Ein Beitrag aus halle-forum.de: Schon wieder haben Jugendliche in Sachsen-Anhalt einen fremdenfeindlichen Überfall verübt. Sie warfen Molotowcocktails auf eine Unterkunft polnischer Erntehelfer.
Am Samstagmorgen, kurz vor 02.00 Uhr, begaben sich mehrere Jugendliche zum Gelände einer Agrargenossenschaft in Lodersleben und warfen dort an der Giebelseite eines ehemaligen Mehrzweckgebäudes einer LPG, welches zu Logiszwecken ausgebaut ist, ein Fenster mit einer Flasche ein. Danach warfen sie in ein weiteres Fenster einen Molotowcocktail, welcher jedoch nicht zündete. Daraufhin stieg ein Tatverdächtiger in die Parterreräumlichkeiten und entzündete das Brandmittel. Dabei fingen das Mobiliar sowie andere Gegenstände Feuer. Die Bewohner in der darüber liegenden 1.Etage, sechs polnische Erntehelfer, konnten das Haus unverletzt verlassen.
Durch Zeugen wurden mehrere Personen beobachtet, welche fluchtartig den Tatort ver-ließen. Durch den Einsatz eines Fährtenhundes konnten die Täter kurze Zeit später un-weit des Tatortes in einem Partykeller gestellt und vorläufig festgenommen werden. Bei den Tatverdächtigen handelt es sich um drei 17 jährige (1x weibl.) sowie zwei 20 jährige Jugendliche aus Lodersleben.
Durch die Ermittler des Staatsschutzes des Polizeireviers Saalekreis sowie Spezialisten der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd konnte umfangreiches Beweismaterial sichergestellt werden. In den bisher durchgeführten Vernehmungen sind Tatverdächtige teilgeständig. Die Er-mittlungen zum Motiv dauern an. Am Sonntag wurden die vier männlichen Tatverdächtigen dem Haftrichter vorgeführt.
Entsetzt reagieren BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Sachsen-Anhalt auf die Nachricht über einen Brandanschlag auf polnische Landwirtschaftshelfer. "Es ist beschämend, dass wir ein Jahr nach dem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim im Sangerhausen nun wieder einen Brandanschlag im Süden Sachsen-Anhalts zu verzeichnen haben", kommentiert der Landesvorsitzende Christoph Erdmenger.
"Eine solche Tat geschieht nicht aus heiterem Himmel" so Erdmenger weiter. "Die menschenverachtende Grundeinstellung, man könne ausländische Mitbürger mit dem Leben bedrohen, kommt in der Regel aus dem direkten Umfeld." Durch den Vorfall entstehe Sachsen-Anhalt ein weiterer Imageschaden, dies sei nicht zu verhindern. "Jetzt muss ein glaubwürdiges Signal der höchsten Repräsentanten von Querfurt, dem Saalekreis und dem Land her. Ausflüchte nach dem Motto 'Bei uns gibt es keine Fremdenfeindlichkeit' machen die Sache nur schlimmer."
Glück im Unglück sei es, dass niemand zu Schaden gekommen sei und die Täter schnell gefasst werden konnten. "Die Polizisten vor Ort haben schnell und konsequent reagiert. Jetzt kommt es darauf an, dass
Staatsanwaltschaft und Polizei die Ermittlungen sorgfältig durchführen und Hintergründe aufklären." mahnt Erdmenger. In der Vergangenheit war es zu
Fehlern bei den Ermittlungen gekommen, die die Gerichtsprozesse erschwert hatten. So hatte die mobile Beratung für Opfer rechter Gewalt nach dem Brandanschlag in Sangerhausen darauf hingewiesen, dass bei der Beweisaufnahme für den rechtsextremen Hintergrund der Tat Fehler gemacht worden seien.
Foto: Aus einer Ausstellung Jugendlicher in Neuruppin 2008
Quelle: Den Originalbeitrag finden Sie auf halle-forum.de vom 27.4.2008
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de