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Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
Als Reaktion auf die Mordserie des „NSU“, den andauernden Alltags- und institutionellen Rassismus wird es am 21. März, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, genau um 5 vor 12 Uhr mittags bundesweit eine Vielzahl von dezentralen Aktionen gegen Rassismus geben.
„Über 180 Todesopfer rassistischer Gewalt seit 1990 sind in Deutschland bekannt. Hinzu kommen kaum hinterfragte institutionelle Rassismen und ein weithin präsenter Alltagsrassismus aus der Mitte der Gesellschaft. Dies alles sind Facetten des aktuellen gesellschaftlichen Zustands, der in Politik und Medien zugleich viel zu wenig thematisiert und angepackt wird. Dabei sollte nicht zuletzt mit dem öffentlichen Bekanntwerden des jahrelangen Ermittlungsversagens im Zusammenhang mit der von der NSU verübten Mordtaten noch einmal deutlich geworden sein: Rassismus ist ein Problem in Deutschland, und zwar ein durchaus Tödliches!“
Mit diesen Worten kündigt die Türkische Gemeinde Deutschland (TGD) ihre bundesweite Protestaktion zum Internationalen Tag gegen Rassismus* am 21. März unter dem Motto „Handeln. Jetzt. Es ist 5 vor 12!“ an. Der TGD ruft dabei alle demokratischen Menschen auf, gemeinsam ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen.
Rassismus in der Mitte der Gesellschaft
Es ist ein wichtiges Anliegen Rassismus nicht ausschließlich als ein Randphänomen zu begreifen. Rassismus ist auch in der Mitte der Gesellschaft zu finden: Nicht immer offensichtlich, doch oftmals versteckt in platten Witzen und stereotypen Sprüchen. Wir sind in der Pflicht gerade diesen alltäglichen, klandestinen Rassismus zu entlarven und entschieden zu bekämpfen. Dafür brauchen wir couragierte Bürgerinnen und Bürger, die gemeinsam jede Form des Rassismus zurückweisen.
Am 21. März sind alle Menschen dazu aufgefordert, um 5 vor 12 Uhr mittags unterschiedliche Aktionen zu starten, um…
• gegen Rassismus,
• gegen Populismus in Politik und Medien,
• gegen eine Politik der Verharmlosung und ein Verschweigen der rassistischen Realität,
• für eine stärkere Unterstützung der Opfer rassistischer Diskriminierung und Gewalt,
• für eine umfassende Aufklärung aller rassistischen Morde,
• für eine Auseinandersetzung mit institutionellen Rassismen und deren Beseitigung,
• für eine Ausweitung der Menschenrechtsbildung als Baustein antirassistischer Bildungsarbeit
• und für ein solidarisches und rassismuskritisches Morgen zu protestieren.
Die Initiative des TGD für die Protestaktion wird bundesweit von verschieden Parteien, Verbänden und Organisationen begrüßt. So haben bereits SPD, Bündnis 90/ Die Grünen, Die Linke ihre Unterstützung zugesagt. Aber auch der DGB, die AWO, der Interkulturelle Rat, PRO ASYL, der Zentralrat Deutsche Sinti und Roma und verschiedene Türkische Gemeinden in Deutschland unterstützen die Aktion.
Mach‘ mit!
Ihr könnt euch mit den unterschiedlichsten Aktionen an dem Protest beteiligen und macht damit deutlich, dass ihr gegen Rassismus und für ein friedliches und solidarisches Zusammenleben seid: Geht vor die Tür! Macht Lärm! Lasst Luftballons steigen! Hupt, wenn ihr gerade im Auto sitzt! Haltet das „5 vor 12“- Plakat hoch!
Oder beteiligt euch an Protestaktionen, die bundesweit bereits im Vorfeld angekündigt wurden.
Hier eine kleine Auswahl:
Berlin:
• Der Türkische Bund Berlin-Brandenburg (TBB) startet unter anderem eine Aktion an der Ecke Oranienstraße/Adalbertstraße in Berlin-Kreuzberg (nahe U-Bahnhof Kottbusser Tor). Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind aufgerufen, Tröten und Trillerpfeifen mitzubringen und Ballons steigen zu lassen. Die Ballons werden vom TBB organisiert und an alle Interessierten verteilt.
• Der Verein „Gesicht Zeigen!“ und das „Bündnis Mitte gegen Rassismus“ sind in Berlin auch dabei! Auch hier ist ein lauter und kreativer Protest geplant! Kommt am 21.03.2012 um 11:45 Uhr zum Leopoldplatz in Berlin-Wedding und unterstützt sie!
Mehr: http://www.gesichtzeigen.de/index.php/aktuell/es-ist-5vor12/
• Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) plant auch eine lautstarke Protestaktion in Schöneberg/ Nollendorfplatz. Hierzu erklärt Katayun Pirdawari, Vorstandsmitglied des LSVD Berlin-Brandenburg: „Mit der Aktion stellen wir uns gemeinsam mit allen demokratischen Kräften gegen Rassismus. Ein sichtbares und hörbares Zeichen gegen rassistische Parolen halten wir für dringend geboten. Morde, Gewalt, Bedrohungen und Hetze dürfen nicht hingenommen werden.“
Frankfurt am Main:
• Die Türkische Gemeinde in Hessen ruft alle mutigen Bürgerinne und Bürger dazu auf sich bei ihrer Protestaktion am Mittwoch 21. März um 5 vor 12 Uhr mittags an der Ecke Münchener Str. und Elbe Str. in der Nähe Hauptbahnhof (gegenüber Merkez Kebap Haus) in Frankfurt am Main zu beteiligen.
Bundesweit:
• Unter dem Motto "AWO gegen Rassismus!" sind alle haupt- und ehrenamtlich Beschäftigten der AWO-Familie aufgerufen, sich um 11:55 Uhr mit Transparenten und Plakaten vor ihren Einrichtungen zu positionieren und für fünf Minuten innezuhalten. Ziel ist es, ein öffentliches und deutliches Zeichen gegen Rassismus und für demokratische Werte zu setzen. http://www.bundesjugendwerk.de/5591803
Egal, ob du dich einer Aktion in deiner Stadt anschließt oder du alleine oder mit Freunden zusammen eine Einzelaktion startest, um gegen Rassismus zu protestieren. Mach‘ mit und schick‘ uns deine Eindrücke und Fotos! an: mut@amadeu-antonio-stiftung.de.
* Der Internationale Tag gegen Rassismus am 21. März wurde von der UN Vollversammlung im Jahr 1966 im Rahmen eines Aufrufs zur Verstärkung der gemeinsamen Anstrengungen bei der Bekämpfung von Rassismus eingerichtet. Erinnert werden soll damit an den 21. März 1960. An diesem Tag wurden in Sharpeville (Südafrika) 69 Schwarze Protestierende von der Polizei erschossen, als sie gegen die rassistischen Apartheidsgesetze demonstrierten.