dresden, der Freudenberg Stiftung und der Amadeu Antonio Stiftung verliehen. Bewerbungsschluss für Initiativen ist der 14. Juli 2008.
Von Jan Schwab
Zwei Preise in Höhe von je 15.000 Euro unterstützen und belohnen mutiges Engagement von Initiativen und Projekten, die für die Menschenrechte und den Schutz von Minderheiten eintreten, die Demokratie in ihrer Region stärken oder sich gegen Rassismus, Antisemitismus, Extremismus oder jede andere Form von Gewalt einsetzen.
Schicken Sie Ihre Bewerbung bis zum 14. Juli 2008 an die Amadeu Antonio Stiftung, Stichwort: Förderpreis, Linienstr. 139, 10115 Berlin
Dies waren die Preisträger im vergangenen Jahr:
Bündnis für Menschenwürde – gegen Rechtsextremismus im Landkreis Mittweida
Neben der Sächsischen Schweiz hat sich der Landkreis Mittweida inzwischen als eine Schwerpunktregion rechtsextremer Aktivitäten in Sachsen herausgebildet, was sich in den vergangenen Monaten vor allem durch zahlreiche Gewaltdelikte gegen Migranten, Studenten und Jugendclubs äußerte. Die Übergriffe gehen zu einem erheblichen Teil auf die mittlerweile verbotene rechtsextreme Kameradschaft „Sturm 34“ zurück. Darüber hinaus beobachten die Initiatoren des Bündnisses eine tiefe Verankerung rechtsextremen und rassistischen Gedankenguts bei Jugendlichen und Erwachsenen aller Generationen.
Als Reaktion auf diese Entwicklung gründete sich Anfang 2007 das Bündnis für Menschenwürde – gegen Rechtsextremismus und steht damit noch am Anfang seiner Arbeit. Ziel ist es, der rechtsextremen Alltagskultur im Landkreis Mittweida offensiv entgegenzutreten. Demokratische Lebensentwürfe und kulturelle Vielfalt werden gestärkt und gefördert: Aufklärungskampagnen, um die Öffentlichkeit in Bezug auf die Lebenssituation von Migranten zu sensibilisieren; Diskussionsveranstaltungen und interkulturelle Feste. Durch diese neuen Angebote soll den mitunter stark dominierenden rechtsextremen Gruppen der öffentliche Raum im Stadtgeschehen streitig gemacht werden. Zielgruppe des Bündnisses: ein möglichst breites Spektrum an Bürgern und verantwortlichen Akteuren vor Ort, weil aus Sicht der Initiatoren nur eine breite gesellschaftliche Basis effektiv gegen Rechtsextremismus erfolgreich sein kann. (Internet:
www.buendnis-mittweida.de)Netzwerk für Demokratische Kultur e.V. (Wurzen)
Mit dem Kultur- und BürgerInnenzentrum D5 hat das 1999 gegründete Netzwerk für Demokratische Kultur e.V. (NDK) einen Ort für demokratisch orientierte Menschen in Wurzen und Umgebung geschaffen. Mit dem Erwerb und der ausschließlich in ehrenamtlicher Arbeit vollzogenen Renovierung eines dreistöckigen Hauses am Domplatz wurde ein dauerhafter Ort geschaffen, an dem ein breites Angebot an Freizeitaktivitäten für alle Altersgruppen besteht. Das Veranstaltungsspektrum ist breit: In der Kulturwerkstatt werden Kinoabende und Konzerte, aber auch Lesungen und Austauschprogramme für Jugendliche organisiert. Das D5 beherbergt außerdem eine Geschichtswerkstatt (Themenschwerpunkt Nationalsozialismus), eine Politikwerkstatt und eine Medienwerkstatt. Die Nachfrage nach den Angeboten der Initiative steigt kontinuierlich. Vor diesem Hintergrund erachtet das NDK eine Weiterführung der Sanierungsarbeit als dringend notwendig, um der zunehmenden Zahl der Projekte gerecht zu werden. (Internet:
www.ndk-wurzen.de )
Schulmuseum – Werkstatt für Schulgeschichte Leipzig e.V.
Die Ausstellung „Gegen den Strom – Schule im Widerstand“ des Schulmuseums Leipzig thematisiert Parallelen und Unterschiede der Schule im Umgang mit systemkritischen Lehrern und Schülern während der beiden deutschen Diktaturen. Im Vordergrund der Arbeit stehen Biografien von Außenseitern und Widerständlern im Dritten Reich und in der DDR. Schüler und Studenten recherchieren zu diesem Zweck in den Archiven zu den entsprechenden Schulakten der Stasi und der Gestapo. Das Ausstellungsprojekt will jedoch nicht nur Vergangenes dokumentieren, sondern auch einen klaren Bezug zur Gegenwart herstellen. So sollen neben Bild- und Archivmaterial auch Filme mit Zeitzeugen gezeigt werden, die nicht nur „konsumiert“ werden, sondern zu interaktiver Teilnahme anregen. Außerdem sollen die Besucher im Anschluss an den Ausstellungsbesuch an Rollenspielen (z.B. im DDR-Klassenzimmer) teilnehmen.
Die Ausstellung soll dazu beitragen, gegenüber jeglicher Form von Gleichschaltung und Unterdrückung demokratischer Entscheidungskompetenzen zu sensibilisieren. Die Beispiele von Zivilcourage unter extrem erschwerten Bedingungen der Diktatur werden insbesondere jungen Menschen helfen, demokratische Werte zu achten. Die geplante Ausstellung entsteht u.a. in Kooperation mit dem Stadtarchiv Leipzig, dem Sächsischen Staatsarchiv, der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, dem Regionalschulamt Leipzig und dem Historischen Seminar der Universität Leipzig. (Internet:
www.schulmuseum-leipzig.de )
Zum Wahleklat von Sachsen (stern.de, 28.5.2008)
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de