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Anti-Rechts-Fußballturnier abgesagt: Unverständnis in Sachsen

Im sächsischen Colditz hat der Bürgermeister ein antirassistisches Fußballturnier verhindert. Grund seien Sicherheitsbedenken und fehlende Kooperation der Veranstalter mit der Stadt, teilten die Grünen-Abgeordnete Monika Lazar und die Mobile Beratung Sachsen mit. Beide kritisieren diese Entscheidung nun.

Von Fabian Stroetges

In einem offenen Brief an den Bürgermeister des Städtchens, Manfred Heinz (FDP), forderte die Abgeordnete Lazar ihn auf, die Entscheidung zurückzunehmen. Diese könne sie nicht nachvollziehen. „Wir alle sollten über das bürgerschaftliche Engagement von Colditzerinnen und Colditzern froh sein“, schrieb sie. Mit der Entscheidung, das Turnier abzusagen, würden diese Menschen vor den Kopf gestoßen. Heinz war am Freitagnachmittag für eine Stellungnahme nicht erreichbar, auch die FDP Leipzig wollte auf telefonische Nachfrage hin nicht kommentieren, da man dort am Freitagnachmittag noch nicht über die Geschehnisse informiert war.

Das Fußballturnier war für den 22. August im Rahmen der Kampagne „Meine Stimme gegen Nazis“ geplant, an der sich zahlreiche Persönlichkeiten wie DFB-Präsident Theo Zwanziger, der Pfarrer der Dresdner Frauenkirche Sebastian Feydt und auch die Amadeu-Antonio-Stiftung beteiligen. Schirmherr ist der Sozialforscher Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, der an der Universität Bielefeld ein Forschungsprogramm zu „Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ durchführt. Nun haben Stadtverwaltung und Bürgermeister die Nutzung kommunaler Sportflächen für das antirassistische Turnier untersagt – wegen Sicherheitsbedenken und mangelnder Kooperation der Veranstalter.

Unverständnis über die Entscheidung des Bürgermeisters äußerte auch Solvejg Höppner von der Mobilen Beratung Sachsen. Zwar schätzt auch sie die Sicherheitslage in Colditz mit seiner aktiven und zum Teil gewalttätigen rechten Szene nicht als ungefährlich ein. So hätten Neonazis bei einem Konzert gegen Rechts die Veranstaltungshalle und Familien der Organisatoren angegriffen. Dennoch sieht sie die Sicherheitsbedenken des Bürgermeisters eher als vorgeschoben, um das Turnier zu verhindern. Denn Sätze wie „wenn Sie die Rechten so provozieren, müssen Sie sich nicht wundern wenn etwas passiert“, höre man öfter in der Region.

Die Polizei geht laut Höppner gerade während des Landtags- und Bundestagswahlkampfes von einer höheren Gefährdungssituation in der Region aus und ist so auch stark personell ausgelastet. Daher würde von der Polizei auch befürchtet, dass die Sicherheit des Turniers womöglich nicht garantiert werden könne. Es habe zudem Befürchtungen gegeben, dass Neonazis bei einem Angriff auf das Fest den Rasen durch Chemikalien beschädigen könnten, wie dies in der Region laut Höppner auch schon vorgekommen ist. Als Bedingung für die Nutzungsgenehmigung forderte die Stadt offenbar deshalb von den Initiatoren des antirassistischen Turniers, die Haftung für eventuelle Schäden zu übernehmen – eine beinahe unüberwindbare Hürde für solch eine Veranstaltung.

„Wir hatten die Hoffnung, dass wir das trotz aller Kommunikationsprobleme, die nicht von der Hand zu weisen sind, hinkriegen sollten“, sagte Höppner. Schließlich habe sich Bürgermeister Heinz schon mit anderen Aktionen gegen Rechtsextremismus positioniert. „Hätte man es gewollt, hätte man das Turnier auch durchführen können“, sagt Höppner und fügt an, dass es ja vielleicht auch Alternativen zwischen dem Plan der Organisatoren und dem Verbot der Stadt geben könnte. Dieses vermittle, schreibt die Grüne Lazar in ihrem offenen Brief, den Eindruck, „dass dieser couragierte Einsatz in der Stadt Colditz nicht willkommen ist“. Auch wenn es Abstimmungsprobleme mit der Organisation gab, hätte es vom Bürgermeister unterstützt werden müssen. Sich in Colditz öffentlich für Demokratie einzusetzen sei offensichtlich „schwer möglich“.

Vor zwei Wochen hatte der FDP-Bürgermeister des nahegelegenen Ortes Mügeln, Gotthard Deuse, ein Konzert gegen Rechtsextremismus untersagt und erntete dafür heftige Kritik. Das Konzert sollte Abschluss einer Aktionswoche gegen Rassismus sein.

www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / fst / Foto: Flickr (Commons License)

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