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Was war 2007 der größte Rückschritt -und Fortschritt in der Arbeit gegen Rechtsextremismus? Und was muss 2008 dringend angepackt werden? Heute: die Sicht von Bernd Wagner, dem Leiter der Aussteiger-Beratung für Neonazis www.exit-deutschland.de:
1.) Was war für Sie ein Fortschritt in der Arbeit gegen Rechtsextremismus 2007?
Wichtig ist, dass der Staat, seine Politik und Verwaltung mehr Verantwortung in der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus übernommen hat und auf allen Ebenen Bürgerengagement unterstützt. Ein Fortschritt zu 1990.
2.) Was war für Sie ein Rückschritt in der Arbeit gegen Rechtsextremismus 2007?
Ungünstig ist es, das die Bürgergesellschaft in der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus kein eigenständiges Wirkungsprofil entwickeln konnte, was die Leistungen der vielen Engagierten nicht schmälert. Der Staat setzt zu stark auf direkte denn auf indirekte Steuerungen und bindet Engagement dominant an das Zuwendungsrecht. Das hilft der Bürgergesellschaft in ihrer Entfaltung für die Zukunft nicht, verschleißt und lähmt Engagement insbesondere von erfahrenen Akteuren. Zugleich besteht zu wenig Markt, der vom Staat und der finanziertfähigen Zivilgesellschaft ausgehen muss. Nur mit politischer Moral und Zivilcourage, Selbstausbeutung und „Wettbewerben“ geht es nicht.
3.) Wo sehen Sie dringenden Handlungsbedarf 2008?
Es muss an Standards und Kriterien demokratischer Kultur unter Beachtung der Phänomene gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit gearbeitet werden. Ebenso macht die Schaffung eines demokratischen netzwerkes einer unabhängigen bürgergesellschaftlichen Forschungs- und Beobachtungstelle des Rechtsextremismus frei von linkem Extremismus einen Sinn. Wichtiger denn je erscheint die Arbeit an Ausstiegsorientierungen aus extremistischen Szenen.
Bereits erschienen:
"Wir brauchen vor allem Kontinuität in der Arbeit", Zivilcourage Pirna >klick
"Die Bundesregierung hat keine klare Strategie", Patrick Gensing, npd-blog.info >klick
"Der Staat verschleißt und lähmt Engagement", Bernd Wagner von Exit >klick
"Die Ohnmacht gegen die jugendlichen „Nationalen“ ist gar nicht so groß'' , Philllip Gliesing, ABC-Pößneck >klick
"Know-how und Soziales Kapital gingen verloren", Reiner Schiller-Dickhut, Bündnis für Demokratie und Toleranz >klick
"Der Opferschutz muss dringend verbessert werden", Mario Peucker vom Europäischen Forum für Migrationsstudien >klick
"Opferberatungsstellen werden auch im Westen gebraucht", Simone Rafael, MUT-Portal >klick
"Die Zivilgesellschaft geriet in Abhängigkeit von Behörden", Monika Lazar (Grüne) >klick
Weitere Antworten folgen im neuen Jahr!
Eine Umfrage von Holger Kulick
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de
Foto: Aufgenommen im Februar 2007 in Dresden am Tag eines Naziaufmarschs /hk