Der österreichische Rechtspopulist und Kärntner Landeshauptmann (Ministerpräsidenten) Jörg Haider ist tot. Der 58-Jährige kam am frühen Samstagmorgen (11.10.) bei einem Autounfall in Lambichl südlich von Klagenfurt ums Leben. Haider hatte rechtsextreme Positionen machtpolitisch hoffähig gemacht.
Haider, der Chef der rechten Partei Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) war, sei allein mit seinem Dienstwagen auf dem Weg nach Hause gewesen. Er habe kurz vor dem Unfall auf der Loiblpass-Bundesstraße ein anderes Auto überholt, berichtete die Polizei. Danach sei er mit seinem Wagen aus noch unbekannter Ursache von der Straße abgekommen, sei gegen mehrere Schilder und einen Pfeiler geprallt und habe sich mehrfach überschlagen. Haider habe schwerste Verletzungen im Kopf- und Brustbereich erlitten, an denen er wenig später gestorben sei.
Haider hat parlamentarisch Rechtsextremismus hoffähig gemacht und war mit ausfänderfeindlichen Parolen und Nazisprüchen auf Stimmenfang gegangen. Im innerparteilichen Streit mit der seit 1979 von ihm geprägten "Freiheitlichen" FPÖ gründete er 2005 eine neue Partei, die BZÖ. Für die FPÖ, deren Vorsitzender er 14 Jahre lang war, zahlte sich sich seine ideologische Vorarbeit in Österreich aus. Bei den Parlamentswahlen vor wenigen Wochen erzielte sie unter Jungwählern sogar 44% der Stimmen (siehe Grafik aus der österreichischen Zeitschrift profil oben) - das Wahlalter war zuvor auf 16 gesenkt worden. Haiders BZÖ kam insgesamt auf rund 11 Prozent. Auf diese Erfolge der österreichischen Rechtsaußen wie Haider & Co. wollten mit seiner Hilfe zahlreiche andere europäische Rechtsaußenparteien bauen.
Dass Haider jetzt mit seinem Wagen tödlich verglückte macht vorhersehbar, dass im rechten Lager schon bald die Legendenbildung blühen wird, woran das lag.
Der Politiker war gegen 1 Uhr nachts von einer Veranstaltung auf dem Weg zu sich nach Hause, als er offenbar mit überhöhter Geschwindigkeit im Ort Lambichl die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor. Dabei streifte das Fahrzeug unter anderem einen Betonmast, was vermutlich ausschlaggebend für die erhebliche Beschädigung von Haiders VW Phaeton und für seine schweren Verletzungen war, denen er noch auf der Fahrt ins Krankenhaus erlag.
Seine rechten Parteifreunde in Österreich lobten Haider in ersten Nachrufen als "größten Kärtener aller Zeiten" und als "Volkshelden". Auch rechtsgerichtete Kräfte im Ausland reagierten auf Haiders Tod: In Belgien bezeichneten Politiker der offen ausländerfeindlichen Flamenpartei Vlaams Belang (VB) Haider als Vorbild und Modell eines modernen, zeitgenössischen erfolgreichen rechtsnationalen Politikers. Er habe wie kein anderer einer schweigenden Mehrheit in der Bevölkerung eine Stimme verliehen...
Reflektion über die Folgen: http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/debatte/rechtsblog/oesterreichs-rechte-nach-dem-toedlichen-unfall-von-joerg-haider/
Mehr auf stern.de: http://www.stern.de/politik/ausland/:J%C3%B6rg-Haider-Der-Politrambo-K%C3%A4rnten/642001.html
Haiders Lebenslauf: http://orf.at/081011-30450/index.html
Mehr Details unter www.orf.atBILDER VOM UNFALLORT: http://iptv.orf.at/
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / h.kulick / Titelfoto: stern-Archiv-Reuters / Unfallfoto: stern-Archiv dpa