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In Mannheim gehen die Mitglieder mutig und aktiv gegen Neonazis in ihrer Stadt vor. Das Bündnis „Mannheim gegen Rechts“ veranstaltet am 20. März einen Kongress zum Thema Rechtsextremismus und appelliert an alle Bürgerinnen und Bürger weiter aktiv gegen Rechtsextremismus in der Bevölkerung vorzugehen.
Bis jetzt haben die Mannheimerinnen und Mannheimer erfolgreich Neonazis aus ihrem Stadtrat ferngehalten. Bündnisse in der Bürgerschaft verhinderten in der Vergangenheit immer wieder Neonaziaufmärsche, die besonders die türkische Gemeinde in Mannheim bedrohten. So ist es den Rechtsextremen nicht gelungen, in den Gemeinderat oder den Bundestag einzuziehen. Nicht nur die Stadt selbst, sondern auch das Mythen umwobene Rhein Gebiet ist häufiger Sammelpunkt für viele Neonazis und Kameradschaften. So war die Region ein beliebter Wallfahrtsort für die 2009 verbotene Heimattreue Deutsche Jungend (HDJ).
Ein Netzwerk für die Zukunft
Bis letztes Jahr schlossen sich Bürgerinnen und Bürger in Mannheim bei einem bevorstehenden Neonaziaufmarsch spontan zum Protest zusammen. „Die Aktionen waren sehr erfolgreich, konnten jedoch immer nur auf eine Bedrohung durch Rechts reagieren“, so Lars Treusch, der Initiator des Bündnisses „Mannheim gegen Rechts“. 2009 schlossen sich dann Vereine, Gewerkschaften, Parteien, die Jüdische Gemeinde, der Verband Deutscher Sinti und Roma in Baden-Württemberg und Jugendorganisationen zu einem Bündnis zusammen. Dies war ein Wendepunkt in der Bewegung denn, so Treusch: „Mannheim benötigt mehr als nur Reaktion, sondern auch konkrete Aktionen gegen Rechts“, um die Bürgerinnen und Bürger für die Rechtsextreme Bedrohung zu sensibilisieren.
Breite Unterstützung durch die Stadt
Glücklicherweise steht „Mannheim gegen Rechts“ bei der Planung der Aktionen nicht allein. Die Initiative bekommt breite Unterstützung von der Stadt, da sie es geschafft hat, alle Parteien im Stadtrat in die Aktion zu integrieren. Treusch lobt besonders die Behörden: „Sie sind ein gutes Beispiel für die Arbeit gegen Rechts. Niemand vertuscht etwas und die Kooperation verläuft meist reibungsfrei“. Dadurch konnte das Bündnis das vergangene Jahr nutzen, um die Initiative weiter aufzubauen. Das Resultat ist ein erneuter Kongress im Jahr 2010.
Das Erreichte festigen
„Wir haben bereits Erfahrungen aus einem Kongress im letzten Jahr gesammelt und hoffen mit einem neuen Konzept auch die Generation Ü30 und Ü40 gegen Rechtsextremismus zu mobilisieren“, plant Treusch. Einen besonderen Schwerpunkt legt das Bündnis dabei auf Erfahrungen mit Neonazis in sozialen Netzwerken und dem Internet allgemein. Im Anschluss an den Kongress soll eine Arbeitsgruppe gebildet werden, die regelmäßig die rechte Szene in der Stadt beobachtet. Darüber hinaus soll die Gruppe Lehrmaterialen zum Thema Rechtsextremismus zusammenstellen, welches an Schulen und zur Fortbildung genutzt werden kann. Treusch ist zuversichtlich: „In Zukunft soll aus der Reaktion eine Aktion erwachsen, die gezielte Angebote an Mitbürger und Mitbürgerinnen bietet“, denn „Wir wollen eine offene und eine demokratische Stadt sein, die Toleranz, Verständigung und ein gutes Miteinander ihrer Einwohnerinnen und Einwohner gleich welcher Nationalität pflegt“.
Von Tilman Tzschoppe