Sie sind hier

Rassismus beim HSV: "...zurück in den Busch"

Ist zumindest in der Fußball-Bundesliga die Welt wieder in Ordnung und Rassismus besiegt? Von wegen. Was der Ex-American Football Star der Hamburger Blue Devils, Campino Milligan, Ende Januar mit seiner Frau im HSV Stadion (HSH-Nordbank Arena) erlebte , ist dafür ein trauriger Gegenbeweis.

Ein Kommentar von Jörn Menge

Campino Milligan und seine Frau hatten sich als bekennende FC Bayern Fans riesig auf das Topspiel am letzten Freitag gefreut. Leider landeten sie offensichtlich in der falschen Fankurve-der Nordkurve der HSH - Nordbank-Arena. Die dortigen HSV Fans betrachten diesen Bereich offensichtlich als ihr Hoheitsgebiet und machten dies mit rechtsextremen, rassistischen Ausschweifungen sehr deutlich.

Milligan ist Amerikaner und zudem schwarz. Noch vor Anpfiff des Spiels wurden sie von Hardcore Fans des HSV mit deutlichen Phrasen, die wir hier noch nicht einmal erwähnen wollen und körperlich bedrängt. Offensichtlich fünf HSV-Anhänger mit Dauerkarte nutzten auch SS-Rufe, um Milligan und seiner Frau deutlich zu machen, dass sie unerwünscht sind. Nach Milligans Angaben, wurde gar einer handgreiflich und packte ihn an den Kragen. Milligan rief einen Ordner herbei, mit der Bitte, dass er sich umsetzen möchte, dieser entgegnete ihm mit “Verpiss Dich hier, Du Sau, geh zurück in den Busch”. Seine Frau betitelten die HSV-Nazis mit “Nigger-Schlampe” und und und.

Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen...

Dies ist Alltag in Fußball-Stadien, auch in der Bundesliga. Zwar haben fast alle Bundesliga Clubs bei Rechtsextremen beliebte Marken und Symbole in ihren Stadien verboten, aber dies ändert den Inhalt der Köpfe eines so manchen “Fußballfans” überhaupt nicht. Der HSV, der eigentlich zu unseren Partnern von 'lautgegennazis' gehört, hatte in den letzten Jahren für sich festgestellt, dass man der Lage Herr geworden sei und keine rechtsextremen Tendenzen mehr auf den Rängen feststellen konnte, außer ein paar kleinen Ausnahmen. Das Ereignis vom Freitag sollte jedoch stark zu denken geben. Hier fällt uns zum Beispiel die alte Phrase “Außen Hui-Innen Pfui” ein. Solcherlei Verbalattacken wird es in jedem Stadion geben, auch beim HSV-man muss eben nur genau hinsehen.

Auch in all unseren Gesprächen mit dem DFB, war man seitens des Verbandes durchaus der Meinung, dass man der Sache langsam im Griff hat. Nach Auskunft des DFB werden immerhin 3 Millionen € für Fanprojekte gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie investiert. Hinzu kommen plakative Maßnahmen wie die rote Karte gegen Rassismus, eine Aktion, bei der das Publikum aufgefordert wird, jene als Symbol gegen Rassismus vor einem Bundesliga-Match hochzuhalten. All diese Maßnahmen, die wir auch nicht wirklich transparent durchschauen können, scheinen bei so vielen nichts zu nützen.

Es ist an der Zeit, über wirkungsvolle Maßnahmen nachzudenken. Die Fußball Bundesliga und vor allem das Publikum ist ein Spiegel der Gesellschaft. Der DFB und jeder Club muss sich endlich dieser Verantwortung bewusst werden. Nur mit massiver Aufklärung und entsprechenden Präventionsmaßnahmen, kann man dieses Problem vielleicht in den Griff bekommen. Hierzu ist es notwendig, dass die Liga konstruktiv nach Lösungswegen sucht. Die bisherigen Unternehmungen laufen offensichtlich ins Nichts.

Jörn Menge ist Projektleiter der Hamburger Kampagne "lautgegennazis".

Zum Thema:

MUT-Interview mit DFB-Chef Zwanziger
Wie Hertha BSC auf einen rassistischen Vorfall reagierte (Tagesspiegel, 28.1.2009)
MUT-Interview mit St.Pauli-Torwart Bene Pliquett

www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / Foto: Aktionsplakat von  www.lautgegennazis.de / hk

lgn_football-213x300.jpg

Aktionsplakat von lautgegenazis über rassistische Fußballfans