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Berlins Afrika-Rat hat vor einer Verharmlosung von rassistischer Gewalt gewarnt. Rassismus und rassistische Übergriffe gehörten in Berlin mittlerweile zum alltäglichen Leben von Ausländern vor allem aus Afrika. Wie der Afrika-Rat weiter betont, seien die zuständigen Behörden darauf wiederholt aufmerksam gemacht worden. Ein entschlossenes Handeln des Senats sei aber nicht sichtbar. Innensenator und Polizei verharmlosten das Problem. Anlass für die Kritik ist ein tragischer Vorfall am 2. März 2008. Eine 20-jährige Frau hatte einen Afrikaner erst fremdenfeindlich beschimpft und dann vor einen einfahrenden S-Bahnzug gestoßen. Das Opfer konnte sich retten. Doch dies war nicht der einzige Gewaltakt in Berlins öffentlichem Nahverkehr am Wochenende. Berlins Verkehrsbetriebe wenden sich nun hilfesuchend an die Politik.
Dies meldete die Berliner Polizei am Sonntagnachmittag: "Eine 20-Jährige hat heute Morgen einen jungen Mann auf dem S-Bahnhof Frankfurter Allee vor einen einfahrenden Zug der Linie S 42 gestoßen. Gegen 6 Uhr 55 hatte die junge Frau aus Neukölln den dunkelhäutigen 19-Jährigen im Zugangsbereich des Bahnhofes angesprochen, dann geschlagen und war davon gegangen. Auf dem Bahnsteig stieß sie den Mann dann Minuten später unvermittelt ins Gleisbett. Dabei soll sie rassistische und fremdenfeindliche Beleidigungen gerufen haben. Nur seine Reaktion und die Hilfe zweier unbeteiligter Fahrgäste, die den Mann vom Gleis zogen, retteten ihn vor dem herannahenden Zug. Nach Angaben des 42-jährigen Zugfahrers wäre der Mann trotz eingeleiteter Schnellbremsung überrollt worden. Er erlitt einen Schock und musste vom Dienst abtreten.
Die vom Bahnhofspersonal alarmierten Polizeibeamten nahmen die 20-Jährige, die bereits in einem in Richtung Neukölln wartenden Zug saß, noch vor der Abfahrt fest. Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen wegen versuchten Mordes aufgenommen, ein fremdenfeindlicher Hintergrund kann nicht ausgeschlossen werden. Die junge Frau soll morgen einem Ermittlungsrichter mit dem Ziel, einen Haftbefehl zu erwirken, vorgeführt werden".
Ein anderer Vorfall ereignete sich in einem Bus der öffentlichen Verkehrsbetriebe BVG. Ein 34-Jähriger Busfahrer wollte gegen 23.00 Uhr im Stadtteil Kreuzberg zwei junge Männer aus dem Obrdeck eines Busses verweisen, weil diese zuvor mehrere Fahrgäste angepöbelt hatten. Dabei kam es laut Polizei zu einer Rangelei zwischen dem Fahrer und den beiden Randalierern, in deren Verlauf einer der beiden dem 34-Jährigen ein Messer in die Seite stieß.
Einer der Täter versetzte zudem einer 40-jährigen Frau, die zuvor schlichtend eingreifen wollte, Tritte gegen Kopf und Schienbein und zerrte sie aus dem stehenden Bus. Der 34-jährige Busfahrer kam mit der Feuerwehr zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus. Die 40-jährige Helferin wurde ambulant behandelt, eine 24-jährige Zeugin erlitt einen Schock. Die Täter flüchteten unerkannt. Beide sprachen nach Zeugenaussagen türkisch, auch der Busfahrer stammt aus der Türkei. Den Notknopf am Lenkrad, der Leitstelle und Polizei alarmiert, soll er erst gedrückt haben, nachdem er mit dem Messer attackiert worden war. Wegen der Brutalität der Tat hat eine Mordkommission die Ermittlungen übernommen.
BVG: Politik ist gefragt
Die Zahl der Angriffe auf BVG-Mitarbeiter und Kunden habe laut internen Statistiken der Berliner Verkehrsbetriebe in den letzten Monaten zwar nicht zugenommen, sagte in einem taz-Interview deren Sprecherin Petra Reetz. "Aber die Qualität der Gewalttaten hat sich verändert." Es werde billigend in Kauf genommen, jemanden schwer zu verletzen. "Wir brauchen eine allgemeine Ächtung der Gewalt", verlangte sie. Es sei zu einfach. "die Gewalt als reines Problem der BVG zu betrachten, die Politik ist hier gefragt". Auch Beschäftigte der BVG setzen sich gegen die Gewalt zur Wehr. Sie fordern laut taz einen Runden Tisch mit Senat, Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretern, um nach Lösungen zu suchen. "Wir fühlen uns allein gelassen", erklärte Initiator Thomas Wiener, Betriebsratsvorsitzender des BVG-Tochterunternehmens Berlin Transport. Das Thema Gewalt in Bussen und Bahnen müsse endlich zur Kenntnis genommen werden.
Doch nur zur Kenntnis nehmen, reicht nicht aus.
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www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / hk / Quellen: polizei,afp,tagesspiegel,taz / Foto: H.Kulick