Der Protest gegen den NPD-Aufmarsch am Samstag, den 23. August in Neukölln war ein Erfolg. Die Gegendemonstrationen übertrafen den Neonazi-Aufmarsch zahlenmäßig bei weitem. Die Demonstranten machten klar: Wie wollen keine Nazis in unserer Stadt. Auch in Sachsen-Anhalt wurde am Samstag gegen Nazis demonstriert.
Von
Sarah Köneke
„Gemeinsam gegen Rechts“ war das Motto der beiden Demonstrationen gegen den NPD-Aufmarsch am Samstag in Neukölln. Treffender geht es nicht, denn die Teilnehmer waren tatsächlich bunt gemischt und es waren verschiedenste Logos auf den Fahnen und Plakaten zu sehen. Zu dem Protest hatte vergangene Woche ein breites Bündnis aus demokratischen Parteien und Organisationen und der Antifa aufgerufen.
Insgesamt demonstrierten mehr als 700 Menschen gegen die NPD. Ein recht großer Erfolg, denn die Mobilisierungsphase für die Gegendemonstrationen war relativ kurz gewesen. Die Zahlen zeigen deutlich, dass die Berliner keine Lust auf Nazis in ihrer Stadt haben. Der größere Zug mit ungefähr 500 Teilnehmern führte von der Blaschkoallee nach Britz Süd, der andere mit etwa 160 Teilnehmern vom Hermannplatz bis zur Britzer Brücke. Auch entlang der Demonstrationsstrecke der NPD standen Anwohner an den Straßen und zeigten mit Ausrufen wie „Nazis raus aus Neukölln!“ deutlich, dass sie nichts von den Rechtsextremen und ihren Ideologien halten. Mehreren Antifaschisten gelang es ebenfalls, direkt an die Strecke der NPD zu gelangen und den Rechten mit Sprechchören und Trillerpfeifen Paroli zu bieten. Unter den Demonstranten war auch eine kleine Gruppe Hindus. Offiziell beteiligten sich die Hindu-Gemeinden allerdings nicht. Nadarajah Thiagarajh, der Sprecher der Gemeinde „Berlin Hindu Mahasabhai“, die demnächst den Tempel in der Nähe der Blaschkoallee bauen will, sagte: „Wir machen keine Politik. Wir wollen sauber und in Frieden bleiben.“
Der Demonstrationszug der NPD war deutlich kleiner als die Gegendemonstrationen. Die 150 Rechtsextremen wurden von Udo Voigt, Vorsitzender der NPD, angeführt. Der
Grund für die Demonstration der NPD ist der geplante Bau zweier Hindu-Tempel in Neukölln. Die Partei hatte behauptet, die Tempel würden das Stadtbild zu sehr verändern. Die Rechtsextremen zogen mit rassistischen und menschenverachtenden Parolen wie „Buschmann, Hindu, Muselmann – ihr müsst bald nach Hause fahr’n“ und „Ali, Mehmet, Mustafa – ab zurück nach Ankara“ durch Neukölln. Jörg Hähnel, neuer Berliner NPD-Vorsitzender, stimmte die Parolen per Megaphon an und der braune Mob brüllte beigeistert mit.
Links-Autonome versuchten mehrfach, den NPD-Zug aufzuhalten, indem sie einen Glasbehälter umwarfen und einen Abfallcontainer anzündeten. Auch ein Auto, das einen rechten Aufkleber am Heck hatte, ging in Flammen auf. Aufgrund des sehr hohen Polizeiaufgebots von etwa 800 Beamten wurden direkte Konfrontationen und Zusammenstöße vermieden. Die Polizei drängte die Autonomen zum Teil mit Schlagstockeinsatz ab und kesselte sie teilweise auch ein. Vier Polizisten wurden leicht verletzt und acht Personen festgenommen. Darunter befand sich auch Björn W., ein polizeilich gesuchter Neo-Nazi, der allerdings abends schon wieder laufen gelassen wurde, weil ihm ein Richter Haftverschonung gewährte.
Auch in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt wurde am Samstag erfolgreich gegen Nazis demonstriert. 250 Menschen kamen dort zusammen, um gegen einen Aufmarsch und eine Kundgebung der rechtsextremistischen Aktionsfront Harz zu protestieren. Auch hier waren die Rechten in der Minderheit. Die Aktionsfront Harz war nur mit 61 Teilnehmern vertreten. Laut der Polizei kam es zu keinen Zwischenfällen.
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