Rechtsextremismus im Internet ärgert uns als Redaktion. Und Sie als Leserinnen und Leser auch, wie wir aus Ihren Emails wissen. Ab heute wollen wir uns fortlaufend beschweren, wenn Internetdienste, die wir eigentlich schätzen, Rechtsextremen eine Plattform bieten. Heute: Amazon und Last.fm. Machen Sie mit - es gibt Vorlagen.
Sind Nazis in dem sozialen Netzwerk unterwegs, das Sie nutzen? Bietet das Onlineversandhaus rechtsextreme Waren an? Wenn das so ist, sollten Demokraten sich beschweren. Denn nirgendwo kommen Menschen so leicht mit Neonazismus in Berührung wie im Internet.
Gegen rechtsextreme Internetseiten gehen andere Stellen vor (melden:
Jugendschutz.net/hotline). Wir wollen uns besonders beschweren, wo Nazis aus ihrer Szene-Sphäre in die Allgemeinwelt dringen und somit für Normalisierung ihres menschenverachtenden Gedankenguts sorgen wollen. Es geht also darum, Vorfälle zu dokumentieren und zu Protesten anzuregen. Schreiben Sie uns, wenn Sie Ähnliches finden oder zur Aktion aufrufen möchten - und beteiligen Sie sich an unserer Beschwerde!
"Thor Steinar" bei Amazon.de
Mögliche Mail:
"Sehr geehrte Damen und Herren,
warum verkauft Amazon eigentlich Kleidung der bei Rechtsextremen äußerst beliebten Marke Thor Steinar?
Sicherlich finden sich keine strafrechtlich verbietbaren Inhalte auf den T-Shirts, Jacken und Hosen, was aber als Strategie angesehen werden kann. Die Marke wird laut des Verfassungsschutz Brandenburg in der rechtsextremen Szene als Erkennungsmerkmal verwendet und spielt verklausuliert auf zahlreiche rechtsextreme Ideologiefragmente an.
Wenn "Thor Steinar"-Kleidung in einem Onlineversand wie Amazon verkauft wird, kann sich damit eine Marke als normal etablieren, mit der laut Verfassungsschutz deren Träger rechtsextremes Gedankengut verbinden. Aber das müssen Sie als Privatunternehmen nicht tun. Ich würde mich freuen, wenn Sie Ihre Einstellung zu rechtsextrem konnotierten Waren auf Ihrer Plattform noch einmal überdenken würden.
Mit freundlichen Grüßen"
Nazi-Musik bei Last.fm
Schon lange problematisch im Umgang mit rechtsextremen Bands, Symbolen und Usern ist das Musiknetzwerk Last.fm. Allerdings sind Erfolge spürbar - vor allem, wenn es um verbotene Symbole und Drohungen mit Strafanzeigen geht. So wurde etwa nach Protesten in den vergangenen Wochen "Schiffbruch 88" gesperrt, deren Titel äußerst explizit waren und auf deren CD-Cover auch der in Deutschland strafbare SS-Totenkopf abgebildet war.
Immer noch gibt es auf Last.fm allerdings genug rechtsextreme Musik, um sich zu beschweren. Da Last.fm nur Inhalte sperren möchte, die strafrechtlich Relevantes tun, kann damit begonnen werden. Als nächstes könnte etwa die "Proissenheads" eine Beschäftigung wert sein, deren CD indiziert ist und auf dem Cover ein Keltenkreuz zeigt, das in rechtsextremem Zusammenhang in Deutschland verboten ist.
Informationen über rechtsextreme Bands finden Sie übrigens
hier und auf
turnitdown.de
Und so werden Sie Ihre Beschwerde los:
Im Fußbereich der Seite unter "Hilfe" auf "FAQ" klicken, dann unter "Verschiedenes" auf "Wie kann ich einen offensiven Benutzer oder einen unangemessenen Inhalt melden?", dann auf "Support Email". Oder eine Email schicken an
office@last.fm.
Die Mail dazu:
"Dear Ladies & Gentlemen,
I am very sorry to find that last.fm is still offering a platform for right-wing extremist music. Please have a look at the german band "Proissenheads".
This is right wing extremist music. The here offered CD "Jung und stolz" was indexed by the German Federal Department for Media Harmful to Young Persons already in the year 2000. On the cover a Celtic cross is shown, a symbol which is in Germany in combination with right-wing extremist ideas forbidden by law. Please remove the music and presence of "Proissenheads" from Last.fm. Otherwise I will have to press criminal charges against last.fm.
Besides I would recommend to have a look at all Bands which are tagged as "Rock against Communism" - a phrase used by the right-wing extremist scene - as you have already done with others like "RAC" or "White Power".
Regards,
in German:
"Sehr geehrte Damen & Herren,
ich finde es sehr bedauerlich, dass Sie auf Last.fm rechtsextremer Musik eine Plattform bieten. Ich möchte Sie auf die Band "Proissenheads" aufmerksam machen:
Hier handelt es sich um rechtsextreme Musik. Die hier angebotene CD Jung und stolz (2000) wurde bereits am 06.07.2000 von Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert, und das Cover zeigt ein Keltenkreuz, ein Symbol, dass in rechtsextremem Zusammenhang ebenfalls verboten ist.
Ich möchte Sie bitten, Musik der "Proissenheads" auf Last.fm unzugänglich zu machen und die Band aus Ihrem System zu nehmen. Sollte dies nicht geschehen, werde ich eine Strafanzeige gegen Last.fm bei der Polizei stellen.
Desweiteren würde ich anregen, alle Bands zu überprüfen, die mit dem rechtsextremen Szeneausdruck "Rock against Communism" getaggt sind - wie es ja mit anderen Begriffen (RAC, White Power) bereits geschehen ist.
Mit freundlichen Grüßen"
Foto: Screenshot von Amazon.de; Text: Simone Rafael, erschienen bei Netz gegen Nazis