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Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
Arbeitslosigkeit, Krankheit, Tod eines Ernährers: Viele Familien in Deutschland haben Angst vor dem sozialen Absturz. Deshalb brauchen sie Unterstützung. Von uns. Der stern sucht Paten. Von Uli Hauser
Andreas Iwen sagt, er komme ganz gut zurecht. Er hat eine Wohnung, er hat eine Arbeit, und er hat zwei Kinder. Morgens um halb sechs weckt er seine Tochter Marie, zehn Minuten später den kleinen Felix. Es gibt Frühstück, dann bringt er die Kleinen in den Kindergarten. Sie sind morgens die ersten und am Nachmittag die letzten, wenn der Vater um vier Uhr aus der Arbeit kommt. Anders geht es nicht, sagt Andreas Iwen.
Andreas Iwen, 48, erzieht seine Kinder allein. Die Mutter wurde krank, als ihr kleiner Sohn drei Monate alt war. Sie hat Angststörungen und musste nun von zuhause in eine betreute Wohngruppe umziehen. Seitdem kümmert sich Papa.
Andreas Iwen könnte Hilfe gebrauchen. Menschen, die ihm zur Seite stehen. Seine Schwiegereltern wohnen weit weg, seine Nachbarn sind mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Andreas Iwen würde sich freuen, wenn ihm mal jemand die Kinder abnehmen würde, für ein, für zwei Stunden, damit er mal in Ruhe einkaufen gehen kann oder vielleicht mal Zeit hat für sich. Er ist Krankenpfleger. Ein anstrengender Job.
Wer sich mit Müttern und Vätern über ihre Kinder unterhält, darüber, was heute Elternsein bedeutet, bekommt schnell mit, dass sich viele nach Hilfe sehen, sich aber nicht eingestehen wollen, diese auch zu brauchen. "Wir gehen immer davon aus, dass es eine Familie allein schaffen muss, ihre Kinder großzuziehen", sagt Professor Hans Bertram, Verfasser des Familienberichts an die Bundesregierung. "Das ist falsch: Früher halfen Nachbarn und Verwandte mit. Heute nicht mehr."
Weil das nicht so bleiben soll, hat sich der stern entschlossen, Familien zu helfen. Wir möchten Paten gewinnen, die Eltern für eine Zeit zur Seite stehen. Und sich verpflichten, eine Familie in Deutschland zu unterstützen. Mit Geld. Andreas Iwen zum Beispiel würde sich freuen, wenn er ab und an mal eine Kinderfrau bezahlen könnte, die auf Marie und Felix aufpasst. Die 15 Euro, sagt er, habe ich nicht übrig.
Partner unserer Aktion "Familien in Not" ist die Hamburger Initiative "wellcome". Die gemeinnützige Initiative wurde 2002 von der Sozialpädagogin Rose Volz-Schmidt gegründet. Aus der eigenen Erfahrung heraus, mit drei Kindern ziemlich schnell allein da zu stehen, wenn der Mann auf der Arbeit ist und die Nachbarn keine Zeit haben. Heute kümmern sich 1500 Ehrenamtliche in über 100 Städten um 2000 Familien. "wellcome"-Helfer schenken Zeit, helfen beim Einkauf, machen Behördengänge, organisieren Unterstützung.
In den vergangenen Jahren treffen die wellcome-Leute immer mehr auf Familien, die gerade so über die Runden kommen. Die zuviel verdienen, um staatliche Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen. Aber zuwenig, um ein gesichertes Auskommen zu haben oder gar Rücklagen bilden zu können. So wie Andreas Iwen mit seinen Kindern. Ab und zu ein Eis, das ist schon drin, aber ein Urlaub mit den Kindern nicht mehr. "Ich fühle mich nicht bedürftig", sagt er. Aber manchmal ist er es. "Es ist keine Schande, sich einzugestehen, wenn man es allein nicht schafft", sagt wellcome-Gründerin Rose Volz-Schmidt. "Wer immer stark sein muss, darf sich auch mal fallen lassen".
Arm sind in Deutschland nicht nur die über zwei Millionen Kinder von Hartz IV-Empfängern; arm dran sind auch immer mehr Eltern, die ihren Kindern nicht mehr bieten können, was sie brauchen. Diese Eltern und ihre Kinder verdienen unsere Unterstützung. Wer uns helfen möchte, anderen zu helfen, ist herzlich eingeladen. Wer mag, kann jetzt seinen Paten-Antrag sofort im Internet herunterladen.
Mehr Infos unter www.wellcome-online.de und www.stern.de/stiftung. Sie können die Stiftung auch per E-Mail kontaktieren unter paten@stern.de
Foto: shutter_daddy (Creative Commons)