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Auf ein kraftvolles, neues Jahr!

Neues Jahr, neues Glück! Ich wünsche Ihnen allen ein wunderbares neues Jahr voller Freude und guten Ideen. Es ist nicht gut, nur an das Schwere zu denken und zu beklagen, wie mies die Zustände sind. Sicher, das ist nicht ganz so einfach, wenn man über das Jahr 2013 nachdenkt.

Von Anetta Kahane

Da ist der schleppende Prozess gegen Beate Zschäpe, der ein weiteres Mal zeigt, wie ignorant Behörden und Ermittler gehandelt haben. Da sind die neuen Zahlen über weitere 800 mögliche Opfer rechter Gewalt, die rechten Proteste gegen Asylbewerber in Ost und West und die neupopulistischen Töne gegen „Armutseinwanderer“ aus Osteuropa. Dies alles vergeht nicht mit dem alten Jahr. Es wird uns weiter beschäftigen. Dennoch sollten wir für einen Moment auch schätzen, was wir erreicht haben. Das ist wichtig! Denn wenn wir nicht wertschätzen, was wir tun, respektieren wir auch nicht die Folgen dessen - und was es für uns und andere bedeutet. Das wäre sehr selbstbezogen und selbstmitleidig.

Die Arbeit gegen Rassismus und Rechtsextremismus ist zwar nicht erledigt, war aber dennoch in vielen Orten erfolgreich. So hat z. B. die Amadeu Antonio Stiftung mit über 140 000 Euro 94 Projekte gefördert, die ihrerseits wieder Netzwerke stabilisieren und entwickeln konnten. In einigen Regionen ist es gelungen deutlich die Sensibilität gegenüber dem Rechtsextremismus zu erhören und mehr Partner zu gewinnen. Gewiss sind die NO-go-Areas noch keine YES-go-Areas für sichtbare Minoritäten geworden, aber wir sind einen Schritt weiter gekommen. Schließlich steht vor dem Ziel die Erkenntnis über das Problem und die hat sich verbessert. Unser Ziel ist nämlich etwas sehr Simples: Deutschland soll überall und gleichermaßen für alle Menschen begehbar und bewohnbar sein. Viel zu lange haben Nazis dafür gesorgt, dass es gerade im Osten nicht so ist. Das darf so nicht bleiben. Niemand sollte sich damit abfinden, egal ob er oder sie davon persönlich betroffen sind oder nicht. Oder wie es Angela Merkel in der Abhöraffäre ihres Handys sagte: „Das geht gar nicht!“ Unter all dem Vielen, was „gar nicht geht“, gehört das an erste Stelle. Ethnisch „rein“ gehaltene Gebiete, wie sie von den Nazis durch Gewalt hergestellt wurden, sind nicht akzeptabel im demokratischen Deutschland!

Aus diesem Grunde wird die Amadeu Antonio Stiftung 2014 alle ihre Kräfte bündeln, um diesem Ziel näher zu kommen. „Operation Schutzschild“ heißt unsere neue Aktion - zumindest im Arbeitstitel. Wir werden mit allen unseren Partnern vor Ort die Menschen offensiv schützen, wo sie von Gewalt und Diskriminierung bedroht sind. Flüchtlinge können die Orte nicht wechseln, falls ihnen dort etwas angetan wird. Also gehen wir dahin, wo sie uns brauchen. Wir wollen auch verhindern, dass noch einmal eine Familie irgendwo ihre Koffer packen muss um vor Nazis und ihren Helfern zu fliehen, weil sie das Mobbing nicht mehr aushalten. Das ist immer wieder geschehen. Doch nun reicht es wirklich! Wir wollen nicht darauf warten, dass die Demographie erledigt, was die Demokratie vernachlässigt. Junge Migranten, schwarze Deutsche oder andere Minderheiten sollen den Platz in der Gesellschaft haben, den sie brauchen und wollen. Und zwar nicht als Gnadenakt der Mehrheitsgesellschaft oder aus Not, sondern weil wir Demokraten sind! Und die Demokratie basiert im Gegensatz zur Feudalherrschaft darauf, dass jeder Bürger und jede Bürgerin gleich viel Wert ist, egal welcher Herkunft und unbesehen ihres Standes.

Das ist ein großes Ziel und wird sicher mehr als ein Jahr dauern. Und es ist auch nicht neu. Aber wo das Alte nicht alle ist, braucht es neue Kraft, neuen Mut und eine neue Perspektive, damit die Dinge besser werden.

Und genau das wünsche ich allen unseren Leserinnen und Lesern! Auf ein kraftvolles, neues Jahr mit einem Blick nicht nur auf das Schwere, sondern vor allem und an erster Stelle auf unsere Möglichkeiten!

Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung. © Mut gegen rechte Gewalt