"Neonazi-Geschäft sorgt für Chaos - Demonstranten empört über Verkauf von "Thor Steinar"-Mode / Bank fühlt sich getäuscht - will den Laden schließen". Das meldete am 25. September die Hambuger Morgenpost. Nach Berlin und mehreren anderen ostdeutschen Städten ist die unter Neonazis beliebte Modemarke jetzt offensichtlich auch nach Westen expandiert - möglicherweise mit einem Trick, wie die Hamburger Morgenpost berichtet. Aufgrund der Schlagzeilen und Proteste zieht der Laden jetzt aus.
Dem Vermieter, der norddeutschen HSH-Bank sei offensichtlich eine "peinliche Panne" passiert, meldeten am 26.9. die Morgenpost-Journalistinnen Stephanie Lamprecht und Jana Tilz. Die Banker hätten "versehentlich ein Ladengeschäft in ihrer Passage an der Spitalerstraße an Rechtsradikale vermietet", das gestern eröffnen sollte. Vermieter und Gegendemonstranten hätten dies aber verhindert, die Polizei habe die Passage kurzfristig abgesperrt. Ab dem Folgetag gingen die bei Rechtsextremen so beliebten Klamotten jedoch in den Verkauf. In dem Morgenpost-Artikel vom 26.9. heißt es weiter:
"Wir haben das vorher definitiv nicht gewusst", beteuerte der Sprecher der HSH-Nordbank, Christian Buchholz, gestern sichtlich betroffen: "Es ist uns unglaublich peinlich und unangenehm." Der Schreck kommt zu spät - die Rechten haben einen Fünf-Jahres-Mietvertrag mit der Bank, die aus den Landesbanken von Hamburg und Schleswig-Holstein vervorgegangen ist. "Wir werden alles Mögliche tun, um das Geschäft so schnell, wie es geht, zu schließen", so Buchholz.
Juristisch wird das heikel, sagt Torsten Flomm vom Grundeigentümerverband Hamburg: "Eine Kündigung aus politischer Motivation ist schwierig, der Laden verkauft ja nichts Verbotenes."
Die Banker fühlen sich arglistig getäuscht: "Der Mieter war mit uns unter dem Namen ,Protex - funktionale Sport- und Outdoor-Bekleidung' in Kontakt getreten", so Banksprecher Christian Buchholz. Von Mode für Neonazis sei da keine Rede gewesen. Etwas Recherche hätte ergeben: Die Firma "Protex" aus Königs Wusterhausen (Brandenburg) vertreibt "Thor-Steinar"-Mode in ganz Deutschland. Die Klamotten mit den völkischen Symbolen gelten als Erkennungszeichen in der rechten Szene.
Bei der Eröffnung von "Protex"-Geschäften in Berlin, Magdeburg und Leipzig gab es jedes mal erhebliche Proteste von Antifaschisten und Nachbarn. In Magdeburg musste der Laden schließen, in Leipzig laufen seit einem Jahr Prozesse. Die Hamburger-Filiale ist die erste im Westen.
"Protex"-Chef Uwe Meusel war gestern zur Neueröffnung nach Hamburg gereist, schloss angesichts der Proteste jedoch vorübergehend des Ladentüren und löschte das Licht. Heute will er den Verkauf aufnehmen.
Die Demonstranten wollen wieder kommen: "Wir werden solange Aufstand machen, bis das Geschäft endgültig schließt - und wenn es jeden Tag sein muss", sagt ein Protestler."
Soweit der Morgenpost-Artikel. Er schließt mit einem kleinen Seitenhieb auf die Unachtsamkeit der zuständigen Banker.
"In der HSH-Nordbank-Arena ist das Tragen "Thor Steinar"-Bekleidung übrigens seit September 2007 streng verboten."