Das von der thüringischen NPD veranstaltete „Fest der Völker“ wird dieses Jahr nicht in Jena stattfinden. Die rechtsextremen Musiker und Redner wollen sich stattdessen in der Kleinstadt Altenburg treffen, die im äußersten Osten des Freistaates liegt. Anlass des Rückzugs aus der zweitgrößten Stadt Thüringens waren keine staatlichen Verbote, sondern der Widerstand der Zivilgesellschaft.
Von
Christopher Egenberger
Am 11. Juni 2005 veranstaltete die NPD erstmals ihr „Fest der Völker – Für ein Europa der Vaterländer“. Dieses Rechtsrock-Festival fand bisher zweimal im thüringischen Jena statt und steht in einer Linie mit Veranstaltungen, wie dem „Thüringentag der nationalen Jugend“ oder dem „Rock für Deutschland“. Mit derartigen Festivals sollen insbesondere Jugendliche angesprochen und für die rechtsextreme Propaganda gewonnen werden. Auf aggressive Weise soll in den Zentren großer Städte rechter Lifestyle vorgelebt und so „national befreite Zonen“ geschaffen werden.
Darüber hinaus treffen hier führende Vertreter rechtsextremer Organisationen aus ganz Europa zusammen, womit die Veranstaltung als Begegnungsstätte einer „europäischen nationalen Front“ dienen soll, welche die NPD zu errichten versucht. „Für ein Europa der Vaterländer“, das Motto der Veranstaltung, verdeutlicht die Internationalisierungsbestrebungen der Partei durch die Übernahme des Ethnopluralismus-Konzepts der Neuen Rechten. Danach wird vordergründig jede Kultur geachtet, ihr aber gleichzeitig ein angestammter Platz in der Welt zugeordnet. „Fest der Völker“ war darüber hinaus der Titel des ersten Teils des Propagandastreifens, den Leni Riefenstahl über die Olympischen Spiele 1936 in Berlin gedreht hatte.
Das rechtsextreme Festival war bereits für zehn Jahre, bis ins Jahr 2015 in Jena angemeldet worden. Doch nun reagieren die Veranstalter auf den Widerstand, den sie von allen Seiten zu spüren bekamen. Dass sich die NPD nun zurückzieht, wertet Luise Zimmermann vom „Aktionsnetzwerk gegen Rechtsextremismus“ als einen Etappensieg, der besonderen Wert dadurch erhält, dass das „Fest der Völker“ nicht durch staatliche Verbote verhindert wurde, sondern durch die vielen Ankündigungen, sich dem Fest entgegenzustellen.
Auch Michael Ebenau vom „Aktionsbündnis gegen Rechts“ wertet die Verlegung des Festivals als Erfolg des breiten und erfolgreichen Widerstandes in Jena während der letzten Jahre, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass man nun Altenburg unterstützen müsse. Dass die Neonazis in Kleinstädten wie Altenburg ein leichtes Spiel vermuten, denkt auch der Jenaer Oberbürgermeister, Dr. Albrecht Schröter, und möchte seinem Altenburger Kollegen Unterstützung anbieten. Diese Hilfe wird nötig sein. Daher ist es gut, dass das Bürgerbündnis „Altenburg gegen Rechts“ bereits Kontakte zum Jenaer Netzwerk aufgebaut hat. Auch wenn es von großer Bedeutung ist, dass Rechtsextreme nicht die Zentren deutscher Großstädte als Bühne nutzen können, darf man ihnen doch auch keinen Rückzugsraum in der „Provinz“ überlassen. Altenburg liegt zudem strategisch günstig zwischen Leipzig, Chemnitz, Gera und Zwickau. Eine hohe Besucherzahl des "Festes der Völker" ist daher durchaus wahrscheinlich.
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