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Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
Ducherow ist ein winziges Dorf in Vorpommern, ganz in der Nähe von Anklam. Die Landschaft ist idyllisch, nicht weit von hier ist auch das Oderhaff mit seinen wundervollen Ufern und Stränden. Leider ist die Gegend nicht allein wegen ihrer landschaftlichen Reize bekannt sondern auch für die vielen Neonazis, die dort leben. Immer wieder kommt es zu Übergriffen und Gewaltdrohungen gegenüber Menschen, die deren Weltbild nicht teilen und sich für Vielfalt und demokratische Kultur einsetzen. Auf den Straßen fällt auf, dass es dort kaum Menschen mit dunkler Hautfarbe gibt, denn sie sind die erklärte Feindgruppe der Rechtsextremen. Wenn eine Region als „national befreite Zone“ bezeichnet werden kann, dann ist es wohl diese. Die Wahlerfolge der NPD liegen in vielen Orten deutlich über 20% und wenn man Jugendliche trifft, dann machen sie in der Regel aus ihrem rechten Weltbild keinen Hehl.
Umso ermutigender war es, dass ausgerechnet hierher Künstler wie die Brothers Keepers, unter anderem Xavier Naidoo, Adé Bantu und Afrob, einen Besuch machten. Und das gleich zwei Mal. Gemeinsam mit der Amadeu Antonio Stiftung gingen die Musiker in eine Schule in Anklam und eine Schule in Ducherow, um mit Jugendlichen über Rechtsextremismus, Verantwortung seinen Mitmenschen gegenüber und demokratische Werte zu sprechen. Die Diskussionen gestalteten sich lebhaft und ließen die Lehrer erstaunten, wie ihre Schüler mit den Musikern über wichtige Themen wie Demokratie und Rassismus sprachen.
Der Höhepunkt der Schultour war das Abschlusskonzert, das die Brothers Keepers zusammen mit weiteren Künstlern veranstalteten. Xavier Naidoo und dessen Kollegen auf einer Bühne in der eigenen Turnhalle spielen zu sehen, war für die Jugendlichen das absolute Highlight. Eine besondere Freude war der Gastauftritt von Chawa Lilith: Sie begeisterte das junge Publikum mit ihrer Performance. Zusammen mit den Brother Keepers sang sie zum Schluss den Song „Revolution“, mit dem alle Beteiligten ein deutliches Statement gegen Rassismus setzten.
Dass diese Veranstaltungen sehr wichtig waren zeigte sich schon Tage vor dem Besuch der Brothers Keepers. Auf Flugblättern hatten Rechtsextreme gegen den Besuch der Brothers Keepers mobilisiert was darin gipfelte, dass es während der Diskussionen vor der Schule in Anklam zu Protesten von Neonazis kam. Die Polizei musste die Straße zum Schulgelände während der Abschlussveranstaltung zeitweise sperren. Dies zeigt noch einmal umso deutlicher, wie wichtig diese Aktion der Amadeu Antonio Stiftung war.
August 2006 Ducherow