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Von Alltagsterror zu berichten, ist nicht einfach. Wie in einem verfluchten Bannkreis sind die eingeschlossen, die es versuchen. Die Verantwortlichen haben lange abgewiegelt: Neonazis? Nicht bei uns. Jetzt reden alle vom Zwickauer Mördertrio. Doch es gibt 182 Opfer rechter Gewalt seit 1990.
Von Anetta Kahane, erschienen in der Frankfurter Rundschau
Dieser Blick ist mir vertraut, seit die Mauer aufging. Jeder, der selbst einmal so geschaut hat, erkennt ihn wieder. Er verrückt seinen Träger unwiederbringlich aus dem normalen Fluss des Lebens. Dass er dennoch nicht verrückt ist, hat sich in den letzten Tagen gezeigt. Zehn Morde gehen allein auf das Konto des „Zwickauer Nazitrios“ und ihrer Helfer – und damit hat sich die Zahl der Opfer rechter und rassistischer Gewalt auf 182 erhöht.
Der Blick sagt: ich habe etwas erlebt und niemand glaubt mir das! Und: Jemand muss etwas dagegen tun! Wenn nichts passiert, hat das furchtbare Folgen. Schaut, was die mir angetan haben! Wieso will das niemand sehen? Es ist der Blick von Menschen, die Opfer rechtsextremer Gewalt geworden sind. Viele von ihnen sind zur Polizei gegangen, manche wurden ihre Anzeigen gegen die Täter auch los, einige haben später dann als Zeugen in den Prozessen gesessen, wenige hatten ausreichend Unterstützung – und keiner von ihnen glaubt mehr, dass es in Deutschland kein Problem mit Nazis gibt. Jetzt sprechen mit einem Mal alle darüber. Das ist gut, so fühlt man sich weniger allein und beschämt, weil man die Umgebung anders gesehen hat als die meisten Menschen. Doch es ist keine Erleichterung.
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