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Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
»In guter Gesellschaft« – Inklusive Projekttage für Jugendliche und junge Erwachsene mit Körper- und Sinnesbeeinträchtigungen und mit Lernförderbedarf
Studien zeigen seit Jahren, dass rassistische, homophobe, antisemitische und anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit kein randständiges Problem einiger Akteure der extremen Rechten sind, sondern zum Teil bis weit in die Mitte der Gesellschaft reichen. Das Aufkommen der GIDA-Bewegungen in Sachsen ist Ausdruck dessen, mitsamt dem damit einhergehenden bedrohlichen Klima für geflüchtete Menschen und all jene, die in den Augen der Mehrheitsgesellschaft nicht als »deutsch« betrachtet werden.
Auch in den Schul-Projekttagen, die die Courage – Werkstatt für demokratische Bildungsarbeit als Teil des bundesweiten Netzwerks für Demokratie und Courage an sächsischen Schulen umsetzt, zeigt sich dies immer wieder. So kennen und verteidigen Schüler_innen rechte Schläger, rechtfertigen schwere Körperverletzung als Antwort auf die politische »Provokation« des Punk-Seins. Schüler_innen sind stolz auf ihre Kontakte zur Kameradschaftsszene, und eine Absolvent_in bittet um die Aberkennung des Titels »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage«, da Schülervertreter_innen der NPD nahe stehen. Aber auch Lehrer_innen und Schulleitungen verkennen oder verharmlosen bisweilen das Problem, wenn rassistische Beleidigungen nicht ernst genommen werden oder Schüler_innen, die auf einer NPD-Demo die erste Reihe bilden, für normale Mitläufer gehalten werden.
Solche Beispiele zeigen, dass Vorurteile, Rassismus und andere menschenfeindliche Einstellungen unter sächsischen Jugendlichen weit verbreitet sind. Sie führen zu Diskriminierung, Ausgrenzungund Abwertung von Menschen, die als anders wahrgenommen werden. Schulen fehlt häufig eine abgestimmte Strategie und vor allem Zeit für eine Behandlung dieses Themas neben dem vollgepackten Stundenplan.
Im Rahmen des Projektes »In guter Gesellschaft« wendet sich der gemeinnützige Verein »Courage – Werkstatt für demokratische Bildungsarbeit« mit seinen Angeboten an neue Zielgruppen: Jugendliche mit Körper- und Sinnesbeeinträchtigungen sowie Jugendliche mit Lernschwierigkeiten. Für diese Zielgruppen wurden Bildungsangebote der Courage-Werkstatt im Hinblick auf Barrierefreiheit weiterentwickelt und neue Module in leichter bzw. einfacher Sprache erarbeitet. Im Zentrum stehen, unabhängig vom thematischen Schwerpunkt eines Projekttages, die Ermutigung zu couragiertem Handelns und das Aufzeigen von Partizipationsmöglichkeiten in unserer Gesellschaft.
Unsere Jury war beeindruckt von dem Ansatz, auch jene Jugendlichen »mit ins Boot zu nehmen«, die oft genug selbst Ziel von Ausgrenzung oder gar Anfeindung sind. Ihr Feedback zeigt, wie hilfreich die Reflexion über eigene Vorurteile und Konsequenzen für das eigene Handeln ist, um dann selbstbewusster die eigene Meinung vertreten zu können und nicht verängstigt klein beizugeben
In diesem Sinne wünsche ich uns allen die nötige Courage im Alltag, Dinge beim Namen zu nennen, die unserer freien demokratischen Gesellschaft zuwiderlaufen und dagegen anzuarbeiten, denn Demokratie geht uns alle an!
Bon courage! Hab Mut!